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Das unsichtbare Buch

Das unsichtbare Buch

Titel: Das unsichtbare Buch
Autoren: Santiago García-Clairac
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dem ganzen Durcheinander erkennen. Fuchsteufelswild tritt sie auf Lorenzo und seine Freunde ein.
    Endlich kann ich mich befreien. Ich springe auf und komme ihr zu Hilfe. Lorenzo sieht, dass sich das Blatt gewendet hat, und tritt den Rückzug an.
    »Kneifen gilt nicht, du Feigling!«, schreit Javier, als er sieht, dass sein Gegner abhauen will. »Komm her!«
    »Was ist, ihr Helden?«, rufe ich den anderen zu. »Traut ihr euch jetzt nicht mehr?«
    »Haut bloß ab!«, schreit Lucía. »Ihr Waschlappen!«
    »Wir sprechen uns noch!«, schreit Lorenzo zurück, bevor er und seine Freunde sich endgültig aus dem Staub machen.
    Javier, Lucía und ich machen Witze über sie und lachen ihnen hinterher, um ihnen zu zeigen, dass wir keine Angst vor ihnen haben.
    »Solange sie in der Überzahl sind, sind sie mutig«, sagt Lucía. »Aber sobald sie merken, dass sie ins Hintertreffen geraten, ziehen sie den Schwanz ein.«
    »Ich hab keine Angst vor ihnen, von mir aus können sie zu zehnt kommen!«, prahlt Javier.
    »Hoffentlich nicht«, sage ich.
    »Für heute haben sie jedenfalls genug«, bemerkt Lucía.
    »Danke, dass du uns geholfen hast«, sage ich zu Lucía.
    »Wo hast du gelernt, dich zu prügeln?«, fragt Javier sie.
    »Na ja, eigentlich kann ich das gar nicht«, antwortet sie bescheiden. »Aber als ich euch vom Bus aus gesehen habe …«
    »Du bist extra ausgestiegen, um uns zu helfen?«, frage ich.
    »Na ja …«, antwortet sie, während sie sich bückt, um ihre Tasche aufzuheben. »Ich hatte das Gefühl, ihr braucht Hilfe.«
    »Ich nicht!«, sagt Javier.
    »Vielen Dank jedenfalls«, unterbreche ich meinen Bruder. »Wenn du nicht gekommen wärst, hätten sie uns so richtig in die Mangel genommen.«
    Javier sieht mich erstaunt an. Ich glaube, er hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich mich vor einem Mädchen so sehr erniedrigen würde.
    »Also gut«, sagt Lucía, »das war’s dann wohl. Gehen wir!«
    »Wenn du willst, bringe ich dich nach Hause«, biete ich ihr an.
    »Es ist aber weit …«
    »Kümmert euch nicht um mich«, sagt Javier und läuft los. »Ich bin dann weg. Adiós!«
    Jetzt, wo wir alleine sind, fällt mir nichts ein, was ich sagen könnte. Und ich glaube, ihr auch nicht.
    Wir machen uns auf den Weg. Als wir in eine große Straße einbiegen, fängt es an zu tröpfeln.
    »Wir sollten uns unterstellen«, sagt Lucía. »Sieht aus, als würde es gleich richtig anfangen zu schütten.«
    »Ja«, pflichte ich ihr bei und schaue zu den schwarzen Wolken hinauf. »Wir sollten wirklich zusehen, dass wir uns unterstellen.«
    Der Regen wird stärker, und wir rennen los.
    »Da!«, ruft Lucía und zeigt auf einen Hauseingang.
    Es ist der Eingang zu einem Lokal, das zurzeit geschlossen ist. Der ideale Platz, um vor dem Regen Schutz zu suchen. Wir setzen uns auf die Treppenstufe.
    Der Regen wird immer stärker. Sieht aus, als müssten wir eine ganze Weile hierbleiben. Plötzlich kommt mir eine Idee.

    »Wenn du willst«, sage ich vorsichtig,»können wir die neuen Seiten aus dem Unsichtbaren Buch lesen. Ich hab sie dabei.«
    Sie sieht mich freudig überrascht an.
    »Stimmt!«, ruft sie aus. »Das hast du mir ja heute Morgen erzählt!«
    »Allerdings … Hier!«
    Sie reißt mir die Seiten aus der Hand.
    »Wow! So viele!«, ruft sie erstaunt.
    »Leider ist es hier ziemlich dunkel«, stelle ich fest.
    »Das macht nichts«, sagt Lucía und macht ihre Tasche auf. »Sieh mal, was ich hier habe!«
    Sie knipst eine kleine Taschenlampe an und richtet den Lichtschein auf die erste Seite.
    »Also, wo waren wir?«, fragt sie.
    »Tja … ich glaube … ach ja, in der Schwefelmine. Hanna wollte versuchen, das Buch im Schein des Feuers zu lesen …«
    »Ja, ja … Sei still und hör zu:
    … und ein paar Funken fielen auf die Buchseiten. Sie überlegte nicht lange und fegte sie mit der Hand fort. Dann fing sie an zu lesen.
    ›Eindringlinge!‹, brüllte plötzlich einerder Wachsoldaten und deutete mit seiner Lanze auf sie.
    Instinktiv schlug Hanna das Buch zu und sprang auf.
    ›Wir sind verloren!‹, rief Sigfrido. ›Nichts wie weg!‹
    Die junge Prinzessin wusste, dass sie keine andere Wahl hatten, und ergriff widerstrebend die Flucht. Pech , dachte sie.
    Die beiden jungen Leute sprangen geschickt wie Bergziegen von Fels zu Fels und wichen den Soldaten aus, die sich ihnen in den Weg zu stellen versuchten. Die Sklaven fingen an zu schreien, und innerhalb weniger Minuten hatte sich die Höhle in einen Hexenkessel
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