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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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ihnen die Fingernägel geschnitten.«
    »Und wir haben ihn laufenlassen«, sagte Meyer mit einem schmerzlichen Stöhnen. »Er war im Krankenhaus.«
    Sie zögerte. Er wirkte labil. Verstört durch ihre Gegenwart.
    »Die haben ihn am nächsten Morgen um sieben rausgelassen. Wir haben die Protokolle. Vagn hat kurz danach die Agentur angerufen, bei der er beschäftigt war. Birk Larsen hat auch mit denen gearbeitet. Also haben wir uns weiter keine Gedanken gemacht. Die Agentur hat ihm Lynges Handynummer genannt. Vagn hat mit ihm geredet. Ihm ging es darum, Ärger zu vermeiden. Nanna zuliebe …«
    »Aber …«
    »Vagn hat auf dich geschossen. Vagn hat Leon Frevert umgebracht. Und er hat John Lynge getötet.«
    So viel stand fest.
    »Du hast es ja selbst gesehen. Er hat diese Familie geliebt. Hat die Jungs geliebt. Hat …« Denken. Sich vorstellen. »Fand es toll, was aus den Birk Larsens geworden war. Was er selbst nie schaffen würde.«
    »Lund …«
    Sie schälte eine Banane, biss ab, und genoss es, wie in ihrem Kopf die Bilder entstanden, während sie redete.
    »Vagn hatte nicht das tätowierte schwarze Herz. Die Stelle im Wald, an die er mit Theis gefahren ist, war nicht die, an der Nanna angegriffen wurde. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass sie jemals dort war. Das wusste Vagn nicht. Weil er sie nicht umgebracht hat.«
    Meyer hielt sich mit beiden Händen den Kopf und schien drauf und dran, in Tränen auszubrechen.
    Samstagmorgen, der Tag nach Halloween, vor dem Haus in Humleby. Hell und sonnig. Der Wind trieb Horrormasken über die Straße.
    Vagn Skærbæk ging vor dem Gerüst mit den Plastikplanen auf und ab und blieb stehen, um ein wütendes Gesicht hinter den Kellerfenstern mit den blauen Scheiben anzuschreien. Jemand kam von der Grünanlage des Enghaven Parks auf ihn zu. Bald würden Anton und Emil dort mit den neuen Fahrrädern herumfahren, die Skærbæk in dem Spielzeuggeschäft in Strøget bestellt hatte. Das Geld dafür hatte er aus dem Verkauf von geschmuggeltem Alkohol. Schon bald …
    Der Mann, der auf ihn zukam, war hochgewachsen. Er blieb vor dem Haus stehen, überprüfte die Hausnummer, sah dann den Ford und sagte: »Hi, ich bin John. Sie haben wegen des Wagens angerufen.«
    Noch ein Blick auf das schwarze Fahrzeug.
    »Scheint nicht beschädigt zu sein.«
    »Nein. Alles okay.«
    Eine Pause.
    »Haben Sie auch reingeschaut?«
    »Es war ein Missverständnis, okay? Ein Irrtum.«
    Die beiden Männer standen einen Moment schweigend da und musterten sich gegenseitig.
    »Kennen wir uns nicht?«, fragte Skærbæk, dem der andere plötzlich irgendwie bekannt vorkam.
    »Wenn kein Schaden vorliegt …«, begann der Mann.
    »Natürlich, ich kenne Sie.«
    »Was ist passiert?«
    »Spielt das eine Rolle? Sie haben ihn wieder. Er ist nicht beschädigt. Können wir’s nicht dabei belassen?«
    Teigiges Gesicht, vielleicht krank. Billig angezogen. Grauer Hippie-Schnurrbart. Narbe auf der rechten Wange. Eine Erinnerung ging Skærbæk durch den Kopf, entzog sich ihm aber, wollte nicht an die Oberfläche kommen. Es war eine lange, schwierige Nacht gewesen. Der Streit mit Nanna in der Wohnung, in der er sie nach Freverts Anruf angetroffen hatte, ging ihm immer noch nach. Er versuchte, ein Körnchen Wahrheit in all den Lügen zu finden, die sie ihm vorgesetzt hatte. Angespuckt hatte sie ihn, mit den Nägeln gekratzt.
    »Sie gehen nicht zur Polizei, oder? Sie ist eigentlich ein braves Mädchen. Sie hat ihn nicht geklaut. Das war so ein junger Inder, der mit ihr rumgemacht hat. Mann, wenn ich den in die Finger kriege. Ich hab die Karte Ihrer Agentur auf dem Boden gefunden. Hier …«
    Der Mann mit der Narbe nahm die Karte und den Autoschlüssel.
    »Ich hab’s nicht so mit der Polizei«, sagte er. »Das Auto sieht gut aus. Also vergessen wir die Sache. Ist ja nichts passiert.«
    »Ich kenne Sie«, wiederholte Skærbæk. »Vielleicht über die Agentur. Wir arbeiten auch manchmal mit denen …«
    Der helle Morgen war verwirrend und seltsam. Er hatte in dem Haus hier kaum geschlafen, hatte immer wieder ihre Schreie und ihre Bitten gehört. Er hatte sie im Keller eingeschlossen, eine Etage tiefer. Jetzt schrie die junge Frau hinter dem Gerüst und den Folien wieder besonders schrill und laut. Genervt ging Skærbæk an die Haustür, bückte sich und sah in das schreiende Gesicht hinter den blauen Scheiben.
    »Nanna! Herrgott nochmal, hör auf zu schreien! Du bleibst da drin, bis ich deinen Vater erreiche. Ich komm um
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