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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land
Autoren: J Birmingham
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kleinen Menschengruppe, der ihn und Sofia aufgenommen hatte, der sie praktisch adoptiert hatte, nachdem sie Crockett hinter sich gebracht hatten, war auf der anderen Seite der Herde geritten, zusammen mit seiner Frau. Miguel hatte ihn gut genug gekannt, um zu wissen, dass er sich niemals freiwillig von seiner Frau getrennt hätte, nicht mal im schlimmsten Sturm. Dass er nirgendwo zu sehen war, war kein gutes Zeichen.

    Miguel winkte und gestikulierte, um ihnen zu zeigen, dass sie dortbleiben sollten. Adam signalisierte zurück, dass er verstanden hatte. Zitternd vor Kälte und in völlig durchnässten Kleidern machte Miguel sich daran, die Ausmaße der Zerstörung zu begutachten.
     
    »Alle tot«, wimmerte Aronsons Frau. »Sind wirklich alle tot?«
    »Ich fürchte ja«, sagte Miguel, und die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er war es gewesen, der vorgeschlagen, sogar darauf bestanden hatte, dass sie nach Nordosten ritten, um Konfrontationen mit den Road Agents zu vermeiden. Aber genau deshalb waren sie in diese Katastrophe geraten.
    Vier Stunden lang war er das verwüstete Tal entlanggeritten. Überall hatte er tote Tiere vorgefunden, entwurzelte Bäume, die Leichen der Vermissten, nur nicht Miss Gray, die Freundin von Adam. Überall Tod und Zerstörung.
    Die Herde war zersprengt und vernichtet.
    Seine eigenen Pferde und Blue Dog waren fort.
    Die wenigen Überlebenden hatten sich um einen funkensprühenden Kamin versammelt, in einer verrosteten Blechhütte auf einer Anhöhe ungefähr fünf Kilometer von dem Ort entfernt, an dem sie alles verloren hatten. Er selbst, Sofia, Maive Aronson, Adam und Trudi Jessup und Marsha, die ehemalige Hure, die nun Adams feuchte Jeans trug und ein viel zu großes Flanellhemd und eine Lammfelljacke aus Miguels Gepäck.
    Wenn sie nur eine Stunde später gekommen wären, hätte die Flut sie nicht überrascht. Wenn der Sturm nicht ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt losgebrochen wäre, hätten sie genug Zeit gehabt, um die Herde und sich selbst in Sicherheit zu bringen.
    Draußen fiel ein stetiger Regen, und gelegentlich bliesen Windböen Regentropfen und manchmal sogar Graupel in ihre Schutzhütte, die Miguel wie der Außenposten
einer größeren Farm vorkam. Entlang der hinteren Wand zog sich eine Werkbank, auf der Zaumzeug lag, darüber hing ein uralter Sattel an einem Dachsparren. Er warf ein paar Holzscheite ins Feuer, die er ordentlich gestapelt unter einer Plane neben dem Eingang entdeckt hatte. Während die anderen sich aufwärmten und das Geschehen zu verarbeiten versuchten, mühte er sich damit ab, die Plane vor dem Eingang zu befestigen, damit sie einen Schutz gegen das Unwetter hatten.
    Irgendjemand hatte sich einmal gut um diese Hütte gekümmert, das sah man. Vielleicht hatte derjenige gelegentlich hier übernachtet, nachdem er den langen Weg von seiner Ranch bis hierhin zurückgelegt hatte, wo immer diese Farm sich befand. Miguel hatte einige harzgetränkte Holzscheite gefunden, die sich trotz der starken Feuchtigkeit gut entzünden ließen. Woher die kamen, war ihm völlig unklar, denn derartige Brandbeschleuniger waren in Texas unbekannt.
    Nachdem er die Plane befestigt hatte, ging er zum Kamin zurück, vor dem die anderen schweigend saßen. Red Dog hatte sich auf dem Schoß von Sofia so nahe wie möglich an der Wärmequelle zusammengerollt. Sofia streichelte den Hund und starrte mit leeren Augen in eine weit, weit entfernte Vergangenheit.
    Eine kleine Explosion von orangefarbenen Funken sprühte aus der Feuerstelle, als er zwei weitere Holzscheite nachlegte. Sie würden noch stundenlang ganz langsam verbrennen. Draußen war die Nacht hereingebrochen und ein kalter Wind aufgekommen. Adam und die Frauen hatten sich in alte Pferdedecken eingewickelt, die sie in der Hütte gefunden hatten. Ihre eigenen durchnässten Decken und Schlafsäcke hatten sie zum Trocknen aufgehängt.
    Miguel beschäftigte sich nun mit dem Essen. Er hatte ein paar gute Fleischstücke aus dem Rumpf eines Rinds geschnitten, das er mit gebrochenen Füßen aufgefunden
hatte. Nachdem er das Tier von seinen Qualen befreit hatte, war er mit dem Fleisch bei Anbruch der Dunkelheit in die Hütte zurückgekehrt.
    Miss Jessup half ihm dabei, die blutigen Steaks über der Glut zu garen. Die arme Maive Aronson war nicht in der Lage, mit irgendjemandem zu sprechen. Sie saß zitternd da und starrte in die Glut. Manchmal schluchzte sie auf und wimmerte vor sich hin. Aber größtenteils saß sie regungslos da und
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