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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen
Autoren: Spencer Spratt
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der schmutziggraue Lieferwagen fuhr hindurch, bog nach rechts in die Straße und entfernte sich rasch.
      »Ja, aber«, stammelte Junot. »Eben waren Sie nicht da und jetzt—«
      »Ich war die ganze Zeit da. Du hast nur nicht richtig geschaut«, sagte der junge Mann ruhig und lenkte den Lieferwagen auf den Parkplatz eines großen Fabrikgeländes, wo Arbeiter und Angestellte rund tausend Fahrzeuge abgestellt hatten. »Los, steig aus!«
      Der junge Mann stieg ebenfalls aus und führte Junot einige Schritte weiter zu einem Citroen, wie sie hier haufenweise standen. Augenblicke später fuhren sie vom Parkplatz in Richtung Autobahn und tauchten im Strom des Fernverkehrs Richtung Marseille unter.
      »Begnadigung - abgelehnt«, las Junot und wurde blaß. »Dann werde ich, dann wollen sie mich...«
     
      »... köpfen«, vollendete sein Befreier den Satz. »Und aus diesem Grund wirst du unter neuem Namen in der Anstalt von Professor Gorand untertauchen und dich einer vermutlich jahrelangen, vielleicht gar lebenslänglich psychiatrischen Behandlung unterziehen.«
      »Alles, was Sie wollen«, versicherte Junot. »Ich bin Ihnen ja so dankbar! Komisch ...« Er lachte auf. »Erst dachte ich wirklich, Sie wären unsichtbar.«
      »So? Dachtest du?«
      »Ja.« Wieder lachte Junot. Er wandte sich zum Fahrer. »Und stellen Sie sich vor...«
      Aber der Fahrersitz war leer.
       Stunden vergingen, bis der Jeep endlich die Ausläufer von Mexico City erreichte und sich langsam durch armselige Gassen, in bessere Viertel bewegte. Schließlich hielt er vor einem Haus, dessen Straßenfront feindselig verschlossen und vergittert wirkte.
      Dafür tat sich, nachdem Rodriguez und das Mädchen eingetreten waren, ein herrlicher Innenhof mit Brunnen und üppiger Blumenpracht auf. Staunend sah sich Maria um.
      »Ah, Rodriguez, grüße Sie!« Eine Dame in schwarzer Mantilla trat ihnen entgegen und reichte dem Mann huldvoll die Hand. Das Mädchen musterte sie kaum. Statt dessen schnalzte sie mit den Fingern. Eine kräftig gewachsene Mulattin erschien.
      »Ines, nimm die Kleine mit, wasche sie gründlich und bringe sie zur Inspektion in mein Arbeitszimmer! Kommen Sie, Rodriguez!«
      Die Senora ging voraus. Rodriguez folgte in ihr Arbeitszimmer. Er setzte sich unaufgefordert und sagte: »Sie ist knapp Vierzehn, noch ganz unberührt und sehr hübsch. Sie werden eine Menge Geld mit ihr machen, Senora. Sagen wir 1000 Dollar?«
      »Warten wir die Inspektion ab«, erwiderte die Senora kühl. »Mögen Sie einen Whisky Soda?«
      Die kleine hübsche Maria stand währenddessen unter einer angenehm warmen Dusche und wurde von der Mulattin Ines gründlich abgeseift. Dann umgab sie ein Hauch von Parfüm aus einem Zerstäuber. Später schob Ines Marias kleine Füße in zierliche, hochhackige Pantöffelchen.
      »Komm«, sagte sie. »Die Senora wartet.«
      »Ich muß doch erst mein Kleid anziehen«, protestierte Maria.
      »Die Senora will dich nackt inspizieren. Nun komm schon!« Die Mulattin packte Maria beim Handgelenk und zog sie quer über den Hof ins Arbeitszimmer der Senora. Vergeblich versuchte Maria, ihre Blöße zu bedecken, damit der Mann sie nicht sah. Aber die Mulattin bog ihr einfach die Arme auseinander und drehte sie hin und her, damit die Senora gut sehen konnte.
      »Und jetzt auf den Stuhl«, befahl die Senora. Was dann folgte, war eine beschämende und erniedrigende Untersuchung, die Maria tränenüberströmt über sich ergehen lassen mußte.
      »Bring sie in ihr Quartier! Sie wird morgen, von Antonio vorbereitet«, entschied die ScAora. Dann wandte sie sich Rodriquez zu und sagte: »800 Dollar, mein Lieber, Ist ein guter Preis.«
      Rodriguez nickte. Gierig sah er zu, wie die Sertora einen Wandsafe öffnete, in dem Tausende von Dollar gebündelt lagen. Zufrieden verabschiedete er sich mit seinen 800, während die Senora den Safe wieder schloß und die Zahlenkombination verstellte. Dabei wandte die Senora der Zimmerpalme den Rücken zu und sah also nicht, daß sich die Zweige wie von unsichtbarer Hand bewegten.
      Die Senora verließ ihr Arbeitszimmer und begab sich in ihren Salon, von wo aus sie einen geheimen Durchblick in eines der Zimmer hatte. Dort vergnügte sich einer ihrer gut zahlenden Gäste mit zwei blutjungen Mädchen.
      Maria lag unterdessen schluchzend auf dem Bett des Zimmers unter dem Dach, in das die Mulattin Ines sie gebracht hatte. Maria war zwar vom Land, aber sie wußte, was ihr
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