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Das Vermächtnis von Erdsee

Das Vermächtnis von Erdsee

Titel: Das Vermächtnis von Erdsee
Autoren: Ursula K. Leguin
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(womöglich dieselbe, die Elfarran auf Solea gegen den Feind eingesetzt hatte), verwandelte er die heiligen Quellen von Schelieth in den Gärten der Lords von Weg in eine Springflut; diese trieb die Eindringlinge an die Küste zurück, wo Maharions Heer sie erwartete. Kein Schiff dieser Flotte kehrte nach Karego-At zurück.
    Erreth-Akbes nächste Herausforderung war ein Magier, Feuerherrscher genannt, dessen Macht so groß war, dass er den Tag um fünf Stunden verlängerte, obwohl er die Sonne nicht im Mittag anhalten und die Dunkelheit auf immer von der Insel verbannen konnte, wie er geschworen hatte. Der Magier nahm Drachengestalt um, um Erreth-Akbe zu bekämpfen, aber schließlich wurde er besiegt, zum Schaden der Wälder und Städte von Ilien, die er während des Kampfes in Brand setzte.
    Gut möglich, dass der Magier tatsächlich ein Drache in Menschengestalt war; denn schon bald nach seinem Sturz brachte Orm, der große Drache, der Ath besiegt hatte, Besucher seiner Art zum Plündern auf die Inseln im Westen des Archipels - vielleicht, um den Feuerherrscher zu rächen. Diese heftigen Kämpfe verbreiteten großen Schrecken und ganze Geschwader von Booten brachten Flüchtlinge von Paln und Semel auf die Inseln im Inneren Bereich. Aber die Drachen richteten nicht so viel Schaden an wie die Kargs, und Maharion war der Ansicht, dass die dringendere Gefahr im Osten lag. Während er selbst zum Kampf gegen die Drachen in den Westen zog, schickte er Erreth-Akbe nach Osten, um Friedensverhandlungen mit dem König des Kargadreichs zu führen.
    Heru, die Königinmutter, gab dem Boten den Ring mit, den Morred Elfarran gegeben hatte; ihr Gatte Aimal hatte ihn ihr zur Hochzeit geschenkt. Er war unter den Nachfahren Serriadhs von Generation zu Generation weitergereicht worden und war ihr kostbarster Besitz. In ihn war ein Zeichen eingraviert, das sonst nirgends zu sehen war, die Binderune oder Rune des Friedens, von der man glaubte, dass sie das Unterpfand für eine friedliche und gerechte Herrschaft sei. »Lass den Kargerkönig Morreds Ring tragen«, sagte die Königinmutter. So besuchte er die Stadt des Königs in Karego-At mit reichen Gaben und friedlichen Absichten.
    Dort wurde er von König Thoreg wohlwollend empfangen, der nach der vernichtenden Niederlage seiner Flotte bereit war, einen Waffenstillstand zu schließen und sich von den hardischen Inseln zurückzuziehen, wenn Maharion keine Vergeltung suchte.
    Die Kargerkönige standen jedoch schon damals unter dem Einfluss von Hohepriestern des Zwillingsgottes. Thoregs Hohepriester, Inathin, war gegen jeden Waffenstillstand und jeden Friedensschluss, daher forderte er Erreth-Akbe zum Wettkampf in Magie heraus. Da die Karg keine hardische Magie betrieben, muss Inathin Erreth-Akbe an eine Stelle gelockt haben, wo die Urmächte der Erde seine Kraft zunichte machten. Das hardische Gedi cht von den Heldentaten des Er reth-Akbe spricht nur von dem Helden und dem Priester, die miteinander rangen, bis
    die Schwäche der alten Dunkelheit Erreth-Akbes Glieder erfasst, die Stille der Mutter Dunkelheit seinen Geist umfängt.
    Lang lag er da, vergessen der hohe Ruhm und die Bruderschaft, lang, und auf seiner Brust lag der Runenring, zerbrochen.
     
    Die Tochter des >weisen Königs Thoreg< weckte Erreth-Akbe aus dieser Trance oder diesem Bann und gab ihm seine Kräfte zurück. Er schenkte ihr die eine Hälfte vom Ring des Friedens. (Er wurde über fünfhundert Jahre unter ihren Nachkommen weitergereicht und fiel schließlich den letzten Nachfahren Thoregs zu, einem Geschwisterpaar in der Verbannung auf einer verlassenen Insel im Ostbereich. Die Schwester gab ihn an Ged weiter.) Inathin behielt die andere Hälfte des zerbrochenen Rings, und sie »ging ein ins Dunkel« - das heißt, in den großen Schatz bei den Gräbern von Atuan. (Dort fand ihn Ged; er setzte die beiden Hälften und damit die verlorene Rune des Friedens zusammen. Er und Tenar brachten den Ring schließlich zurück nach Havnor.)
    In der kargischen Version der Geschichte, die als heiliger Text vom Priester rezitiert wird, heißt es, Inathin habe Erreth-Akbe besiegt, der »seinen Stab, sein Amulett und seine Macht verlor« und als gebrochener Mann nach Havnor zurückkroch. Aber damals trugen Magier keinen Stab, und Erreth Akbe war gewiss kein gebrochener Mann, als er den Kampf mit dem Drachen Orm auf nahm.
    König Maharion suchte Frieden und sollte ihn nie finden. Während Erreth-Akbe in Karego-At war (das können Jahre
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