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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land
Autoren: J Birmingham
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Detonation zerbröselte die massiven Betonwände, schmetterte sie nach draußen, zerdrückte die Stützkonstruktion, und die vier mächtigen Wolkenkratzer brachen mit einem ohrenbetäubenden Getöse in sich zusammen. Die drei Angehörigen der Spezialeinheit befanden sich in einem Wohnturm vier Straßenzüge entfernt, aber Milosz spürte die zerstörerische Druckwelle bis in seine Gedärme, sogar hinter dieser Mauer aus Stahl und Kunststoffdämmung.
    »Gottverdammt«, johlte Wilson, »hab ich nicht gesagt, dass es fantastisch wird?«
    Gardener setzte sich eine Sonnenbrille auf und lächelte.
    »Wenn du willst, dass eine Sache gut erledigt wird, dann schick Bodentruppen. Wenn du willst, dass es richtig gut erledigt wird, dann ruf die Air Force. Aber das Beste kommt noch, meine Herren. Dies ist ein kleiner Trick, den wir von unseren Dschihad-Brüdern übernommen haben.«

    Milosz sah zu, wie sie auf ein halbes Dutzend unbeschädigte Gebäude deutete, aus denen Hunderte, wenn nicht Tausende feindliche Kämpfer flohen.
     
    Lieutenant Colonel Porter runzelte die Stirn, als er seine Maschine umdrehen ließ und für den zweiten Angriff ausrichtete.
    Es war nicht fair, dass ausgerechnet jetzt, da man ihnen zum ersten Mal erlaubte, eisenhart mit diesen Scheißkerlen umzugehen, das Wetter so schlecht war, dass er das großartige Spektakel nicht genießen konnte. Allerdings hatte er sich gefragt, ob er sich mit dieser zweiten Phase des Angriffs überhaupt großartig abmühen sollte bei diesen Wetterverhältnissen. Er wartete, ob ein entsprechender Befehl aus Fort Lewis kam, aber das Funkgerät blieb stumm.
    »Wir haben ziemlich gute Daten für den zweiten Schlag«, sagte sein Waffenmeister.
    »Feuern auf mein Kommando«, sagte Havoc. »Und … los!«
    Hunderte von Brandbomben fielen aus dem Rumpf der fliegenden Festung und sausten laut pfeifend den Straßen von Manhattan entgegen, wo die Überlebenden des ersten Angriffs aus den Gebäuden nach draußen geflohen waren, um einem zweiten Schlag auf die Gebäude, den sie offenbar erwarteten, zu entgehen.
     
    Als Milosz dem Geschehen zuschaute, spürte er ein unerwartetes ungutes Gefühl in seinem Magen. Er sah, wie die Menschen, die sich wie ein Schwarm kleiner Ameisen in den Straßen rund um das Rockefeller Center ausbreiteten, von einem Feuersturm ausgemerzt wurden. Hunderte von Brandbomben regneten auf sie herunter und trennten diesen Teil der Stadt mit einem Feuerring vom übrigen New York ab. Gigantische, apokalyptische Flammensäulen schlugen
Hunderte Meter hoch in den Himmel, fraßen sich durch die Straßenschluchten, verwandelten alle lebenden Kreaturen in Windeseile zu Asche und wischten die Dschihad-Kämpfer vom Erdboden.
    Sogar aus dieser Entfernung klang das donnernde Getöse, als wäre das Ende der Welt gekommen. Ein endlos langes Krachen ertönte, und es hörte sich an, als würde die ganze Welt zerrissen, der Erdboden sich auftun und die Flammen des Höllenfeuers nach oben schießen, um alles zu verschlingen.
    »Das ist ziemlich genau so wie in Dantes Inferno. Oder vielleicht auch wie in dem Film ›Flammendes Inferno‹, nur dass alles am Boden stattfindet«, sagte Milosz.
    Technical Sergeant Gardener legte einen Arm um den polnischen Offizier und drückte ihn überraschend an sich.
    »Mensch, Freddy, du bist ja ein richtiger Dichter.«

55
    Texas, Regierungsbezirk
    Nur ein oder zwei Minuten vorher war er über flachen, trockenen Boden geritten, nun sprengte sein Pferd durch einen weiten rasenden Strom, dessen Wasser von den Schlammmassen getrübt wurden, die die Rinder aufwühlten. Zu seiner Rechten, nur schwer auszumachen in dem wütenden Tosen des Sturms, donnerte die Herde, bestehend aus zweitausend panischen Tieren, durch die steigenden Fluten, laut brüllend in Todesangst. Die Schreie der Reiter kamen noch zu dem infernalischen Heulen hinzu, und irgendwo mitten unter ihnen war Sofia.
    Er war wie elektrisiert vor lauter Angst um sie, vor allem deshalb, weil er wusste, dass er nichts tun konnte. Die tödliche Flut war so schnell gekommen und der Sturm so heftig, dass er völlig von ihr getrennt worden war. Irgendwo dort drüben auf der anderen Seite der zügellos voranstürzenden Herde musste sie jetzt sein.
    »Nach links, nach links«, schrie er D’Age zu, der ein Stück weiter vor ihm galoppierte.
    Weiter links stieg der Untergrund leicht an. Aber der Mormone war viel zu weit entfernt und völlig verloren im wilden Wüten des Sturms. Das Tal kanalisierte die
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