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Das Vermächtnis von Erdsee

Das Vermächtnis von Erdsee

Titel: Das Vermächtnis von Erdsee
Autoren: Ursula K. Leguin
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Wort in der Wahren Sprache. Ein wesentlicher Bestandteil der Begabung einer Hexe, eines Zauberers oder Magiers ist die Befähigung, den Wahren Namen eines Kindes zu wissen und dem Kind diesen Namen zu geben. Dieses Wissen kann nur unter bestimmten Bedingungen wachgerufen, die Gabe nur unter bestimmten Bedingungen angenommen werden - und auch nur zur rechten Zeit (gewöhnlich in der frühen Jugend) und am rechten Ort (nahe einer Quelle, einem Teich oder Fluss).
    Da der Name einer Person im wahrhaftigsten Sinn diese Person selbst ist, besitzt jeder, der ihn kennt, tatsächliche Macht über das Leben und den Tod dieser
    Person. Oft ist ein Wahrer Name niemandem bekannt außer dem Geber und seinem Träger, die ihn beide ein Leben lang geheim halten. Die Macht, den Wahren Namen zu geben, und die Verpflichtung, ihn geheim zu halten, sind eins. Wahre Namen sind verraten worden, doch nie vom Namengeber.
    Manche Menschen mit großer angeborener und gut ausgebildeter Begabung sind in der Lage, den Wahren Namen eines anderen herauszufinden oder ihn sogar ungerufen zu empfangen. Da solches Wissen missbraucht werden kann, ist es immens gefährlich. Gewöhnliche Menschen - und Drachen - halten ihren Wahren Namen geheim; Magier verbergen und schützen den ihren durch Zauber. Morred konnte seinen Feind nicht bekämpfen, bis der Regen den Namen seines Feindes in den Staub schrieb. Ged konnte den Drachen Yevaud bezwingen, weil er durch Zauberei und durch Wissen unter tausenden von falschen Namen Yevauds Wahren Namen herausgefunden hatte.
    Vor Morreds Zeit war Magie eine ungezähmte Begabung. Morred als König und Magier stellte die geistigen und moralischen Regeln der Kunst der Magie auf und versammelte Magier an seinem Hof, die bereit waren, für das Allgemeinwohl zusammenzuwirken und die ethischen Grundlagen und Grenzen ihres Handwerks zu untersuchen. Eine solche Harmonie herrschte im Allgemeinen bis zum Ende der Regierungszeit von Maharion. In den Finsteren Zeiten, als es keine Kontrolle über die Zauberkräfte gab und deren Missbrauch weit verbreitet war, kam die Magie insgesamt in Verruf.
     
    Die Schule von Rok
     
    Die Schule wurde, wie bereits gesagt, um 650 gegründet. Die Neun Meister oder Meister-Lehrer von Rok waren ursprünglich:
    Windschlüssel, der Meister des Wetterzaubers Hand, der Meister der Tricks und Illusionen
    Kräuterkundiger, Meister der Heilkunde
    Verwandler, Meister der Zauber, welche Materie und Körper verwandeln
    Beschwörer, Meister der Zauber, welche die Geister von Lebenden und Toten beschwören
    Namengeber, Meister der Kenntnisse in der Wahren Sprache
    Formgeber, Bewohner des Immanenten Hains, Meister der Bedeutung und des Sinns
    Finder, Meister der Findezauber, der Binde-und Rückholzauber
    Türhüter, Meister des Eintritts und Verlassens des Großhauses
     
    Der erste Erzmagier, Halkel, schaffte den Titel des Finders ab und ersetzte ihn durch den des Sängers. Die Aufgabe des Sängers ist die Bewahrung und die Weitergabe des gesamten Schatzes an Sagen, Gesängen, Balladen und Liedern etc. und aller gesungenen Zauber.
    Der ursprünglich ungenaue, nicht festgelegte Gebrauch der Bezeichnungen Hexe, Zauberer, Magier wurde unter Halkel einer strikten Rangfolge unterworfen. Seinen Regeln gemäß war:
    Hexerei auf Frauen beschränkt. Alle von Frauen ausgeübte Magie wurde >Grundhandwerk< genannt, auch wenn sie sonst als >hohe Kunst< eingestufte Praktiken umfasste wie Heilen, Singen, Verwandeln. Hexen hatten voneinander oder von Zauberern zu lernen. Der Zutritt in die Schule v on Rok war ihnen verwehrt; Hal kel riet allen Magiern ab, Frauen überhaupt irgendetwas beizubringen. Insbesondere verbot er jeden Unterricht in der Wahren Sprache für Frauen, und obwohl seine Vorschrift weitgehend ignoriert wurde, führte sie doch auf Dauer zu einem großen Defizit an Wissen und Macht bei den Frauen, die Magie ausübten.
    Zauberei wurde von Männern ausgeübt - das Einzige, was sie eindeutig von Hexerei unterscheidet. Zauberer bildeten sich gegenseitig aus und kannten einige Worte in der Wahren Sprache; Zauberei umfasste einerseits das Grundhandwerk, wie Halkel es beschrieb (Finden, Nähen, Wünschelrutengehen, Tierheilung etc.), sowie einige der Hohen Künste (Heilung von Menschen, Singen, Wettermachen). Ein Schüler, der eine Begabung zur Zauberei zeigte und zur Ausbildung nach Rok geschickt wurde, musste als Erstes die Hohen Künste erlernen, und wenn er darin erfolgreich war, konnte er mit dem Erlernen der
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