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Das verplante Paradies

Das verplante Paradies

Titel: Das verplante Paradies
Autoren: Peter Tate
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der Straße und räusperte sich. Der Hüpfer war genau über ihm.
    „Innen treffen sich die Geister …“, begann er.
    Der Luftstrom trieb ihn auf den Bürgersteig zurück, seine Pi-Krawatte wickelte sich um seinen mageren Hals. Das war sein erster flüchtiger Eindruck von Simeon und Tomorrow Julie. Und ihrer ebenfalls von ihm.
    „Ich habe einmal einen Roman von Aldiss gelesen“, sagte Simeon vor sich hin und ohne Rücksicht darauf, ob Julie ihn verstehen konnte. „Die Leute saßen am Strand mit den Liegestühlen landeinwärts (gerichtet).“
    Er zögerte. Er mußte sich erinnern. „Glubglubleute auf einem Tagesausflug zum Erdrutsch.“
    Er blickte hinunter auf den leblosen Gelatineozean.
    Tomorrow Julie lachte vor sich hin. Vielleicht hatte sie ihn verstanden, aber vielleicht freute sie sich einfach über den Anblick von Playa 9, dem neuesten der Vergnügungszentren, die an Kaliforniens Pazifikküste wie Pilze aus dem Boden schossen.
    Wieder kicherte sie. Simeon ließ sich dazu bewegen, nach der Ursache zu fragen.
    „Du hast vielleicht Ideen“, sagte sie. „Glubglubleute.“
    „Aber es stimmt – jedenfalls ist es ein Roman, gedruckte Realität.“
    Simeon hatte sich an diese obskuren Erscheinungen gewöhnt, an die geheimnisvollen Worte und tief verankerten Szenen, die sich gelegentlich ungebeten in sein Bewußtsein drängten. Aber immer noch war er von ihren überraschenden Bedeutungen begeistert, und auf irrationale Weise war er beleidigt, wenn sie nicht hinreichend gewürdigt wurden.
    „Das steht da alles ganz genau“, sagte er.
    „O.K. O.K.“
    Julie hatte den Arm um seinen Rücken gelegt und drückte ihn an sich. Sie kannte seine Introvertiertheit. Sie wußte auch, daß sie einem bösen Selbstmitleid oft schmerzlich nahe kam.
    Sie hatte ihn in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft genau studiert und führte seine Haltung auf Schüchternheit, Interesselosigkeit, Eigenliebe und gewohnheitsmäßige Zerstreutheit zurück. Letzteres war wohl das beste, was sie erreichen konnte – jedenfalls ließ es sich mit seinen unregelmäßigen Gefühlsäußerungen vereinbaren.
    Playa 9 unterschied sich nur in geringen Einzelheiten von den anderen Badeorten an der Küste. Sie hätten in jedem anderen genauso bleiben können, die Anzie hungskraft von P 9 lag in seiner Neuheit, in der Chan ce, etwas zu finden, was seine Vorgänger noch nicht besaßen.
    Simeon steuerte sein Hovercraft zum ersten besten Scootel, stellte den Luftstrom ab und sperrte die Sicherung auf dem Armaturenbrett, die nur auf seine Fingerabdrücke reagierte.
    Beim Aussteigen klatschte er sich auf die Beine, um die Durchblutung anzuregen. Dann reichte er dem Mädchen seinen Arm, während es noch mit steifen Beinen herumstelzte.
    Gemeinsam gingen sie zur Anmeldungseinheit. Julie sah zu, wie er sich identifizierte und ohne Zögern auf der Wählscheibe zwei Einzelzimmer buchte.
     
    Zehn Jahre zuvor wären nur Masochisten an den frostigen Stränden des mittleren Kalifornien schwimmen gegangen, und im Hinterland begannen Industriekomplexe die glücklosen Kleinfarmen zu überwuchern. Das Land veränderte seine Funktion, und sogar die typische Unfruchtbarkeit verlor sich. Die Bevölkerung bemerkte diese Veränderung und fand sie unerträglich, weil sie alle Spuren ihrer früheren Kämpfe auslöschte (und damit die Tradition). Sie wanderte ins Landesinnere, um Wurzeln zu schlagen.
    Die Küste war schmal, felsig und völlig gerade gewesen.
    Aber inzwischen hatte die Regierung der Vereinigten Staaten aufgrund einer Empfehlung des Komitees für Inlandstourismus Wellenbrecher errichten lassen und Lagunen und kleine Buchten geschaffen. Entlang der ganzen Küste war Sand aus Hawaii aufgeschüttet worden.
    Man versuchte, die Strände der Mittelmeerküste nachzuahmen und die entsprechenden Farben und die freudige Atmosphäre, die plötzlich von den schwerarbeitenden Männern in den freudlosen Fabriken und den Frauen verlangt wurden, die sich immer noch voller Heimweh an jenen Teil ihrer Kindheit erinnerten, der die Psychedelische Ära genannt wurde.
    Durch einen glücklichen Zufall erwärmte sich gleichzeitig das Meereswasser durch das aufgeheizte Kühlwasser der nuklearen Entsalzungsanlage in Point Concepcion, das zusammen mit der nebenbei erzeugten Salzlake eine halbe Meile vor der Küste aus einer Pipeline strömte.
    Die Wassertemperatur in der Nähe der Küste betrug ständig zwischen 20 und 25 Grad.
    Die Sommernebel und Seewinde waren verschwunden. Aber auch
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