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Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall

Titel: Das Verbrechen: Kommissarin Lunds 1. Fall
Autoren: David Hewson , Soren Sveistrup
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Mahagoni. Die Vergoldungen. Die Fresken. Die warme, bequeme Zelle, die Troels Hartmann umschloss, schien sich um ihn zu schmiegen und ihm wie eine verführerische Sirene ins Ohr zu flüstern.
    »Es ist nur …«
    Seine krächzende Stimme versagte. Er konnte nicht sprechen.
    »Ich schicke Ihnen irgendwann diese Woche jemanden rüber, wenn Sie möchten«, sagte Brix. »Viel Glück bei der Wahl. Und übrigens: Versuchen Sie nie, uns auf die Art zu benutzen, wie Ihr Vorgänger es getan hat. Das läuft nicht mehr.«
    Er legte auf. Hartmann suchte die Fernbedienung. Schaltete den Fernseher ein. Hörte die Nachrichten.
    »Poul Bremer erlitt in der vergangenen Nacht einen zweiten Schlaganfall. Er hat seine Kandidatur für die bevorstehende Wahl zurückgezogen. Bremer war zwölf Jahre lang Oberbürgermeister von Kopenhagen. Unser politischer Redakteur ist der Ansicht, dass aufgrund dieser Entwicklung die Wahl von Troels Hartmann sicher ist …«
    Es klopfte. Eine lächelnde blonde Frau in einem grünen Kleid kam herein. Sie hatte Zeitungen in der Hand und sagte fröhlich: »Guten Morgen.«
    Sie sah die Bescherung, sah seinen Zustand. Lächelte noch immer. Sah das kaputte Fenster.
    »Das haben wir gleich«, sagte sie. »Später werden Fotos gemacht. Ich bestelle einen Glaser.«
    Trat an den Schreibtisch, reichte ihm die Hand. Er nahm sie. Warm und weich.
    »Maja Randrup. Ich bin die Aushilfe für Rie Skoovgard. Morten hat mich gebeten einzuspringen.«
    Sie legte ihm ein paar Ausdrucke hin.
    »Er hat mir Ihre Rede zum Abtippen gegeben. Ich hab sie gelesen. Sehr gut.«
    Vorsichtig auftretend, begann sie, Sachen vom Boden aufzusammeln. Sein Jackett. Das leere Glas. Die Karaffe und die Akten. Lächelte immer noch.
    »Ich hab ein paar Änderungsvorschläge gemacht, nachdem ich das von Bremer gehört hatte«, sagte sie und stellte einen umgefallenen Stuhl auf.
    »Morten und ich finden, dass damit der richtige Ton angeschlagen wird. Einfühlsam, aber ohne das Wohl der Stadt aus dem Auge zu verlieren. In dem Sinn, dass Sie die guten Teile von Bremers Vermächtnis übernehmen, vor allem aber Ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen.«
    Sie machte einen Rundgang durch den Raum, überprüfte alles. Wedelte mit der Hand.
    »Hier gibt’s doch eine Dusche, stimmt’s? Und Sie haben Rasierzeug hier. Ich bringe Ihnen frische Sachen.«
    Wartete seine Antwort nicht ab.
    »In einer Dreiviertelstunde müssen Sie wie aus dem Ei gepellt sein.«
    Griff sich die Karaffe. Behielt sie.
    »Zu dumm, dass Sie auf diese Weise gewinnen müssen. Aber was soll’s, Wahlsieg ist Wahlsieg. Nach der Pressekonferenz ist eine Lücke in Ihrem Terminkalender. Morten meint, Sie sollten sie nutzen. Fahren Sie heim. Zeigen Sie sich die nächsten zwei Tage so wenig wie möglich in der Öffentlichkeit. Der Wahlkampf ist vorbei. Jetzt müssen wir einfach nur warten.«
    Sie öffnete die Fenster. Der kalte Novembersturm wehte ungehindert herein. Hartmann fröstelte, seine Zähne klapperten. Dumpfer Schmerz herrschte in seinem Kopf. Verkehrslärm. Immer noch dunkel. Die blaue Neonschrift des Hotels. Er setzte sich an den Schreibtisch und betrachtete die Frau. Attraktiv. Um die dreißig. Enganliegendes grünes Kleid. Gute Figur. Kein Ehering. Sie merkte, dass er sie taxierte.
    Die Anwältin traf sich mit Pernille Birk Larsen auf dem gekrümmten Flur gegenüber dem Gefängnistrakt.
    »Zunächst wird er vor Gericht gestellt. Dann kommt er wahrscheinlich ins Gefängnis Vestre. Ich werde nicht Ihr Geld verschwenden, indem ich eine Freilassung gegen Kaution beantrage.«
    Lis Gamborg. Dieselbe Frau, die Theis auch beim ersten Mal vertreten hatte. Und Vagn, wenn er es verlangte. Pernille kannte nicht viele Anwälte. Und wollte es auch dabei belassen.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte sie. »Ich rufe an, sobald ich den Gerichtstermin weiß.«
    Dann ging sie. Pernille stand in dem schmalen Gang, schaute hinaus. Der Tag brach an. Hell und klar. Im Hof unten führten mehrere Vollzugsbeamte einen großen Mann in blauer Anstaltskleidung und Handschellen und mit einem Verband um den Kopf zu einem Transporter hinaus. Sie lief los.
    Die Wendeltreppe hinab, mit fliegenden Füßen. Stieß Polizisten und Wärter, Anwälte und Betrunkene zur Seite. Zwei Treppen, und sie hatte den grauen Betonparkplatz erreicht. Köpfe drehten sich, Leute fingen an zu rufen. Er war schon in der Hofmitte, an jedem Arm einen uniformierten Beamten, und ging so, wie er immer ging. Kopf hoch, Augen nach vorn. Mund
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