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Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
Autoren: India Desjardins
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einem Film wäre und, zum Beispiel, von Lyndsay Lohan gespielt würde, wäre meine Schule nicht geschlossen worden. Die Szene, in der wir die Plakate gebastelt haben, wäre eine schnelle Szenenfolge mit dynamischer Musik gewesen. Man hätte gesehen, wie Gabriel mir die Kartons bringt und mir hilft, sie an Stöcken zu befestigen. Man hätte gesehen, wie ich mir einen roten Farbklecks auf die Nase male und in Lachen ausbreche. (Dieser Teil wäre erfunden, weil es im echten Leben nicht passiert ist.) Dann hätte man die Demonstration gesehen mit schneller Musik im Hintergrund. In den Nachrichten hätte die Schlagzeile gelautet: »Eine Schülerin rettet ihre Schule«, statt dass ich völligen Quatsch mit einem zerquetschten Rehgesicht im Fernsehen erzähle. Und am ersten Schultag wäre Nicolas zu mir in die Schule gekommen, hätte mich (immer noch gespielt von Lyndsay Lohan) in die Arme genommen, herumgewirbelt und gesagt: »Bravo, du hast deine Schule gerettet, du bist einfach großartig!« Er hätte mich geküsst und dann käme der Abspann mit irgendeinem berührenden Love-Song.
    WARUM PASSIERT DAS NICHT IM ECHTEN LEBEN, UND WARUM KOMMT BEI DER SACHE NUR HERAUS, DASS ICH MICH MIT MEINER MUTTER STREITE?!!!!!!!
    21:23
    Ich spiele mit Sybil, die es schafft, mich zum Lachen zu bringen, indem sie nach dem Gürtel meines Bademantels schnappt. Dann klopft meine Mutter an die Tür. Mein Gesicht wird sofort wieder finster. Sie kommt zu mir ans Bett, und je näher sie kommt, umso stärker ziehe ich die Brauen zusammen, um ihr zu zeigen, dass wir im Streit sind und dass es bei diesem Thema kein Entweder-oder gibt, auch wenn sie meine Mutter ist.
    Sie setzt sich neben mich aufs Bett.
    Meine Mutter (nach einem Seufzen): »Wir haben es wohl beide etwas übertrieben.«
    Ich sage nichts.
    Meine Mutter: »Ich habe nachgedacht und … ich werde dich auf die Schule deiner Wahl gehen lassen.«
    Ich sehe sie sprachlos an.
    Meine Mutter: »Freust du dich nicht?«
    Ich: »Doch, aber …«
    Meine Mutter: »Ich will dich nicht von deiner Freundin trennen. Aber …«
    Ich springe ihr in den Arm und schreie:
    »Danke, danke, danke, daaaaaaaaanke!«
    Meine Mutter: »Warte, ich war noch nicht fertig. Du musst mir versprechen, dich vorbildlich zu verhalten.«
    Ich: »Versprochen!«
    Meine Mutter: »Ich will nicht, dass dein neuer Direktor jede Woche bei mir anruft, verstanden?«
    Ich: »Aber …«
    Meine Mutter: »Kein Aber.«
    Ich: »Ja, aber … wenn ich mal Opfer von, sagen wir mal, einer Ungerechtigkeit werde?«
    Meine Mutter: »Vor-bild-lich. Haben wir uns verstanden?«
    Ich: »Ja, ja …«
    Meine Mutter: »Und bessere Noten als in den letzten beiden Jahren. Ich will, dass du dich anstrengst.«
    Ich: »O.k.«
    Meine Mutter: »Gut. Ich rufe morgen bei der Schule an und melde dich an.«
    Sie steht auf und geht zur Tür.
    Ich: »Mama?«
    Sie dreht sich um und sagt:
    »Ja?«
    Ich: »Danke …«
    Meine Mutter: »Bitte.«
    Sie geht weiter zur Tür.
    Ich: »Mama?«
    Sie dreht sich um und sagt:
    »Ja?«
    Ich: »Tut mir leid, was ich gesagt habe …«
    Meine Mutter: »Es tut mir auch leid, was ich vorhin über deine Noten gesagt habe. Das habe ich nur gesagt, weil ich weiß, dass du es besser kannst.«
    Ich: »Ich weiß …«
    Sie macht einen weiteren Schritt auf die Tür zu.
    Ich: »Mama?«
    Sie dreht sich ein weiteres Mal um und sagt:
    »Ja, Amélie?«
    Ich: »Ich hab dich lieb … Du hast mir gefehlt, diesen Sommer …«
    Meine Mutter: »Ich dich auch, mein Fl…, meine Große.«
    Sie öffnet die Tür und ich sage:
    »Mama?«
    Sie dreht sich um und lacht.
    Ich: »Warum hast du deine Meinung geändert?«
    Meine Mutter: »François hat gesagt, dass öffentliche Schulen wirklich genauso gut sind wie Privatschulen. Und … ich will dich nicht von deiner besten Freundin trennen. O.k.? Ich bin vielleicht ein bisschen müde wegen der Reise und der Rückkehr zur Arbeit und so weiter. Ich denke nicht mehr klar. Ich war vielleicht zu schnell.« (Sie kommt und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.) »Na los, und jetzt schlaf.«
    Tätärätäää! (Trompetenstoß, während mein Kinn bis zum Boden aufklappt, gelähmt von Erstaunen.)

Donnerstag, 24. August
    S onntag habe ich die Schachtel mit den alten Spielsachen genommen, die ich in den Kleiderschrank gestellt hatte, und sie meiner Mutter gegeben, damit sie sie an einen Wohltätigkeitsverein weitergibt. Plötzlich habe ich mich bescheuert gefühlt, dass ich mich so von einem total fiktiven und unmöglichen
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