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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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bleiche Sonne. Es waren noch mehr Fotos in Jansens Mappe. Er hatte gute Arbeit geleistet. Viel riskiert, um ihr zu helfen.
    »Vagn hat Theis gesagt, Nanna hätte ihn angerufen. So weit waren wir auch schon gekommen. Er hat sie über Nacht im Keller in Humleby eingesperrt. Aber missbraucht hat sie dort Lynge. Und am nächsten Morgen hat er sie fortgeschafft. Woandershin.«
    »Warum ist Vagn nicht zur Polizei gegangen?«
    Seine Stimme war gereizt, gekränkt.
    »Ihm war nicht klar, um wen es sich handelte, bis Nanna weg war. Er rief die Agentur an, mit der Birk Larsen neuerdings wieder arbeitete. Ihm war etwas eingefallen.«
    »Nämlich was?«
    »Vagn hat Nanna geliebt. Er hat sie alle geliebt …«
    »Warum hat er dann gesagt, dass er sie umgebracht hat? Warum hat er nicht mit uns geredet?«
    Sie biss noch einmal von der Banane ab. Sagte nichts.
    »Du brauchst Hilfe«, sagte Meyer. »Eigentlich solltest du hier drin sein. Nicht ich. Du zerstörst das Leben von Menschen, ist dir das klar?«
    »Meyer …«
    »Du hast dein eigenes zerstört. Du hast meins zerstört. Du zerstörst allen das Leben, und du merkst es nicht mal, weil dir andere egal sind …«
    »Das stimmt nicht!«
    Eine Schwester tauchte auf dem Flur auf und schaute durch die Glasscheibe, weil sie die erregten Stimmen gehört hatte.
    »Niemand ist mir egal«, sagte sie leiser.
    »Von wegen. Wenn einem was an anderen Menschen liegt, dann hat man Beziehungen. Man lässt sich auf andere ein, und andere lassen sich auf einen ein. Aber du lässt dich auf niemanden ein, Lund. Nicht auf mich, nicht auf deine Mutter, nicht auf deinen Sohn. Genauso wenig, wie dieser Mistkerl Hartmann sich auf irgendjemanden einlässt. Oder Brix …«
    Seine Augen glänzten. Sie dachte, er würde gleich anfangen zu weinen.
    »Ich hab eine Familie. Theis und Pernille hatten auch eine, bis dieser Wahnsinn sie auseinandergerissen hat. Mit ein bisschen Hilfe von uns. Vergiss nicht, dass …«
    »Mir sind die anderen nicht egal«, flüsterte sie, und ihr stiegen selbst die Tränen in die Augen.
    Er war nicht grausam. Oder auch nur hart. Sie hatte ihn anfangs falsch eingeschätzt. Meyer wollte ihr nicht wehtun. Er verstand sie nur nicht.
    »Vagn war’s nicht. Wenn es dir wieder besser geht. Wenn du hier rauskommst, wieder arbeiten kannst. Dann kannst du losziehen und die Beweise finden. Ich bin so nah dran. Um Himmels willen. Du musst mir helfen …«
    Jan Meyer warf den Kopf zurück und stieß einen Schrei aus.
    Zwanzig Jahre früher kosteten drahtlose Telefone ein Vermögen, deshalb hatte eine heruntergekommene, fast bankrotte Firma wie Merkur nur zwei davon. Aage Lonstrup saß betrunken im Büro und hatte keine Ahnung, dass eines davon weg war. Und er wusste auch nicht, wo die Aushilfen, die er an diesem Tag eingeteilt hatte, unterwegs waren. Keine Arbeit nach Plan. Keine Zukunft.
    Vagn Skærbæk sah den Terminplan durch, versuchte, den Laden am Laufen zu halten. Kümmerte sich. Um Geld. Um Freundschaft. Um die Zukunft. Das große schwarze Mobiltelefon auf dem Schreibtisch klingelte. So leise, dass man es kaum hörte. Skærbæk nahm ab.
    Eine fast unverständliche, angstvolle Bitte um Hilfe. Er sah Lonstrup an, der schnarchend an seinem Schreibtisch saß. Er fuhr mit einem Merkur-Transporter nach Vestamager hinaus, über die schmalen Straßen, vorbei an den Zäunen, die ein Gelände markierten, auf dem eines Tages neue Häuser stehen sollten und durch das eine U-Bahnlinie führen würde, bis hinaus in die Wildnis am grauen Öresund, vorbei an den Warnschildern des aufgelassenen Truppenübungsplatzes. Sein Herz hämmerte, sein Kopf drehte sich.
    Er fand zwei Motorräder an einem Kanal mit schwarzem Wasser. Das eine, eine Triumph, kannte er. Das andere, eine billigere, kleinere Honda, hatte er noch nie gesehen. Er überlegte. Öffnete die Hecktüren, fuhr die Rampe aus, und hievte mühsam beide Maschinen in den Laderaum.
    November. Dämmerung. Keine Geräusche außer dem Dröhnen der in Kastrup startenden und landenden Maschinen. Er hätte umkehren können. Zurück in seine kleine Wohnung fahren. Wieder die Bücher herausholen, die Schulbücher für den Lehrerberuf. Er versuchte, die Fäden eines Lebens wiederaufzunehmen, das nie richtig begonnen hatte.
    Aber Schulden mussten bezahlt, Leben gerettet werden. Ein Gewissen war wie eine Wunde. Einmal aufgerissen, blutete sie weiter, bis irgendetwas, eine ausgleichende Tat, den Strom stoppte. Deshalb nahm er eine Stablampe von der Ladefläche
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