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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Welt, die sie hinter sich gelassen hat. Sie denkt an den Tag, an die kleine rosa Tablette, die sie ihr gegeben haben. Die Hektik, die Freude, die Versprechen. Die Forderungen. Ein billiges Goldkettchen um ihren Hals. Ein schwarzes Herz aus Glas. Ein halbfertiges Tattoo an ihrem Knöchel. Und dann kam die Raserei. Die LSD-Magie aus Christiania, die ihren fahlen Zauber ausübte. Auf sie. Auf sie alle. Draußen in dem Ödland hinter Kastrup. Versteckt im gelben Gras, mit klappernden Zähnen, rasendem Puls. Eine Initiation, die sie gewollt hat. Ein Ritual, das sie jetzt nicht mehr ablehnen kann. Mette Hauge rennt, weiß, dass sie verloren ist. Vor ihr liegt nur das Brachland, und dann kommt die kalte graue Barriere, das Meer. Sie flieht weiter, dann stürzt sie. Stürzt und wartet, die Fäuste geballt. Das alles sieht Lund klar und deutlich in ihrem rastlosen Kopf.
    »Die Fotos …«
    Meyer sah sie nicht an.
    »Ich hab Jansen dazu gebracht, nochmal hinzugehen und alles zu überprüfen. Alles, was wir hatten. Was noch in dem Lagerhaus von Merkur war.«
    »Ich hab gedacht, die haben dich in die Wüste geschickt.«
    »Mettes Obduktion. Das Überwachungsvideo in der Rathaus-Garage. Wir haben nicht genau genug hingesehen. Aber man muss genau hinsehen.«
    Ein Bild wanderte über den Tisch.
    »An Mettes rechtem Fußknöchel sind Reste von einem Tattoo. Ein schwarzes Herz. Halbfertig. Ich glaube, es ist an dem Tag passiert, an dem sie starb. Es war Teil des … Rituals.«
    Er sah aus dem Fenster, blinzelte in den strahlenden Wintertag.
    »Es wurde nicht in einem Tätowierstudio gemacht. Nicht mit professionellen Nadeln. Die haben das selbst gemacht. Es gehörte zu der Zeremonie. Ein Martyrium, dem man sich unterziehen musste, wenn man dazugehören wollte.«
    Meyer schloss seine großen Augen und seufzte.
    »Es gab eine Gang, die sich Schwarze Herzen nannte. Klein. Sie haben Drogen verkauft, LSD und Kokain aus Christiania nach Vesterbro.«
    Noch mehr Unterlagen.
    »Es gibt Ermittlungsergebnisse in den Akten. Sie haben sich aufgelöst, nicht lange nachdem Mette verschwunden war.«
    »Was sagst du da, Lund?«
    »Ich sage, dass Mette mit denen zusammen war. Sich ihnen anschließen wollte. Deshalb haben sie ihr die Kette geschenkt. Und ihr das Tattoo gemacht. Die hatten einen Initiationsritus …«
    »Hast du schon gesagt.«
    »Wenn sie Mitglied werden wollte, musste sie …«
    Es wird klarer, während sie spricht. Sie wird kurzatmig. Der Kopf dreht sich ihr.
    »Musste sie was?«
    »Mit sich machen lassen, was die wollten. Jede Droge nehmen, die sie ihr aufdrängten. Das war eine Biker-Gang, Meyer. Du weißt, wovon ich rede. Was sie bezahlen musste …«
    Den Preis bezahlen.
    Zwei Männer. Den einen mochte sie. Den anderen hasste sie. Ein und derselbe jetzt, da auch sie eine rosa LSD-Tablette genommen haben. Ein einziges Tier, ein einziges Vorhaben. Gefangen in dem Matsch, dem Dreck, halbnackt, zum immer tiefer hängenden Himmel hinaufschreiend, sieht Mette Hauge sie. Spürt sie. Hände auf ihr. Finger, die an ihren Kleidern reißen. Sie muss sich entscheiden. Nachgeben oder kämpfen. Eine Faust in ihr Gesicht. Knackende Knochen. Ein Schrei aus Angst und Schmerz. Eine Entscheidung fällt. Im Pfingstwald, wo keine Menschenseele Mette hören kann.
    »Hier«, sagte Lund.
    Noch ein Foto. Nanna in der Sicherheitszentrale des Rathauses, im Gespräch mit Jens Holck, als sie ihn um den Schlüssel zu der Wohnung in der Store Kongensgade bittet und ihm sagt, dass sie Kopenhagen verlässt. Das Foto ist vergrößert. Um ihren Hals, unscharf wegen der starken Vergrößerung, etwas, das wie die Kette mit dem schwarzen Herzen aussieht.
    »Sie hat sie angelegt, als sie sich nach der Halloween-Party umgezogen hat. Nanna hatte die Kette bereits.«
    Pernille und Lotte haben beide ausgesagt … dass sie gewohnheitsmäßig Schubladen durchsucht hat, ihre Nase in Dinge gesteckt hat, die sie nichts angingen, sich Sachen ausgeborgt hat, ohne zu fragen.
    »Nanna hat das irgendwann gefunden.«
    Noch mehr Fotos. Eine mit dem Gesicht nach unten im Wasser schwimmende Leiche. Die Obduktion danach. Die Einschusslöcher von Schrotkörnern. Ein totes Gesicht. Grauer Schnurrbart und eine Narbe. Ein verblasstes Zeichen am Arm.
    Schwarzes Herz.
    »John Lynge. Am Sonntag bei Dragør aus dem Wasser gefischt. Schrotwunden in Brust und Kopf. Er hatte das Tattoo. Ich hab seine Akte rausgesucht. Wenn er früher Mädchen überfallen hat, mussten die sich waschen. Und er hat
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