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Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
Autoren: India Desjardins
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bin, und natürlich werde ich aus niemandem Hackfleisch machen. Es wäre wohl leicht übertrieben, wenn ich aufgrund eines unschuldigen kleinen Spruchs (ich könnte mir ja auch die Ohren zuhalten oder einen laut knuspernden Erdnussriegel essen, dann müsste ich ihn nicht hören) plötzlich übermenschliche Kräfte entwickeln (vor lauter Wut und Frustration) und die Person, die es gewagt hat, diesen Satz zu sagen, zu Hackfleisch machen würde.
    Außerdem habe ich letzte Woche beschlossen, erwachsen zu werden. Jemanden zu Hackfleisch zu machen kommt mir nicht sehr erwachsen vor. Seit einer Woche gucke ich die Nachrichten im Fernsehen, um mich zu informieren, was im Rest der Welt vor sich geht (nichts Erfreuliches, muss ich sagen), ich lerne für die Schule (ich hab auch keine Wahl, meine Noten sind krass abgestürzt: kawumms!) und ich sage wichtigtuerische Sätze wie: »Es ist höchste Zeit, dass wir uns um das Wohlergehen unseres Planeten kümmern!« (Wenn ich diesen Satz sage – bislang erst einmal – stelle ich mir vor, dass ich eine Brille trage, das wirkt noch seriöser.)
    Erwachsen zu sein macht jedenfalls nicht so viel Spaß, wie man denken könnte. Also esse ich Schokolade. Denn das macht wirklich, wirklich, wirklich, wirklich Spaß! Mein einziges Vergnügen. Ich habe die ganze Schokolade, die ich zu Ostern bekommen habe, heimlich in meinem Zimmer gelagert. Wann immer mir danach ist, ziehe ich mich hierher zurück (in mein frisch kirschrot-hellrosa gestrichenes Zimmer) und mache mich über meinen Vorrat her. Dadurch erlebe ich ganz außerordentliche euphorische Anfälle (das ist zum Beispiel eine dieser erwachsenen Formulierungen, auf die ich nur komme, weil die Schokolade meine Gehirnzellen auf Hochtouren bringt) und ich verspüre ein namenloses Glück (hahaha! »Namenloses Glück« ist echt ein bescheuerter Ausdruck). Dank der Schokolade freue ich mich über die kleinen Dinge des Lebens, wie eben die Formulierung »namenloses Glück«.
    15:48
    Das Glück heißt weder Robert, Jean oder Guy: Es hat keinen Namen! Hahahahahahaha! (Seufz.) Ich muss mir eine Träne aus dem Augenwinkel wischen, so sehr habe ich gelacht.
    16:00
    Meine Mutter hat ihr Telefongespräch beendet. Sie beschwert sich:
    »Loulou hat gesagt, du hättest einfach aufgelegt.«
    Ich (verdrehe die Augen): »Ich habe nicht einfach aufgelegt, ich habe die Stumm-Taste gedrückt, genau wie du es immer verlangst!«
    Meine Mutter: »Ja, aber du hast nicht ›einen Moment‹ dazu gesagt.«
    Ich: »Na, wenn am anderen Ende nichts mehr zu hören ist, kann sie sich doch wohl denken, dass nach ›einem Moment‹ wieder jemand spricht. Und wenn wirklich die Verbindung weg wäre, müsste sie doch bloß noch mal anrufen. Also, so oder so muss sie doch nur ›einen Moment‹ warten, ohne dass es ihr jemand ausdrücklich sagen muss. Ist doch logisch!« (Für sie anscheinend nicht. Sie glaubt schließlich auch, es wäre ein Trost, mit zehn Typen gleichzeitig was anzufangen … Tsss!)
    Meine Mutter: »Amélie, also wirklich! Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber ich finde dich in letzter Zeit etwas überreizt.«
    Und das sagt ausgerechnet meine Mutter! Die nach dem Tod meines Vaters fünf Jahre lang wie ein Zombie herumlief, bis sie vor ein paar Monaten ihren Kleiderschrank ausgemistet und das Haus neu gestrichen hat. Und sich nach diesem Großputz (den sie einen »Energiewechsel« nennt) auch noch einen neuen Freund zulegte, François Blais, einen der nervigsten Menschen auf diesem Planeten. Ganz zu schweigen davon, dass meine Mutter France heißt und ihr Freund François. Pfff! Das ist ja, als wäre ich mit einem Typen zusammen, der, keine Ahnung … Amélius heißt! So ein Schwachsinn! Und das ist noch nicht das Allerschlimmste. Das Allerschlimmste ist, dass meine Mutter (France) und ihr Freund (François) diesen Sommer einen Monat in … Frankreich verbringen! Ein Glück, dass es Schokolade gibt, sonst wäre das Leben vollkommen absurd.
    16:32
    Meine Schoko-Exzesse sind übrigens nur möglich, weil meine Mutter vergessen hat, dass ich tonnenweise Schokolade zu Ostern bekommen habe (totaler Alzheimer) und daher auch nicht weiß, dass ich sie in meinem Zimmer verstecke. Meine Mutter glaubt nämlich, Süßigkeiten führen zu schlechten Leistungen in der Schule! Pfff! So ein Blödsinn! Letzte Woche habe ich überhaupt nur dank der Schokolade (und der Vorfreude darauf) die Schule überlebt. Der Unterricht war so langweilig, dass ich mit offenen Augen
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