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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen
Autoren: Spencer Spratt
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geistig Kranker als Gewaltverbrecher verurteilt und getötet wird.«
     
      »3. Juni - die kleine Maria Gonzales hatte es wirklich nicht verdient, ins Freudenhaus der Senora Riba verkauft zu werden. Ausgleichende Gerechtigkeit: Maria wird jetzt mit den Dollars der Senora zu einer wirklichen jungen Dame erzogen.«
      »19. August - Dr. Robarth braucht nicht mehr zu zittern. Boroff sitzt endgültig hinter Gittern und kann nicht mehr rauben und töten.«
      Nachdenklich richtete sich Sandra King auf. Einiges davon klang merkwürdig begannt. Dann wußte sie es wieder.
      Es war durch alle Zeitungen gegangen, daß ein Unbekannter den zum Tod verurteilten Pierre Junot aus der Todeszelle befreit und an unbekanntem Ort in Sicherheit gebracht hatte. Und die sensationelle Festnahme des Gewaltverbrechers Boroff, der ein völlig neues Gesicht hatte und nur durch den anonymen Hinweis eines Unbekannten überführt werden konnte, war auch reichlich publiziert worden.
      Vom Fall einer Maria Gonzales war Sandra King nichts bekannt, aber das besagte nichts. Die Geschichte hatte wahrscheinlich nie die Öffentlichkeit erreicht.
      Aber wo war der Zusammenhang? Ein Gerechtigkeitsfanatiker, der in aller Welt Gutes tat? Der eine ungewöhnliche Macht besitzen mußte, um all dies ausführen zu können? Es sah so aus. Es gab kaum eine andere Erklärung. Und dieser unbekannte Wohltäter interessierte sich auch für sie, Sandra King?
      Das alles schoß blitzschnell durch ihr Gehirn, während sie das Tagebuch wieder zur Seite legte und sich daran machte, die übrigen Räumlichkeiten der Wohnung zu untersuchen. Da war nebenan das Schlafzimmer und mit einem halb ausgepackten Koffer, der allerdings ebenso wenig wie das Tagebuch Hinweise auf den Namen des Besitzers gab. Da war das frisch bezogene Bett, in dem offensichtlich noch nicht geschlafen wurde. Und da war die Glastür zum Bad.
      Sandra King stutzte. Durch das Mattglas zeichneten sich die Konturen eines Menschen ab! Außer ihr war noch jemand in der Wohnung! Jemand, der ihr Eindringen bemerkt haben muß und sich hier Verbarg.
      Die couragierte Britin streifte den linken Ärmel etwas zurück, so daß ihre Armbanduhr sichtbar wurde. Außer einem Minisender und -empfänger enthielt dieses winzige Wunderwerk der modernsten Elektronik noch verschiedene andere Einrichtungen. Unter anderem einen Strahler, eine tödliche Waffe, die Sandra King nur in äußersten Notfällen verwendete. Aber es war gut, diese Waffe zu haben. Man fühlte sich gleich viel sicherer. Die Agentin konnte ja nicht wissen, wie gefahrlich der unbekannte Gegner möglicherweise war.
      Sie verließ das Schlafzimmer, aber nur scheinbar. In der Tür zum Wohnraum hielt sie inne. Dann schlich sie zurück ins Schlafzimmer, an den Wandschränken entlang, bis sie neben der Mattglastür zum Bad stand. Sie holte tief Luft, riß die Tür mit einem Ruck auf und sprang in Angriffsstellung ...
      Das Bad war leer! Kein Mensch war zu sehen. Die Dusche tröpfelte leise, und ein Duft von teurer Seife lag in der Luft. Das war alles. Verblüfft sah Sandra King sich um. Aber das Bad hatte keinen zweiten Ausgang. Dennoch hatte sie sich nicht getäuscht! Sie hatte den Mann hinter der Mattglastür gesehen. Undeutlich zwar, aber ohne jeden Zweifel. Und jetzt war er weg und hatte sich in Luft aufgelöst...?
      Sandra King war eine aufgeklärte junge Frau, der die ausgetüftelte Technologie ihres Zeitalters kaum noch Überraschungen bereitete. Aber das hier ging über ihren Horizont, lag außerhalb ihres Begriffsvermögens und ließ sich nicht erklären. Und dennoch mußte es eine Erklärung geben.
      Sie kam nicht dazu, weiter nachzudenken. Sie war aus dem Bad wieder in das Schlafzimmer getreten, als ein Lufthauch an ihr vorüberstrich, ein Sessel sachte um Zentimeter verschoben wurde und gleich darauf nebenan im Wohnraum die Tür zum Hausflur geöffnet und zugezogen wurde. Das alles ging so schnell, daß Sandra King erst Sekunden später reagieren konnte. Mit großen, elastischen Sprüngen war sie an der Wohnungstür, riß sie auf, spähte auf den Hausflur und hörte hallende Schritte, die sich rasch entfernten, ganz offensichtlich in Richtung Lift.
      Sandra zog die Tür des Apartments hinter sich zu und merkte sich die Nummer. Es war Apartment Nr. 12. Ein Namensschild war nicht an der Tür. Das alles registrierte die Agentin mit Lichtgeschwindigkeit, während sie den hallenden Schritten zum Lift nachsetzte.
      Dort zögerte sie.
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