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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter
Autoren: Michael Rothballer
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ins Straucheln zu bringen. Aber jetzt, da alles ausgesprochen worden war, entfalteten Megas’ Worte ihre Wirkung wie ein schleichendes Gift, das unaufhaltsam in Targs Kopf zirkulierte. Der Ecorimkämpfer konnte nicht einfach ignorieren, was er gehört hatte. Selbst wenn es nicht der Wahrheit entsprach, dass Ardens Waffe das angeblich so gefürchtete Schwert Feuerzwinger war, wusste Targ doch, dass Megas aller Wahrscheinlichkeit nach mit seiner Einschätzung der Kirche und ihres Oberhauptes richtig lag. Im Grunde war Targ selbst schon zu diesem Schluss gelangt und er wusste nur zu genau, wie Meatril über die Citkirche und ihre Priester dachte. Daraus folgte aber zwangsläufig, dass es nur von Vorteil sein konnte, wenn Megas und der Citarim versuchten, sich gegenseitig auszubooten. Megas würde sich dem Kirchenfürsten niemals freiwillig unterordnen und der Citarim würde einen Ungläubigen an seiner Seite nicht länger tolerieren als nötig. Ein Konflikt zwischen den beiden momentan mächtigsten Männern der Ostlande war somit bereits abzusehen. Die Vernunft ließ also eigentlich keinen anderen Entschluss zu, als auf Megas’ Vorschlag einzugehen.
    Aber da gab es ja noch seinen Stolz, seine Wut und seinen Hass, die in ihm nach ihrem Recht schrien. Targ konnte sich immer noch nicht dazu durchringen, alles beiseitezuschieben, was ihm Megas angetan hatte. »Falls ich mich tatsächlich darauf einlassen sollte, dir zu helfen«, sagte er zurückhaltend, »wohin willst du denn eigentlich gehen?«
    »Zunächst einmal auf kürzestem Weg raus aus diesem Sumpf«, antwortete Megas knapp.
    »Das hieße also wieder zurück«, schlussfolgerte Targ. »Aber wie soll es dann weitergehen? Wie willst du die Insel verlassen?«
    »Wir gehen in die Stadt«, kam wie selbstverständlich Megas’ Erwiderung, »und du sorgst dafür, dass ich wohlbehalten zu einem der Schiffe meiner Flotte gebracht werde. Dafür gebe ich dir mein Wort, dass wir keinen weiteren Angriff versuchen und nach Tilet zurückkehren.«
    »Das kann unmöglich dein Ernst sein!« Targ wusste nicht, ob er amüsiert oder verärgert sein sollte. »Meatril und Deran werden dich in der Luft zerreißen, wenn sie dich in die Finger bekommen.«
    »Ebendas war auch der Grund, warum ich versucht habe, zu entkommen«, entgegnete Megas. »Keiner von euch hätte mir zugehört, wenn ich mich einfach so ergeben hätte. Erst unsere missliche Pattsituation in diesem Sumpf bot mir unverhofft doch noch die Gelegenheit, dir ein paar gute Gründe zu nennen, mein Leben zu schonen. Und nun vertraue ich auf deine Verständigkeit, Targ. Gib mir dein Wort, dass du den anderen begreiflich machen wirst, weshalb ich lebend zu meiner Flotte zurückkehren muss. Dann werde ich mit dir in die Stadt kommen.«
    Megas unternahm den dreisten Versuch, Targ mittels Ehrenschwur in die Pflicht zu nehmen. Doch ein Verräter und Mörder verdiente keine Aufrichtigkeit, sagte sich Targ. Er wusste zwar, dass Eringar in diesem Fall anderer Meinung gewesen wäre, aber der jüngste Ecorimkämpfer konnte jetzt nicht mehr an Targs Seite stehen, eben weil er gezögert hatte, dem unbewaffneten Megas ohne Rücksicht auf Ehre und Gewissen die Klinge ins Herz zu stoßen. Targ würde sich von solchen moralischen Erwägungen nicht beirren lassen. Wenn Megas erst einmal in einer der Zellen unter dem Tempel der Festung von Andobras saß, konnte Targ mit den anderen in Ruhe eine Entscheidung darüber fällen, was mit dem Inselherrn von Ho’Neb geschehen sollte. Und wenn sie gemeinsam zu dem Schluss kämen, dass Megas für seine unzähligen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden sollte, dann müsste Targ ebnen den Schwur, den er gerade im Begriff war, zu leisten, für hinfällig erklären. Das würde ihm mit Sicherheit keine schlaflosen Nächte bereiten.
    »Also gut«, willigte Targ ein, »du hast mein Wort. Aber ich verlange, dass du sämtliche Waffen zurücklässt.«
    »Ich hatte ohnehin nicht vor, mich auf unserem bevorstehenden Marsch mit Schwert oder Rüstung zu belasten«, entgegnete Megas. »Es wird auch ohne beschwerlich genug werden.«
    Mit diesen Worten begann Megas, seine Rüstung abzulegen. Targ entledigte sich ebenfalls seines Brustpanzers und überzeugte sich dann tastend, ob tatsächlich auch beide Schwerter am Boden neben den Rüstungsteilen lagen. Als er sicher sein konnte, dass Megas unbewaffnet war, streckte er die Hand aus.
    »Leg deinen Arm über meine Schulter«, forderte er Megas auf. »Versuchen wir mal,
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