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Das unsichtbare Buch

Das unsichtbare Buch

Titel: Das unsichtbare Buch
Autoren: Santiago García-Clairac
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verwandelt.
    Verzweifelt rannten die beiden auf den Ausgang zu, doch die Wachsoldaten folgten ihnen auf den Fersen.
    Dann, vor den überraschten Augen der Prinzessin, griff Sigfrido zu einer heldenhaften List. Er blieb vor einem mit Schwefel beladenen Karren stehen, und mit übermenschlicher Anstrengung bemühte er sich, ihn umzustoßen. Doch der Karren war so schwer, dass er ihn kaum bewegen konnte.
    ›Hilf mir!‹, rief er der Prinzessin zu.
    Mit vereinten Kräften gelang es den beiden, die gesamte Schwefelladung in eines der Feuer zu kippen. Es gab eine gewaltige Explosion. Funken sprühten in alle Richtungen und machten die Höhle zum Schauplatz eines gewaltigen Feuerwerks. Alles lief durcheinander und versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. Die beiden Abenteurer nutzten das Chaos, um aus der Höhle zu entkommen, während riesige Feuerkugeln über ihre Köpfe hinwegflogen.
    Endlich erreichten sie den Baum, an dem sie ihre Pferde angebunden hatten. Doch die Explosion hatte die Tiere erschreckt. Sie hatten sich losgerissen und die Flucht ergriffen.
    ›Sieh nur!‹, rief Hanna und zeigte auf den Eingang der Höhle, aus der bewaffnete Männer gerannt kamen. ›Sie kommen hinter uns her!‹
    Sigfrido und die Prinzessin fassten sich an den Händen und verloren sich im Dunkel der Nacht. «
    Entsetzt hebt Lucía den Blick.
    »Es wird ihnen niemals gelingen, das Buch zu lesen«, seufzt sie betrübt.
    »Uns auch nicht. Jedenfalls nicht im Moment. Mehr Seiten hab ich nämlich nicht.«
    »Du bringst doch morgen Nachschub, oder?«, fragt sie fast ängstlich.
    »Ich tue mein Bestes«, antworte ich. »Ich will unbedingt wissen, wie es mit dem unsichtbaren Buch weitergeht.«
    »Und ich erst!«, sagt Lucía.
    Es ist spät geworden. Der Regen hat nachgelassen, und wir gehen nach Hause. Zum ersten Mal macht es mir Spaß, ein Buch meines Vaters zu lesen.

9
    A uch heute regnet es.
    Pitschnass und schlechtgelaunt komme ich in der Schule an. Lucía sieht mir erwartungsvoll lächelnd entgegen.
    »Hallo, guten Morgen!«, begrüßt sie mich, noch bevor ich mich auf meinen Platz gesetzt habe. »Hast du die nächsten Seiten mitgebracht?«
    »Nein … Das ging leider nicht«, erkläre ich ihr. »Der Drucker ist kaputt.«
    Auf Lucías Gesicht macht sich Enttäuschung breit.
    »Tut mir leid«, sage ich, »ich würde auch zu gerne wissen, wie es mit Hanna, Sigfrido und dem Buch weitergeht.«
    Lucía gibt keine Antwort. Nicht weil sie sauer auf mich ist, denn sie weiß sehr wohl, dass ich für den kaputten Drucker nichts kann. Aber sie ist enttäuscht.
    »Mach dir keine Vorwürfe«, sagt sienach einer Weile. »Du kannst ja nichts dafür.«
    Sag ich doch!
    »Woher solltest du auch wissen, dass der Drucker kaputtgehen würde«, sagt sie.
    »Stimmt«, antworte ich, »das konnte ich nicht wissen.«
    »Nein, das konntest du nicht.«
    Wieder Schweigen.
    Ich weiß nicht, warum, aber plötzlich fühle ich mich doch ein wenig schuldig, dass der verdammte Drucker verrücktgespielt hat.
    »Sie haben meinem Vater gesagt, dass der Drucker nächste Woche repariert wird«, sage ich schließlich.
    »Und was machen wir bis dahin?«
    »Warten.«
    »Nein! Heute Nachmittag gehen wir zu dir nach Hause und lesen die Geschichte am Computer weiter.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Das ist mein voller Ernst! Schließlich ist es nicht meine Schuld, dass der Scheißdrucker nicht funktioniert.«
    »Meine auch nicht.«
    »Ja, ja …«
    Ich wusste es! Keine Ahnung, warum, aber ich wusste es. Jetzt bin ich doch wieder an allem schuld.
    »Du lädst mich einfach zu dir nach Hause ein, und dann schleichen wir uns in das Arbeitszimmer deines Vaters.«
    Ich glaube, ich hab es irgendwann schon mal erwähnt: Dieses Mädchen ist wirklich sehr mutig, nirgendwo sieht sie ein Problem. Und dann passiert, was passieren muss, na klar, plötzlich geht alles schief.
    Und das Schlimmste daran ist, ihr scheint das völlig egal zu sein … Was mache ich nur?
    »Du siehst immer alles zu schwarz«, sagt sie genau in diesem Moment. »Und wie du wieder guckst! Als hätte dich ein Ochse überrannt.«
    »Mach dich bloß nicht über mich lustig«, warne ich sie. »Wenn mein Vater uns an seinem Computer erwischt, bringt er mich um!«
    »Keine Sorge, ich bin ja bei dir«, entgegnet sie, um mir Mut zu machen.
    Sie hat natürlich keine Ahnung, aber den Rest des Tages suche ich angestrengt nach einer anderen Lösung. Doch nachder Schule klebt sie an mir wie ein Schatten. Und spätestens jetzt wird
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