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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter
Autoren: Michael Rothballer
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in der die besagte Klinge ebenfalls vorkommt. Allerdings wird in diesem Fall nicht ganz so schmeichelhaft von Fendralin berichtet wie in den Niederschriften der Kirche. Als nämlich die ersten Menschen nach Jovena kamen – so wird es erzählt –, waren sie auf der Flucht vor einer geheimnisvollen Klinge namens Fendralin, von der sie auf Geheiß der Götter gezwungen wurden, ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben gegen die übermächtigen Drachen zu kämpfen. Deshalb schworen diese ersten Siedler auf den jovenischen Inseln allen Göttern ab. Sie hatten ihre eigene Bezeichnung für Fendralin, jene verhasste Waffe, die sie reihenweise in das todbringende Drachenfeuer getrieben hätte, wäre es ihnen nicht gelungen, zu fliehen. Sie nannten das Schwert: Feuerzwinger.«
    Eine längere Pause trat ein, in der Targ verzweifelt versuchte, seine Gedanken wieder in Ordnung zu bringen. Es fiel ihm äußerst schwer, all den Hass und die Vorbehalte Megas gegenüber beiseitezuschieben, um über das, was ihm dieser gerade offenbart hatte, unvoreingenommen nachzudenken. Über allem schwebte außerdem die Frage, was Megas damit bezweckte, ihm diese Informationen zu überlassen. Wollte er ihn nur verwirren und damit seine Entschlossenheit untergraben?
    »Warum sollte ich dir das alles glauben?«, verlangte er schließlich zu erfahren.
    »Weshalb sollte ich dich belügen?«, konterte Megas. »Ich wollte nur, dass du begreifst, wie töricht es ist, auf das zu vertrauen, was die Citkirche und ihre Priester verkünden. Hinter all dieser vorgeblichen Götterfurcht steckt einzig und allein das Streben nach Macht, also überlege dir gut, woran du glaubst.«
    »Ich kann auf deine weisen Ratschläge verzichten, Megas«, grollte Targ. »Du willst mir allen Ernstes vorgaukeln, dass dein Überleben zum Wohle der Ostlande unerlässlich ist, weil du uns vor dem bösen Citarim beschützen musst? Und nur aufgrund dieser Geschichte soll ich meine Meinung ändern? Hast du nichts Besseres vorzubringen?«
    »Denk nach, Targ«, forderte Megas eindringlich. »Was wird geschehen, wenn ich nicht mit meiner Flotte nach Tilet zurückkehre?«
    Targ zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht gibt es ein großes Fest, weil sie dich endlich los sind.«
    Megas ignorierte die Bemerkung. »Da ich keinen Erben habe, wird auf meiner Heimatinsel Ho’Neb unweigerlich ein Streit über meine Nachfolge ausbrechen. Damit ist Ho’Neb geschwächt. Jorig Techel wird diese Schwäche ausnützen, um sich für seine Absetzung zu rächen, und ganz Jovena versinkt im Krieg. Die Flotte Ho’Nebs muss Tilet verlassen, um die Heimat zu schützen, und so bekommt der Citarim für seine Pläne endgültig freie Hand. Wir können davon ausgehen, dass er Arden nicht umsonst als Marionettenkönig eingesetzt hat, der für ihn das Schwert Fendralin führt. Also beabsichtigt der Kirchenführer offenkundig, irgendeine große Schlacht zu schlagen, bei der er ein gewaltiges Heer an willenlos ergebenen Soldaten benötigt – Tausende von Menschen, die dem Schwert bedingungslos folgen, koste es, was es wolle. Aber gegen wen soll der Krieg gehen, frage ich mich. Die ›Gottlosen‹ in Jovena? Die Fürsten von Etecrar? Die aufsässigen Fendländer? Skardoskoin? Oder gegen jemanden, an den keiner von uns gedacht hat? Ich weiß es im Moment leider noch nicht, aber willst du riskieren, es in Kürze herauszufinden?«
    Targ kaute auf seiner Lippe herum. Innerlich versuchte er, sich der Logik von Megas’ Worten zu entwinden, aber es wollte ihm einfach nicht gelingen. Die Möglichkeit blieb bestehen, dass der verabscheute Mörder tatsächlich die Wahrheit sprach. Die nüchterne, bedächtige Seite von Targs Wesen warnte ihn davor, aus reinem Rachedurst nicht nur sein eigenes Leben fortzuwerfen, sondern sogar noch die Bedrohung durch den Citarim zu vergrößern, indem er Megas mit sich in den Tod nahm. Der gefühlsbetonte Teil seiner Persönlichkeit beharrte dagegen immer noch auf Vergeltung, ganz egal, wie hoch der Preis auch sein mochte. Der Gedanke, Megas aus freien Stücken zur Flucht zu verhelfen, erschien so abwegig und unerträglich, dass Targ am liebsten laut geschrien hätte. Warum war er auch von dieser verwünschten Kröte geblendet worden! Er hätte Megas in dessen momentanem Zustand mit Leichtigkeit bezwingen können, wenn er selbst im Vollbesitz seiner körperlichen Fähigkeiten gewesen wäre. Targ hätte dem Verräter keine Zeit gelassen, ihn mit all diesen verwirrenden Erkenntnissen
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