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Das Verdammte Glueck

Das Verdammte Glueck

Titel: Das Verdammte Glueck
Autoren: Andreas Kurz
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und wirkte krank. Sein Sohn war wohl so was wie seine rechte Hand, ein schwabbeliger Typ mit heller Stimme. Er war das ‹Kind›. Dann gab es noch den ‹Besen›, eine herbe, dürre Fünfzigjährige, die aussah, als hätte das Leben einen besonders großen Bogen um sie gemacht.
    Zwei kam ins Büro und fuchtelte mit der alten Uzi-Maschinenpistole herum, die ich mal bei der Bundeswehr gestohlen hatte. «Der Wagen soll jetzt draußen stehen», sagte er.
    Ich sah, wie nervös er war. Tief in seinem Inneren hatte er wahrscheinlich schon mal Platz in einer besonders hässlichen Einzelzelle genommen. Da war ich aus anderem Holz. «Okay, dann lass uns die Reise beginnen.» Ich stand auf und warf die Zigarette weg.
    «Wenn du mich fragst, ich glaub, die verarschen uns», sagte Zwei.
    «Natürlich wollen sie uns verarschen, aber wir haben die Geiseln. Erst mal können sie gar nichts machen, als auf uns eingehen.»
    Besen warf mir einen Blick zu, der sicher nicht andeuten sollte, dass sie mich gerne heiraten würde.
    Ich schwang meine 45er über ihre Köpfe. «Los, hoch die Ärsche! Wir machen einen kleinen Ausflug.»
    Pummel und das Kind wies ich Zwei zu, sie wegen dem Gestank, der sie umwaberte wie eine Giftgaswolke, und ihn, weil er eine Null war, mit der jeder leicht fertig werden würde. Ich packte mir Opa und den Besen als Flankenschutz. Unser Geld, sicher über zweihunderttausend, hatte ich mir im Rucksack umgeschnallt, um die Hände frei zu haben.
    Der Großmarkt war gespenstisch leer. Hinter jedem der hohen Regalwände konnten sie auf uns lauern, aber sie würden es nicht wagen. Tote Geiseln waren eine schlechte Publicity.
    Ich ließ Zwei etwas Vorsprung und nahm einen anderen Gang, um zum Ausgang zu kommen. Da blieb Opa plötzlich stehen.
    «Scheiße, geh weiter! Was ist los mit dir?», knurrte ich ihn an.
    «Nein, ich kann nicht ... ich will nicht.»
    «Wieso kannst du nicht?» Ich hielt ihm die Pistole an den Kopf. «Du kannst sehr wohl.»
    «Nein. Erschießen Sie mich, es ist mir gleich ...»
    Er stieß mich weg, als wäre ich nichts weiter als ein aufdringlicher Hausierer. Ich legte auf ihn an, wollte etwas sagen, da sah ich den Besen grinsen.
    «Was ist? Findest du das witzig?», fragte ich sie.
    «Aber nein, ganz und gar nicht», sagte sie. «Sie können ja nicht wissen, dass er Krebs hat. Sie würden ihm einen Gefallen tun, wenn sie ihn erschießen.»
    «Was?» Für einen Moment war ich verwirrt. Opa hatte sich bereits einige Meter von uns entfernt. Aber nicht zum Ausgang hin, sondern wieder nach hinten.
    «Bleib gefälligst stehen!», rief ich ihm nach.
    «Wissen Sie, wie schwer es in diesem Land ist, etwas Wirksames gegen Schmerzen zu bekommen?», quatschte sie mich weiter voll. «Die Ärzte drücken sich davor, Opiate zu verschreiben. Vielleicht auch wegen der Kosten.»
    «Was du nicht sagst. Ihr haltet euch wohl für besonders schlau. Aber ihr verarscht mich nicht.» Ich packte sie am Arm und schleifte sie hinter mir her. «Und du bleibst sofort stehen!» Ich rammte dem Alten den Lauf meiner Waffe in den Rücken, fest genug, dass er aufstöhnte. «Niemand möchte sterben, also tu lieber, was ich dir sage!»
    Opa drehte sich um und sah mir ohne jede Scheu ins Gesicht. «Wissen Sie eigentlich, wie schwer es ist, an eine Waffe zu kommen?», fragte er.
    «Das ist keine Kunst.» Ich musste grinsen.
    «Für Sie vielleicht. Aber für einen von uns, einen so genannten anständigen Bürger? Mir verkauft man für viel Geld ein Ding, das nicht funktioniert. Können Sie sich das vorstellen? Sie halten sich eine Waffe in den Mund, und es klickt nur? Sonst passiert nichts.»
    Natürlich konnte ich mir das nicht vorstellen. «Bei mir hätte es funktioniert», murmelte ich. Da sah ich die beiden lächeln. Als ob sie sich damit ein Zeichen gegeben hätten, fielen sie plötzlich über mich her. Bei solchen Rangeleien konnte sich schnell ein Schuss lösen, also versuchte ich, die Waffe nach oben zu halten. Aber sie hängten sich an meinen Arm. Opa versuchte die Waffe auf sich zu richten, und plötzlich spürte ich die knochige Hand des Besens auf meinem Finger. Jetzt erst verstand ich, was sie vorhatten, doch da krachte schon ein Schuss. Opa taumelte nach hinten, röchelte und kippte um. Ich sank auf die Knie, dachte nur noch: Verdammte Scheiße, das darf doch alles nicht wahr sein! In diesem Moment riss sie mir die Waffe aus der Hand und schoss auf den Alten, noch mal und noch mal. Dann gab sie mir die Waffe zurück. Ich,
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