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Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Titel: Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
Autoren: Stefan Seitz
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abgesehen von ein paar nächtlichen Stunden, noch immer in diesem scheußlichen Spiegel gefangen seid. Ein gar tragisches Schicksal.« Unterwürfig hob er die Schultern und blickte erneut zum Kopf des Bergteufels auf. »Aber der Bann wird schon sehr bald gebrochen sein«, versprach er. »Spätestens, wenn uns die zwei dort oben zu dem Buch geführt haben und wir es Rabenstein aushändigen. Dann hat das Warten endlich ein Ende.« Nach diesen Worten sah er runter auf sein eigenes hölzernes Ebenbild und pustete selbstverliebt den Staub von ihm ab.
    Der Bergteufel hatte sich in der Zwischenzeit wieder gefasst. »Da wir schon dabei sind«, schallte es, »wo steckt dieser Rabenstein eigentlich? Ich habe ihn nun schon seit Monaten nicht mehr gesehen.«
    »Das weiß ich auch nicht, Herr«, antwortete der Narr. »Denkt Ihr, ich sollte ihn in Hohenweis aufsuchen und ihm von den beiden berichten? Solange sie dort oben in ihren Zimmern schmoren, können sie zumindest keinen Schaden verursachen.«
    »Vielleicht«, kam es von oben, »aber noch nicht jetzt. Zuerst nehme ich mir die beiden vor. Sobald es Mitternacht schlägt, steigen wir zu ihnen hinauf und pressen alles aus ihnen heraus, was sie wissen. Das Lügen wird ihnen schon noch vergehen.«
    Der Narr hob warnend die Hand. »Aber wir müssen gut aufpassen. Dieser Kerl mit dem Zylinder scheint mir nicht gerade auf den Kopf gefallen zu sein. Ich habe außerdem die dumpfe Vermutung, dass ich diesem Burschen schon einmal begegnet bin. Aber ich weiß nicht mehr, wo.«
    Primus bekam eine Gänsehaut. Das könnte ich dir schon verraten, dachte er. Ihn fröstelte. Denn sogleich schoss ihm der uralte Traum wieder ins Gedächtnis, der ihn schon seit zweihundert Jahren immer wieder verfolgte: Du bist mir einst auf den Hügeln begegnet.
    Der Bergteufel aber stimmte seinem Gehilfen zu. »Ja«, sagte er, »mag durchaus sein, dass du Recht hast. Vielleicht ist dieser Kerl ja auch derselbe, der mich letzte Nacht in Tannias Hütte zum Narren gehalten hat. Wenn er es ist, dann weiß er sich auf jeden Fall ausgezeichnet zu tarnen. Ich konnte nicht das Geringste von ihm sehen.« Er fletschte die Zähne. »Aber das wird sich ja gleich herausstellen, wenn ich zu ihm nach oben gehe. Die Zeit läuft – und schon gleich ist es Mitternacht!«
    Nun ging Primus ein Licht auf. Jetzt begriff er endlich, warum sich der Bergteufel während des Essens und auch die restliche Zeit über nicht hatte blickenlassen. Er durfte offenbar nur zu einer ganz bestimmten Uhrzeit den Spiegel verlassen – und zwar ausschließlich, um nach dem Buch zu suchen! In den übrigen Stunden war er hinter der Scheibe gefangen. Das also war der Fluch, den Rabenstein ihm auferlegt hatte.
    Aufgeregt schaute Primus zu Plim, die anscheinend das Gleiche dachte wie er: Ihnen blieb nur noch ganz wenig Zeit, um den Narren alleine anzutreffen. Punkt Mitternacht würde der Bergteufel aus dem Spiegel treten – und dann hätten sie schlechte Karten.
    Blitzschnell beugte er sich zu Bucklewhee hinunter.
    »Wie spät ist es?«, flüsterte er.
    »Was?« Der Vogel war völlig überrumpelt.
    Doch genau das konnte Primus jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Er ließ verzweifelt das Kinn hängen und wiederholte die Frage:
    »Wie … spät … ist … es???«
    »Also, woher soll ich denn das wissen?«, gackerte Bucklewhee.
    Primus verdrehte die Augen. »Na, da oben war doch eine Uhr!«, zischte er.
    »Ja schon, aber hier unten ist keine Uhr. Ich kann doch nicht einfach so …«
    »Jetzt streng dich halt an!«, fauchte Primus.
    »Nun, ähem …« Es war Bucklewhee merklich peinlich, sich diese Blöße geben zu müssen. Stammelnd hob er die Flügelknochen und wackelte dazu mit dem Schnabel. »Ich schätze, kurz vor Mitternacht«, sagte er, »möglicherweise zehn vor … nein, halt! Acht vor, das trifft es eher.« Er kratzte sich am Kopf. »Oder doch erst neun vor? Ich weiß nicht, also, um eine ganz präzise Auskunft zu geben, müsste ich …«
    Primus fuchtelte mit den Händen. »Ist ja schon gut«, beschwor er den Vogel, »nicht so laut.« Dann wandte er sich an Plim. »Los, wir haben nicht mehr viel Zeit. In wenigen Augenblicken kommt dieses Untier heraus und dann ist hier im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel los.«
    »Und was willst du jetzt machen?«
    »Wir müssen diesen Narren fangen«, antwortete er, »und zwar so schnell wie möglich. Du flitzt nach hinten und bewachst den Ausgang. Und pass auf, dass er uns nicht entwischt. Dieser
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