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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter
Autoren: Michael Rothballer
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er es im Gegensatz zu euch anderen fertig gebracht, mich zu überraschen. Vielleicht hätte er mich sogar verwunden oder töten können, aber er ließ die Gelegenheit verstreichen. Und das wurde bestraft.« Er lachte, was für Targ einer Ohrfeige gleichkam.
    »Glaubst du«, fuhr Megas sogleich mit seinen Ausführungen fort, »eines der Lebewesen in diesem Sumpf würde auch nur einen winzigen Moment zögern, wenn es in eine ähnliche Situation käme? Du hast es am eigenen Leib erfahren, sie schlagen zu, wann immer sich ihnen eine Möglichkeit bietet. Töten oder getötet werden, das ist hier Gesetz. Sie kennen keinen Skrupel. Warum auch? Es ist nur natürlich, das eigene Leben höher zu schätzen als das der anderen. In dieser Hinsicht könntet ihr heldenhaften Ecorimkämpfer noch viel von den Tieren, ja sogar den Pflanzen hier lernen.«
    »Hör auf! Deine Reden machen mich krank.« Targ fasste sich mit beiden Händen an den Kopf, als müsse dieser gleich zerspringen. »Kannst du nicht endlich verschwinden? Wenn ich schon sterben muss, dann soll mir dein selbstverliebtes Geschwätz nicht meine letzten Augenblicke vergiften.«
    Megas seufzte. »Wie schon mehrfach erwähnt, sind wir aufeinander angewiesen, wenn wir diesen Sumpf lebend verlassen wollen. Denn auch ich bin von den Waffen der feindseligen Natur nicht verschont worden. Beim Durchwaten eines Wassergrabens haben sich die Stacheln einer verborgenen Ranke tief in mein Fleisch gebohrt. Ich habe die Wunde zunächst ignoriert, weil ich sie als nicht weiter schlimm erachtete, aber die Schmerzen zwangen mich schließlich dazu, genauer nachzusehen. Mehrere Stacheln steckten noch in meinem Unterschenkel, aber nicht alle ließen sich herausziehen, da sie mit Widerhaken besetzt waren. Ich hätte sie herausschneiden können, aber ich entschied, dass es keine gute Idee war, mit einer offenen Beinwunde durch diesen Sumpf zu marschieren. Also blieben die Stacheln, wo sie waren, und ich setzte meinen Weg fort. Doch es wurde immer schlimmer. Bald konnte ich kaum noch auftreten und musste eine längere Rast einlegen. Ich schlief auch ein wenig. Als ich wieder erwachte, besah ich mir noch einmal die Eintrittsstelle, und obwohl ich es zunächst für unmöglich hielt, konnte doch kein Zweifel bestehen: Der Stachel war gewachsen. Er schien eine Art Trieb unter meiner Haut gebildet zu haben, und das in nicht einmal einem Tag.«
    Diesmal war es Targ, der ein hämisches Gelächter von sich gab. »Ich glaube, du hast die Ehre, einer dieser Stachelranken vom Eingang des Sumpfgebiets als Wirt zu dienen. Bei den ausgewachsenen Ranken, die ich gesehen habe, lagen immer die Knochen eines Tieres drum herum. Offenbar plant dich diese trickreiche Grünpflanze umzubringen und auf dir – oder vielmehr in dir – ihre Wurzeln zu schlagen.« Er kicherte noch einmal schadenfroh in sich hinein. »Ich hätte nicht gedacht, dass mir diese abscheuliche Ranke noch so sympathisch werden könnte.«
    Megas’ Antwort ließ lange auf sich warten und Targ registrierte dieses Zögern mit einem Gefühl des Triumphs. Wenigstens war es ihm gelungen, den verhassten Verräter zu verunsichern.
    »Umso schneller sollte ich dieses Ding aus meinem Bein schneiden«, stellte Megas fest, ohne das geringste Zeichen der Besorgnis in seiner Stimme. Aber Targ hatte auch nicht erwartet, dass sich sein Todfeind diese Blöße geben würde.
    »Aber das kann ich erst machen, wenn ich nicht mehr durch diese verpesteten Sümpfe waten muss«, setzte Megas hinzu, »die ich allerdings wegen der Schmerzen in meinem Bein nicht aus eigener Kraft verlassen kann. Daraus ergibt sich die interessante Situation, dass wir beide nur mit der Hilfe des anderen überleben werden. Ich kann dich führen, wenn du mich stützt.«
    »Das kannst du vergessen«, schmetterte Targ den Vorschlag verächtlich ab. »Sobald ich dich hingebracht habe, wo auch immer du hinwillst, wirst du mir dein Schwert in den Rücken stoßen und dann verschwinden. Das darf ich nicht zulassen. Im Moment könnte ich mit einem guten Gefühl abtreten, weil ich weiß, dass du mir alsbald in die Zwischenwelt nachfolgen wirst. Dort musst du dann bis ans Ende aller Tage auf der Flucht vor den Dämonen herumirren, denen du dein Herz verpfändet hast, während ich mit Eringar, Estol und Derbil in Xelos’ warmer Halle sitze und mich an deiner niemals endenden Bestrafung erfreue. Glaub mir, bei solchen Aussichten schreckt mich nicht einmal der Tod durch diese
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