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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter
Autoren: Michael Rothballer
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Purpurschnecken.«
    »Abergläubischer Tor!«, gab Megas verärgert zurück. »Du glaubst an Gerechtigkeit nach dem Tod? Ich sage dir, dich empfängt nach deinem Dahinscheiden nichts als das große Verblassen. Dein Verstand löst sich auf und deine Existenz ist für immer ausgelöscht. Diese kindliche Vorstellung von einer wohlig warmen Halle voller Geborgenheit, in der niemals Mangel herrscht und wo man alle Verstorbenen wieder sieht, rührt doch nur von den banalen Lügenmärchen eurer Priester her. Sie erzählen euch diese Geschichten, damit niemand auf den Gedanken kommt, er könne sein Leben auch ohne priesterliche Bevormundung bestreiten. Der viergöttlichen Kirche geht es ausschließlich um Macht und Einflussnahme in dieser Welt. Das sollte dir doch spätestens bewusst geworden sein, nachdem euch der Citarim durch seine Intrigen zur Flucht aus Tilet gezwungen und Arden zum Werkzeug seines Willens gemacht hat.«
    »Für jemanden, der sich mit dem Citarim verbündet hat, um seine eigenen Machtgelüste zu stillen, urteilst du aber sehr hart über die Citkirche und ihr Oberhaupt.« Tatsächlich hatte Megas’ Bemerkung Targ mehr erstaunt, als er sich eingestehen wollte.
    »Nicht, dass ich darauf großen Wert legen würde«, entgegnete Megas kühl, »aber eigentlich müsstet ihr alle mir dankbar dafür sein, dass ich versuche, den Citarim im Zaum zu halten.«
    Targ wurde von einem abgehackten Lachen geschüttelt. »Ja, natürlich«, bemerkte er sarkastisch, »du bist unser aller Retter, dessen Tun nur ständig missverstanden wird, weshalb dich nun alle gänzlich ungerechtfertigt für einen feigen Mörder und Verräter halten.«
    »Wenn ich nicht den Hafen von Tilet im Handstreich genommen und damit den unblutigen Umsturz innerhalb der Stadt überhaupt erst ermöglicht hätte, dann wären bei der Eroberung Tilets durch euer Heer Tausende elendig gestorben.« Megas ließ sich zwar nicht im Geringsten durch Targs Beleidigungen beeindrucken, aber er gab sich bemerkenswert viel Mühe, sein Vorgehen in dieser Angelegenheit zu erklären. Diese ungewohnte Redseligkeit stimmte Targ überaus misstrauisch, denn entweder wollte sich Megas tatsächlich vor ihm rechtfertigen, was aber eher unwahrscheinlich schien, oder er plante etwas anderes, das Targ bisher noch nicht durchschaute.
    »Natürlich«, setzte Megas seine Erläuterungen fort, »hätte das am Ergebnis nicht viel geändert: Arden wäre trotzdem der neue König geworden mit dem Citarim als Machthaber im Hintergrund. Der entscheidende Unterschied läge allerdings darin, dass der Citarim seine Macht nicht mit mir teilen müsste. So wie die Dinge im Moment stehen, muss er sich vorsehen, dass ich ihm seine mühsam errungene Vorherrschaft nicht wieder streitig mache. Dadurch kann er seine Pläne nicht ungehindert in die Tat umsetzen und glaube mir, das ist auch gut so. Ich weiß nicht genau, was dieser verdörrte Eiferer in seinem kranken Gehirn ausbrütet, aber besonders mit Arden und seinem Schwert scheint er noch Großes vorzuhaben.«
    »Und was sollte das Großes sein?«, erkundigte sich Targ und fragte sich zugleich, ob er überhaupt irgendetwas glauben durfte, was Megas von sich gab. Dennoch kam er nicht umhin, zuzugeben, dass die unerwartete Wendung in dem Gespräch mit seinem Erzfeind seine Neugier geweckt hatte, und gerade das begann ihn zunehmend zu irritieren.
    »Seit dem Überfall auf eure Kriegerschule«, gab Megas zur Antwort, »als mir Arden mit dieser leuchtenden Klinge in der Hand entgegengetreten ist, habe ich versucht, mehr über sein Schwert in Erfahrung zu bringen. Unter den Ecorimkämpfern hieß es ja immer, es handle sich dabei um Cor, das Schwert Noran Karwanders. Aber dank meiner Verbindungen zur Citpriesterschaft gelang es mir, herauszufinden, dass es in Wahrheit das angeblich göttliche Schwert ›Fendralin‹ ist, welches sogar im Heiligen Buch des Cit Erwähnung findet. Dort heißt es, Fendralin sei einst von den Göttern geschmiedet worden, um einem ihrer Kinder übergeben zu werden, das dann die Menschen in den Drachenkriegen anführen soll. Das an sich wäre für mich nicht weiter von Belang gewesen, handelt es sich doch bei dieser Geschichte nur um eine weitere jener märchenhaften Kirchensagen aus der Frühzeit der Ostlande, der man genauso wenig Glauben schenken sollte wie den vier Göttergestalten Citheons. Was das Ganze jedoch für mich glaubhaft erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass es im Inselreich Jovena eine alte Legende gibt,
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