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Das Verdammte Glueck

Das Verdammte Glueck

Titel: Das Verdammte Glueck
Autoren: Andreas Kurz
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raffinierter, einer, der mehr von dir weiß, als dir lieb ist.
    Mir wurde der Mund trocken, und ich setzte die Tasse ab. Senkte die Augen. Kein Laut mehr in diesem Moment, nicht mal ein Schlucken. Nur Wind, der von draußen kam, nicht kalt, eher angenehm, Wind, der mir um die Nase strich und sich mit meinem Atem mischte.
    «Na», sagte ich und erschrak, wie laut meine Stimme war, «schaust du mal wieder bei mir vorbei?»
    Das Schicksal reagierte nicht. Es lehnte am Fenster und sah mich an. Ich wusste, dass ich keine Antwort kriegen würde. Aber ich fragte trotzdem, denn ich gehöre zu denen, die Stille schlecht ertragen können, vor allem, wenn sie allein sind mit dem Schicksal.
    «Okay, verstehe», meinte ich.
    Ich saß in meiner Küche, hatte mir Kaffee gemacht, keinen besonders guten, zugegeben, aber was spielte das für eine Rolle.
    Die Häuser wuchsen, ihre Schatten wurden länger und verschluckten alles Licht. Keine Streifen mehr mit Staub. Ich stand auf und nahm allen Mut zusammen, den ich hatte – viel war das eh nicht –, und sagte: «Setz dich doch zu mir», deutete auf den Stuhl und schob den Vorhang zur Seite, doch das Fenster war leer, auch die Straße davor.
    Als ich mich hinausbeugte, war alles wie immer.
    Ich musste darüber nachdenken, bei wem das Schicksal wohl jetzt gerade zum Fenster hineinschaut und wie derjenige damit klar kommt.
    Ich schenkte mir nach, rührte, nippte. Der Kaffee war kalt geworden – es mussten Stunden vergangen sein, eine Ewigkeit. Aber wenn das Schicksal dich ansieht, rast die Zeit. Oder bleibt stehen.
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