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0153 - Ich gegen den Höllenritter

0153 - Ich gegen den Höllenritter

Titel: 0153 - Ich gegen den Höllenritter
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Giuliano Petroni war Taxifahrer. Eigentlich hatte er zwei Berufe. Vormittags arbeitete er für eine Londoner Reifenfirma als Handelsvertreter, und ab sechzehn Uhr kutschierte er mit dem Taxi durch die Stadt, denn er hatte eine anspruchsvolle Frau, die recht leichtfertig mit dem Geld umging.
    Wozu auch sparen, wo die Pinke doch reichlich genug hereinkam? Da konnte man es sich schon leisten, das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinauszuwerfen.
    Daß Petroni sich langsam, aber sicher damit kaputtmachte, daran dachte sie nicht - und ihm war es anscheinend egal.
    Es war ein kalter Februarabend. Tagsüber war der Himmel bleigrau gewesen, und nun tanzten vereinzelt Schneeflocken durch die Luft. Sie wirbelten um die Lichtkronen der Straßenbeleuchtungen herum und sanken dann träge auf die Fahrbahn.
    Der Fahrgast, der im Fond des Wagens saß, wollte nach Finsbury gebracht werden.
    »Percival Street«, hatte er beim Einsteigen gesagt, und das Taxi hatte dieses Ziel schon fast erreicht.
    Ray Wayne, der Fahrgast, unterhielt sich während der ganzen Fahrt mit Petroni. Soeben fragte er: »Ist so ein Nachtjob nicht sehr aufreibend?«
    Der mittelgroße, leicht übergewichtige Petroni schürzte die Lippen und zuckte mit den Schultern. »Ich habe eine Natur wie ein Roß. Mich reibt nichts so schnell auf, Sir.«
    »Wann machen Sie Schluß?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »Wie das Geschäft läuft, wohin mich die letzte Fuhre bringt. Manchmal wird es eins. Meistens stelle ich die Karre aber schon um zwölf in die Garage. Was versäume ich schon?«
    »Sind Sie nicht verheiratet?«
    »Doch, aber sobald das Abendprogramm beginnt, sitzt meine Frau vor dem Fernsehapparat. Bis zum Sendeschluß bin ich dann gewissermaßen Strohwitwer. Und seien Sie ehrlich - wie oft wird schon was gesendet, das es wert ist, angesehen zu werden?«
    »Selten.«
    »Eben. Da verdiene ich mir lieber in dieser Zeit, die sonst verloren wäre, ein bißchen Geld.«
    »Ist auch eine Einstellung.«
    »Und nicht mal die schlechteste«, sagte Giuliano Petroni. Er bog in die Percival Street ein und fuhr die Front der Reihenhäuser entlang. Wayne sagte ihm, vor welchem Haus er anhalten solle. Das Taxi rollte aus. Petroni nannte den Fahrpreis. Wayne bezahlte und legte ein ordentliches Trinkgeld drauf. Er konnte sich das leisten, war in leitender Funktion bei einer großen privaten Versicherung tätig.
    Er hätte sich auch ein eigenes Auto leisten können, aber er besaß keinen Führerschein mehr. Den hatte man ihm vor drei Jahren abgenommen, weil er in leicht alkoholisiertem Zustand einem volltrunkenen Freund einen Gefallen erwiesen und diesen in dessen Wagen nach Hause gefahren hatte, Eine Verkehrsstreife hatte ihn erwischt. Alkoholtest. Blutprobe. Schnellrichter. Und der Führerschein war weg gewesen. Darüber hinaus war Ray Wayne auch noch eine gehörige Geldstrafe aufgebrummt worden. Sie hatte ihm mehr wehgetan als der Verlust der Driver Licence.
    »Einen geruhsamen Abend wünsche ich noch«, sagte Wayne.
    »Ich nehme alles leicht, Sir. Wissen Sie, daß ich schon mal Rex Harrison nach Hause gefahren habe?«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, darauf bin ich heute noch stolz.«
    »Wie war er?«
    »Nicht sehr gesprächig. Das Stück, in dem er spielte, war beim Publikum nicht angekommen. Das beschäftigte ihn ziemlich.«
    Wayne öffnete die Wagentür und stieg aus. »Vielleicht erwische ich Sie mal wieder«, sagte er lächelnd. »Dann können Sie mir mehr über Ihre illustren Fahrgäste erzählen. Würde mich ehrlich interessieren.«
    Er stieg ein paar Stufen hoch, schloß die Tür seines Reihenhauses - es war, wie alle andern auch, aus Backstein gebaut 7 auf und trat ein. Giuliano Petroni öffnete das Handschuhfach und entnahm diesem ein postkartengroßes Notizbuch. In dies trug er den Betrag ein, den er kassiert hatte. Dann stellte er das Zählwerk ab und wollte umkehren.
    Da starb der Motor ab. Ohne Grund. Plötzlich war er weg. Giuliano Petroni kratzte sich am Hinterkopf. »Na sowas«, brummte er erstaunt. »Laß mich jetzt bloß nicht im Stich, du Mistkarre, sonst landest du auf dem Autofriedhof!«
    Er hatte bei Dienstantritt vollgetankt. Der Sprit konnte also noch nicht verbraucht sein.
    Die Treibstoffanzeige bestätigte ihm das auch. Der Tank war noch fast voll.
    »Shit!« knurrte Petroni.
    Er versuchte mehrmals zu starten. Der Anlasser mahlte zwar kräftig, denn die Batterie war erst im vergangenen Monat erneuert worden, aber der Motor sprang nicht an.
    Petroni
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