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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen
Autoren: Spencer Spratt
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Woche. Welcher Flughafen ist es denn diesmal. Ich meine - manchmal landen Maschinen auf anderen Flughäfen. Ich bin neulich in Orly gelandet, obwohl ich sonst immer auf dem >de Gaulle« ankomme. Na schön, beides ist natürlich Paris, aber man weiß doch ganz gern, woran man ist.«
      Das war eine wortreiche Bemäntelung ihrer simplen Frage, wohin die Unbekannte immer flog.
      Die Antwort kam unbefangen und ahnungslos: »Meistens ist es Gatwick. Aber manchmal kommen die Flüge auch in Luton an. Das ist aber auch nicht besonders weit von London.«
      »Ja, das stimmt. So, nun muß ich mich beeilen, meine Schwester noch einzuholen. Wiedersehen!« Sandra King ging. Sie wußte jetzt, daß die Unbekannte tatsächlich eine Frau war, daß sie ihre Unsichtbarkeit wirklich abgelegt hatte und wöchentlich einmal nach England flog. Nur wer die Unbekannte war und wie sie hieß, das hatte sie nicht feststellen können. Schließlich konnte sie das Mädchen im Reisebüro nicht einfach danach fragen. Darum ging Sandra King weiter, immer durch die schmalen Gassen der Altstadt, immer dem Piepen ihres Miniempfängers folgend - bis mit einem Schlag Stille war. Das Gerät gab keinen Ton mehr von sich.
      Da wußte Sandra King, daß sie mit ihrer Weisheit zumindest vorübergehend am Ende war. Die Unbekannte war an dieser Stelle in einen Wagen gestiegen, vermutlich in ein Taxi. Die Paste an ihren Schuhsohlen gab infolgedessen keinen Magnetstaub mehr aufs Züricher Straßenpflaster ab. Künstlerpech!
      Die Agentin überlegte. Dann entschloß sie sich, ins Hotel zurückzukehren. Sie würde von dort Verbindung mit London aufnehmen und sodann entscheiden, ob sie nach England zurückkehrte oder nicht. Es schien, als führten alle Spuren in dieser geheimnisvollen Angelegenheit auf die britische Insel.
      Sie winkte ein Taxi herbei. »Zum >Baur au Lac< bitte«, sagte sie und stieg ein. Zehn Minuten darauf erreichte sie das Hotel, fragte an der Rezeption nach Briefen oder Anrufen.
      »Ja, Miß King, da war ein Anruf Ihrer Schwester. Bitte einen Augenblick, ich habe es notiert.« Der Empfangschef suchte in seinen Unterlagen. Es dauerte einen Moment, weil er durch zwei Amerikaner abgelenkt wurde, die nach einem bestimmten Restaurant fragten. Dann hatte er endlich den Zettel gefunden. »Ja, wie schon gesagt, Miß King, hat Ihre Schwester angerufen. Ob Sie bitte ins Reisebüro kommen könnten. Sie wüßten schon, wo das sei.«
      »Danke.« Sandra King zwang sich zu einem Lächeln. Ja, sie wußte, wo das kleine Reisebüro war, in dem sie vor 10 Minuten nach ihrer angeblichen Schwester gefragt hatte, obwohl sie nur einen Bruder namens Bobby hatte ...
      Und diese nicht nicht existierende Schwester bat um ein Treffen in dem merkwürdigen kleinen Reisebüro? Sehr, sehr seltsam! Vor allem aber Grund genug, äußerst vorsichtig zu sein. Es konnte sich nur um eine Falle handeln.
      Darum überprüfte Sandra King im Taxi den Ministrahler, der in ihre Armbanduhr eingebaut war. Er funktionierte, wie die Kontrollanzeige bestätigte. Ein Superkonden-sator winzigen Ausmaßes erzeugte für kurze Zeit eine ungeheure Energie, die in einem gebündelten Laserstrahl, so dünn wie ein Frauenhaar, über Entfernungen bis zu 7
      Metern absolut tödliche Wirkung zeigte. Diese winzige Waffe hatte nur einen Nachteil. Mehr als ein »Schuß« war nicht möglich. Es dauerte Stunden, um sie wieder aufzuladen.
      Nicht zuletzt aus diesem Grund führte Sandra King noch eine Reihe weiterer Abwehrwaffen mit sich, von denen ein »Knock-Out-Spray« die in vielen Fällen wirksamste war. Das Opfer spürte keinen Schmerz. Es sank nur eine Zehntelsekunde nach Besprühung in seligen Schlummer und erwachte nach geraumer Zeit ohne jegliche Nachwirkung.
      Doch Sandra King hoffte, diese Waffen nicht anwenden zu müssen. In vielen Situationen war ein Lächeln weit wirksamer. Auch half mitunter ein herzhafter Judogriff. Es kam eben immer auf die spezielle Situation an. Und die Situation, die ihr nun bevorstand, konnte erst beurteilt werden, wenn es soweit war.
      Der Verkehr war mit zunehmendem Nachmittag dichter geworden und so dauerte die Fahrt zurück zum Reisebüro länger als der umgekehrte Weg. Sandra King ließ das Taxi eine Straßenecke vor ihrem Ziel halten und stieg aus.
      Langsam ging sie in Richtung des kleinen Reisebüros. Die schmale Gasse war menschenleer. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb war Sandra King besonders vorsichtig. Sie sah sich immer wieder um.
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