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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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zwölf oder so zurück. Wenigstens weiß ich, wo du bist.«
    Das Gesicht dicht am Fenster, die blonden Locken in Bewegung, schrie sie: »Vagn, du blöder Wichser …«
    »Jetzt wart’s doch ab, verdammt nochmal! Die wollen mal ausspannen. Sind übers Wochenende weggefahren, das weißt du doch. Weg von dir, unter anderem.«
    Sie wurde still.
    »Denk mal dran, was dein Vater sagen wird, wenn er das erfährt, hm? Mein Gott. Ein Auto klauen …«
    »Ich hab das Scheißauto nicht geklaut!«
    »Dann eben dein Kanakenfreund. Herrgott, du bist Theis’ Tochter! Schon vergessen?«
    Der Mann bei dem schwarzen Ford trat von einem Fuß auf den anderen. Skærbæk achtete kaum auf ihn. Er dachte daran, was Nanna trug.
    »Und nimm diese blöde Kette ab, bevor dein Vater zurückkommt. Wenn er die sieht …«
    Er beließ es dabei. Ging auf die Straße, wo der Mann den Kofferraum des Wagens kontrollierte.
    »Es fehlt doch nichts, oder?«, fragte Skærbæk.
    Der Deckel wurde rasch zugeschlagen.
    »Nein, nichts.«
    »Diese verdammten Jugendlichen«, knurrte Vagn Skærbæk. »Von mir aus kann die in dem Loch da unten verrotten. Wenn ihr Alter hört, dass sie …«
    Der Fremde horchte auf.
    »Was hat sie denn angestellt?«
    »Schon gut.« Skærbæk holte sein Handy hervor. Rief wieder an. Bekam wieder nur die Mailbox. »Komm schon, Theis. Ich hab auch noch was anderes zu tun.«
    »Am besten, Sie lassen sie da drin«, sagte der Fremde. »Das wird ihr eine Lehre sein.«
    Ein lauter Schrei von hinten.
    »Na hoffentlich«, murmelte Skærbæk und schrie noch ein paar Beschimpfungen in Richtung Kellerfenster. Es war sinnlos. Sie hatte sich noch nie etwas von ihm sagen lassen. Und eigentlich auch von niemandem sonst.
    Er überließ den Mann, der ihm irgendwie bekannt vorkam, sich selbst und fuhr in die Garage. Leise fluchend saß er im Büro und jonglierte mit Anrufen und Terminen, Rückrufen und Lieferungen. Fragte sich, wie es ihm jemals gelingen würde, alles auf die Reihe zu kriegen. Damit alles so lief, wie es sein sollte. Nach zwanzig Minuten nickte Vagn Skærbæk auf dem Bürostuhl ein und schlief drei Stunden lang tief und fest. Und dann weckte ihn ein böser, grausamer Albtraum mit einer bestürzenden Erinnerung. Die sich sehr real anfühlte. Zu real.
    Ein schöner Tag. Ein leerer Tag. John Lynge betrachtete den schwarzen Ford. Lauschte wie gebannt der hohen Stimme, die durch die blauen Kellerfenster aus dem Haus kam. Die Stimme eines Mädchens. Stark und schwach zugleich. Jung, aber auch wissend.
    Eine Mädchenstimme .
    Er schaute die menschenleere Straße mit ihren grauen Häusern hinauf und hinunter. Ging zu dem Fenster. Sah sie durch das Buntglas. Lockenkopf. Schönes Gesicht. Flehende Augen.
    »Holen Sie mich hier raus, bitte!«
    Abermals ein Blick auf die verlassene Straße in Humleby. Hinauf. Hinunter.
    »Holen Sie mich hier raus, bevor dieser Mistkerl wiederkommt.«
    Kurz nach zehn. Eine Stunde Zeit.
    »Bitte. Ich geb Ihnen auch was.« Sie machte eine Pause. »Geld.«
    November. Der Monat, in dem er es immer machte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich schon so bald eine Gelegenheit bieten würde. Gleich am allerersten Tag. Aber sie würde kommen. Sie war immer gekommen, seit damals die Räder zum ersten Mal in Bewegung gesetzt worden waren. Seither hatte es sich mit der Präzision eines Uhrwerks jedes Jahr wiederholt.
    »Okay«, sagte er, ging zu dem Ford zurück und öffnete den Aktenkoffer, den er am Abend zuvor in den Kofferraum gelegt hatte.
    Eine Schere, eine Flasche Äther. Ein Knebel. Zwei Messer, zwei Rollen Isolierband. Ein Schraubenzieher und ein Stemmeisen. Eine Flasche flüssige Seife, ein Schwamm und ein paar Tupfer. Zwei Päckchen Kondome und eine Tube Gleitgel. Er war ein vorsichtiger Mann, der sich immer sorgfältig vorbereitete.
    »He, Sie!«, schrie die junge Frau im Keller.
    Lynge schloss den Aktenkoffer, ging zur Haustür. Die hatten überall Werkzeug liegenlassen. Eine Brechstange lehnte an der Wand, bettelte förmlich darum, benutzt zu werden. Das war einfach.
    Die Tür am Fuß der Treppe war abgeschlossen. Ihre Glitzer-Handtasche lag davor. Er hob sie auf. Taschentücher, ein Portemonnaie, ein Handy. Ein Päckchen Kondome mit einem glücklichen Paar darauf. Nackt. Lächelnd. Lynge hob es an den Mund und drückte einen Kuss auf das Bild. Lachte in sich hinein. Das Mädchen rief durch die Tür.
    »Ich bin da«, sagte er. »Keine Sorge.«
    Lund rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, blinzelte in die
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