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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies
Autoren: Peter Tate
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Prolog
     
    Die Einsiedler- und Porzellankrebse luden sich neue Lasten schützender Algen auf den Rücken und brachen auf. Sogar die gelben Blasenschwämme wanderten zögernd die Küste von Panama hinauf.
    Die Seeanemonen lösten sich mit langsamen Tanzschritten von der Coronadoinsel, die Warmwassermollusken und Muscheln, die moosartigen Bryozoen und die Turbellarien von Kap San Lucas-La Paz vertrauten sich der Strömung an und erreichten in wenigen Monaten den Santa-Barbara-Kanal.
    Dort ließen sie sich häuslich nieder. Sie mußten den weiten Raum und die (zumindest vorläufige) Abwesenheit von Feinden als eine Art gelobtes Land für Krustentiere empfinden.
    Aber die Bucht von Concepcion hatte durchaus Bewohner.
    Tausende von Fiedlerkrebsen, die früher neben ihren feuchten Höhlen in den Pfützen an den steilen Küsten mit ihrem spärlichen Sand, Kieseln und ausgebleichten Muschelschalen gesessen hatten, waren vor den Bulldozern ins Meer geflüchtet.
    Die Stachelschnecken mit ihren rosa und weißen Häusern waren geblieben – und verschwanden unter dem gelben Strand, der sich plötzlich überall verbreite te. Begraben wurden auch die riesigen Hachas, die völlig von Manteltieren bedeckt waren und Ephurien und Krabben trugen. Wenn sie sich aus der Umklammerung des lockeren Sandes befreien konnten, wanderten sie ebenfalls in die See hinaus.
    Das seichte Wasser an der Küste war schon weitgehend mit Sanddollars und leuchtend roten, baumartigen Schwämmen auf alten Korallenstämmen bevölkert, die sich hier und da aus dem Sand erhoben und weiter draußen in der Bucht, in Tauchtiefe, noch häufiger auftraten.
    Weiter draußen gab es auch schwimmende Krebse, Würmer, die paddelartige Schwänze entwickelten, wenn sie ausgewachsen waren, und Streifenfische, die kaum zu sehen waren.
    Sie waren harmlos genug. Aber die Seeigel mit ihren langen, bösartigen Stacheln stachen wie Bienen. Sie lebten gern in einer Tiefe von acht Metern, der richtigen Arbeitstiefe für die Skuba-Männer.
    Für die meisten Meeresbewohner war die Zufuhr wärmeren Wassers nur ein Anlaß, um faul zu werden und größer, und mehr zu fressen.
    Nur die gewöhnliche Strandkrabbe, der Pa chygrapsus crassipes , witterte eine Täuschung, einen allzu kurzlebigen Vorteil in der Veränderung und setzte es sich in ihren winzigen Kopf, nach Norden auszuwandern, in kühlere Gewässer.
    „Haben Sie Zahlen, Freeley?“
    „Ja, Sir. Ich habe die Statistik für das Finanz-Jahr 1973 mitgebracht.“
    „Und was besagen die?“
    „Wie Sie wissen, haben wir das Erdöl aufgegeben, weil es zu teuer und die Ausbeute bis auf 75 % gesun ken war. Dies ist die erste Auswertung unserer Ergebnisse mit der neuen Energie. Setzen Sie einmal eine Profitrate von jährlich 10 % voraus und beachten Sie dann bitte zunächst die Spalte mit den Produktionsziffern, .“
    „Sicher, Freeley, sicher … Aber bitte vergessen Sie nicht: Ich arbeite hier nicht, ich bin bloß der Präsident.“
    „Ich bitte um Verzeihung, Sir. Um es in einer Nußschale zu sagen …“
    „In einer MUSCHEL schale, wollten Sie sagen, was Freeley? Haha … Warum lachen Sie nicht, Freeley?“
    „Ich versuche, diese Zahlen im Kopf zu behalten, Mr. President.“
    „Na gut, Freeley, ich werde es wohl nie mit euch Fachleuten aufnehmen können. Also reden Sie!“
    „Die Anlagen in Point Concepcion sind rentabel. Tausend Liter destilliertes Wasser kosten nur noch neun Cent. Das ist eine beträchtliche Verbesserung, gemessen an den früheren Planungsziffern des SWB von ca. zwei Dollar.“
    „Freeley, das Salzwasserbüro ist stolz auf Sie. Die Idee mit dem Kernkraftwerk war wirklich ausgezeichnet.“
    „Vielen Dank, Sir. Aber das kann ich nicht für mich in Anspruch nehmen. Da waren schon in den frühen sechziger Jahren eine Menge Leute – wie Sporn und Anderson und Aspinall … Präsident Kennedy war damals SEHR beeindruckt.“
    „Freeley, ich versuche, Ihnen zu gratulieren, und Sie widersprechen. Was soll das?“
    „Ich widerspreche nicht, Sir, ich …“
    „Verdammt noch mal, jetzt geht das schon wieder los … Probleme. Was haben Sie für Probleme?“
    „Eigentlich keine, Sir. Alles geht gut …“
    „Es läuft alles bestens, was? … Haha …“
    „Ja … Ja, Mr. President, alles bestens …“
    „Sie reiten völlig auf der Welle, was?“
    „Ja, natürlich … Sicher, Mr. President … Es gibt da nur eine Kleinigkeit.“
    „Lassen Sie hören.“
    „Wenn man es so sagt, klingt es ganz dumm …
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