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Das unsichtbare Buch

Das unsichtbare Buch

Titel: Das unsichtbare Buch
Autoren: Santiago García-Clairac
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bestimmt schon Sorgen.«
    »Darf ich Lucía nach Hause bringen?«, frage ich. »Es ist etwas weit und …«
    »Ich fahre euch«, mischt sich Papa ein.
    Endlich sind sich mal alle einig. Lucía verabschiedet sich, und nachdem sie versprechen musste, uns von nun an häufiger zu besuchen, gehen wir.
    Es kommt mir verdächtig vor, dass Mama und Lucía so schnell so gute Freundinnen geworden sind.
    Im Auto kommt Lucía wieder auf ihr Lieblingsthema zurück.
    »Ist es schwer, Schriftsteller zu sein?«, fragt sie meinen Vater.
    »Viel schwerer ist es, deine Fragen zu beantworten« sagt Papa lachend.
    »Sie drücken sich um die Antwort«, stellt Lucía streng fest. »Und außerdem haben Sie uns noch nicht erzählt, wie Das unsichtbare Buch endet.«
    »Willst du das wirklich wissen? Oder willst du lieber warten, bis das Buch rauskommt und du es selbst lesen kannst?«
    Lucía und ich sehen uns überrascht an.
    »Aber wenn ihr wollt, erzähle ich’s euch«, gibt mein Vater nach.
    »Wir würden es gerne jetzt schon wissen«, sagt Lucía, von Neugier geplagt.
    »Aber wir warten trotzdem, bis das Buch rauskommt«, entscheide ich.
    »Ich hab einen besseren Vorschlag«, sagt Papa, als er vor Lucías Haus anhält. »Wenn das Buch veröffentlicht wird, feiern wir eine große Party, und ihr sollt die Ersten sein, die es lesen.«

11
    E inige Wochen später sagt meine Mutter beim Frühstück zu mir:
    »César, Papa möchte mit dir sprechen.«
    »Mit mir?«, frage ich erstaunt.
    »Ja, er meint, vielleicht können wir auch im nächsten Jahr hier in diesem Haus bleiben. Ich glaube, er hat keine Lust mehr, ständig umzuziehen.«
    »Willst du damit sagen, dass wir für immer hierbleiben werden?«, frage ich ungläubig.
    »Möglicherweise«, antwortet sie, »möglicherweise …«
    »Wann hat er dir das gesagt? Glaubst du, er meint es ernst?«
    »Das weiß ich nicht. Frag ihn doch selbst! Er ist gerade im Badezimmer.«
    Ich lasse mein Frühstück stehen und stürze in den Flur. In diesem Augenblick kommt mein Vater aus dem Bad.
    »Papa!«, rufe ich. »Mama hat mir gerade erzählt, dass wir für immer hierbleiben.«
    Er sieht mich überrascht an.
    »Das hat sie dir erzählt?«
    »Ja, gerade in der Küche.«
    »Na ja, wenn Mama das sagt, wird es wohl stimmen, meinst du nicht?«
    Jipiiieee! Ich falle ihm um den Hals.
    »Ich hab dich lieb, Papa«, flüstere ich ihm ins Ohr.
    »Ich weiß, mein Junge, ich weiß.«
    »Los, es ist Zeit für die Schule!«, ruft meine Mutter. »Dein Bruder ist schon unterwegs.«
    Ich gehe in mein Zimmer und hole Anorak und Schultasche.
    »Übrigens«, sagt Papa, nachdem er mir einen Abschiedskuss gegeben hat, »wie geht es Lucía?«
    »Gut. Sie hat eine kleine Geschichte geschrieben und nimmt damit an einem Wettbewerb in der Schule teil. Vielleicht bekommt sie einen Preis.«
    »Was hältst du davon, wenn ich euch heute Nachmittag von der Schule abhole?«, fragt er. »Wir könnten zusammen etwas trinken …«
    »Heute Nachmittag? Wirklich?«
    »Nur wenn du willst …«
    »Wir könnten uns in der Eisdiele gegenüber der Schule treffen.«
    Papa nickt zustimmend.
    »Ich werd’s Lucía sagen, die wird sich freuen.«
    Ich stürme nach draußen. Es regnet, aber das ist mir egal. Heute ist der glücklichste Tag in meinem Leben. Von mir aus kann es donnern und hageln, so viel es will, es interessiert mich nicht die Bohne.
    In der Schule mache ich mich sofort auf die Suche nach meiner Freundin. Ich brenne darauf, ihr die Neuigkeiten zu erzählen. Doch da stellt sich mir jemand in den Weg.
    »Wohin so eilig?«
    Lorenzo! Und zwei seiner Freunde sind auch dabei.
    »Jetzt ist keiner da, der dir hilft, was?«
    »Lasst mich zufrieden«, sage ich. »Ich will keinen Streit.«
    »Dann geh gefälligst auf eine andere Schule, wir wollen dich hier nicht!«, antwortet Lorenzo und schubst mich … und schubst mich noch mal …
    Seine Freunde sehen einfach zu. Wennich mich jetzt nicht wehre, muss ich am Ende tatsächlich noch die Schule wechseln. Ich glaube, jetzt ist der Moment gekommen, etwas dagegen zu unternehmen.
    »Hör auf damit«, fordere ich Lorenzo auf.
    »Verschwinde von hier«, wiederholt er. »Wir wollen dich hier nicht.«
    »Ich glaub, ich hab eine bessere Idee«, entgegne ich. »Ich bleibe in diesem Jahr hier und auch im nächsten, im übernächsten, im überübernächsten … so lange, wie ich will!«
    »Wir werden dir das Leben zur Hölle machen«, droht mir Lorenzo.
    »Genau, bis du gar nicht mehr hier sein willst«,
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