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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen
Autoren: Spencer Spratt
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bevorstand und wozu man sie benützen würde.
      Sie zuckte daher zusammen, als die Tür lautlos geöffnet wurde, und eine Stimme sagte: »Hier, zieh das an, rasch! Und dann lauf hinunter zu dem Auto im Hof!«
      Kleidungsstücke segelten von der Tür her durch die Luft auf Marias Bett. Zu sehen war niemand. Der Unbekannte hatte sich offenbar schon wieder entfernt. Schnell zog Maria sich an. Dann lief sie hinunter in den Brunnenhof, wo ein Landrover mit laufendem Motor wartete. Sie stieg ein.
      Im Arbeitszimmer der Senora bewegte sich unterdessen wie von Geisterhand die Zahlenkombination des Wandsafes, und die kleine Stahltür schwang auf. Viele Bündel Dollarnoten schwebten durch die Luft. Dann klappte die Tür, und Schritte hallten über den Hof.
      Entgeistert sah die hübsche junge Maria, wie die linke Tür des Fahrzeugs geöffnet wurde und jemand einstieg, den sie nicht sehen konnte.
      »Keine Angst, Kleines«, sagte eine freundliche Männerstimme, und plötzlich saß ein nett aussehender jüngerer Mann am Steuer des Landrovers, der zu Marias Entsetzen mit Getöse durch das geschlossene Tor brach und die Straße hinunterraste.
      Eine Stunde Fahrt brachte sie von Mexico City weit über Land, bis schließlich die ehrwürdigen Mauern des alten Klosters vor ihnen aufwuchsen. Der junge Mann drückte die Hupe, und das Tor schwang auf. Sie fuhren hinein.
      Dann stiegen sie aus und betraten das Hauptgebäude, in dem sie eine Nonne erwartete und in das Zimmer der Mutter Oberin geleitete.
      »Hier ist Maria Gonzales, von der ich Ihnen berichtete, ehrwürdige Mutter«, sagte der junge Mann vergnügt. »Ich hoffe, daß Sie aus ihr eine nicht allzu fromme, dafür aber um so zeitgemäßere junge Dame machen werden. Eine erstklassige Ausbildung ist heutzutage wichtiger als Gebete. Ach ja, daß ich es nicht vergesse -hier sind 15 000 US-Dollar als kleine Erziehungsbeihilfe. Eine freigiebige Senora aus Mexico City hat sie für Maria zur Verfügung gestellt...«
      »Wirklich sehr großzügig«, sagte die Mutter Oberin. »Maria, die Schwester wird dich in dein Quartier bringen. Und Sie, Senor, seien Sie bedankt!«
      Mehr fügte die Mutter Oberin nicht hinzu; denn der junge Senor, der die kleine Maria und die großen Scheine gebracht hatte, war plötzlich weg.
     
 
      Der Hengst stand mit bebenden Flanken in der äußersten Ecke seiner Box. Die Plastikpuppe lag total zerschmettert im Stroh.
      »So wird es Robarth ergehen, wenn er seinen Liebling besucht«, sagte der Jüngere. »Ein simpler Knallfrosch, vom Silvesterabend übriggeblieben, tut die ganze Arbeit.«
      »Wir sollten schnell alle Spuren beseitigen«, meinte der Ältere und machte sich ans Werk.
      Zehn Minuten später waren die Überreste der Schaufensterpuppe im Misthaufen vergraben. Nichts deutete mehr auf das Experiment hin, das einen raffinierten Mord zur Folge haben würde. Zufrieden führen die beiden Männer davon.
      Zu dieser Stunde stand der Chirurg Dr. Ludger Robarth am Operationstisch, in seiner Privatklinik und legte die letzte feine Naht hinter dem rechten Ohr der Patientin. Darin war die Gesichtsstraffung vollendet, und der plastische Chirurg überließ das Übrige seiner Operationsschwester, die die Verbände machte und die Patientin zu Bett brachte.
      Dr. Robarth streifte die Handschuhe und den Kittel ab, wusch sich gründlich und betrat sein benachbartes Arbeitszimmer, das eher der Bibliothek eines Wissenschaftlers als dem Sprechzimmer eines kosmetischen Chirurgen glich.
      Eine schöne junge Frau sah ihm lächelnd entgegen, als er eintrat, und sagte: »Fertig für heute, Schatz?«
      »Ja.« Ermattet ließ Robarth sich in den Schreibtischsessel fallen. »Total fertig.« Er sah seine Frau und einzige Vertraute an: »Ich werde den Gedanken an Boroff nicht los. Ich schwöre dir, Liebling, ich habe ihn in der Innenstadt gesehen, zusammen mit einem anderen Mann. Boroff ist wieder hier!«
      »Unsinn«, versuchte seine Frau ihn zu beschwichtigen. »Boroff ist froh, daß du ihm ein neues Gesicht gemacht hast. Er ist in Südamerika und wird den Teufel tun, sich hier in unnötige Gefahr zu begeben.«
      »Gefahr?« rief Dr. Robarth. »Boroff ist nicht in Gefahr. Kein Mensch kennt sein neues Gesicht - außer mir. Und das ist es ja, was mich beunruhigt. Nur ich könnte ihn identifizieren. Das weiß auch Boroff.«
      »Du hättest damals die Operation nicht machen dürfen«, sagte seine Frau.
      »Aber er hätte dich umgebracht
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