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Das Vermächtnis der Schwerter

Titel: Das Vermächtnis der Schwerter
Autoren: Michael Rothballer
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Mund und sagte mit lauter, klarer Stimme: »Er ist da.«
    Daias Unterkiefer klappte vor Überraschung nach unten. Dies waren nicht nur die ersten verständlichen Laute, die das Mädchen seit ihrer Ankunft in der Kriegerschule von sich gegeben hatte, Thalia hatte auf Anhieb einen fehlerfreien Satz formuliert.
    Dann wurde ein klagendes, durchdringendes Geschrei laut, wie es nur von einem Neugeborenen stammen konnte. Kurz darauf teilten sich die Fellvorhänge und die alte Hebamme erschien mit einem kleinen weißen Tuchbündel im Arm, aus dem das zornige Gebrüll kam.
    »Es ist ein Junge«, verkündete sie mit brüchiger Stimme. »Tarana wünscht, sein Name möge Arlion sein.«
    »Geht es Tarana gut?«, erkundigte sich Daia mit den Tränen ringend.
    »Es war eine schwere Geburt«, erwiderte die Alte. »Sie ist erschöpft, aber es wird ihr bald besser gehen. Wollt ihr Arlion einmal halten?«
    Daia nickte zaghaft und ließ sich dann von der Hebamme das kleine, fast gänzlich von Leintüchern verhüllte Wesen geben. So vorsichtig, als trage sie ein rohes Ei, ging sie in die Knie, damit Thalia ebenfalls einen Blick auf das puterrote Gesicht des kleinen Neuankömmlings werfen konnte. Schüchtern trat die Kleine heran und beugte sich über das schreiende Bündel in Daias Arm. Sanft berührte sie die Stirn von Taranas Sohn und im gleichen Augenblick verstummte dessen Geschrei so abrupt, dass die Hebamme besorgt hinzutrat. Doch Arlions ruhige Atemgeräusche ließen keinen Zweifel daran, dass der Säugling unvermittelt eingeschlafen war. Die alte Istanoit sah Thalia prüfend ins Gesicht:
    »Mir scheint, die Göttin Bajula hat ein verborgenes Band zwischen diesen beiden Kindern gewebt.«
    Daia nickte nur. Es war alles etwas zu viel für sie. Doch jetzt zählte ohnehin nur, dass Tarana und ihr Kind wohlauf waren, alles andere würde sich schon noch erweisen. Arlion … Unwillkürlich musste Daia an Arton denken. Bestimmt wäre er überglücklich über die Geburt seines Sohnes gewesen, dachte sie und seufzte.

    Arton stand allein vor dem kreisrunden Eingang, das Schwert Themuron in der Rechten. Er konnte die Tausende von Leben fühlen, die sich unter ihm in der Erde verbargen. Jeden einzelnen Wurzelbalg nahm er wahr, als wären die Wesen Finger seiner Hand, und ebenso konnte er sie auch nach seinem Willen lenken. Tausende von Gliedmaßen, die alle auf seinen Befehl hin handelten, eine Einheit aus zahllosen Körpern, eine Macht unvorstellbaren Ausmaßes. Es war kaum zu vergleichen mit den lächerlichen Versuchen von früher, mittels seiner »Gabe« den Willen anderer Menschen niederzuringen. Dieses Mal hielt er das Schwert Tausendsturm in Händen. Die Kraft seines Geistes wuchs damit weit über die gewöhnlicher Sterblicher hinaus.
    Dann riss seine Konzentration abermals ab, er verlor die Verbindung zu der großen Masse der Wurzelbälger in ihrem unterirdischen Bau und konnte nur noch einige Dutzend mit seinen Gedanken erreichen.
    Der Citarim hatte recht. Arton musste noch viel lernen. Aber seit ihn der Kirchenführer endlich aus seiner finsteren Isolation im Keller des Tempels befreit hatte, war er schon um so vieles weitergekommen in der Beherrschung seiner Kräfte. Daher nahm er diesen erneuten Rückschlag, bedingt durch seine immer noch mangelnde Konzentration, ohne zu hadern hin. Arton wusste, dass er kurz davorstand, etwas Bedeutsames zu leisten. Wie sein Vater würde er bald über eine Armee von Wurzelbälgern gebieten. Vielleicht mit Ausnahme des Citarim war dazu niemand sonst in der Lage. Und dann würde ihm der oberste Citpriester auch endlich eröffnen, welche Aufgabe die Götter für ihren Auserwählten Arton Erenor vorgesehen hatten. Er war jetzt fest entschlossen, seinen Teil zum Gelingen des göttlichen Plans beizutragen. Er wollte endlich auf der richtigen Seite stehen.

 
PERSONENVERZEICHNIS
     
    Abak Belchaim: Berater von König Jorig Techel, Gelehrter
    Arden Erenor: Schwertmeister, Sohn Ecorim Erenors, offizieller Erbe von Ecorims Schwert
    Arlion: Sohn von Tarana und Arton
    Arton Erenor: Schwertmeister, Halbbruder von Arden, Träger des Schwertes Tausendsturm
    Barat: aus der Armee ausgeschiedener Soldat, Rais väterlicher Freund, will Andobras in eine freie Insel verwandeln
    Belena Sogwin: ehemalige Geliebte von Arden, Mutter von Thalia
    Breolm: der Feuerherold, erster Anführer der Xeliten
    Daia Ehrenfels: Ecorimkämpferin, Gefährtin von Meatril, Geliebte von Arden, Freundin Taranas
    Deran und Targ Soldarin:
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