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Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Titel: Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
Autoren: Stefan Seitz
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suchen das Buch! Selbst wenn es diese garstige Göre immerzu abstreitet, ich weiß genau, dass sie lügt. Die beiden Schnüffler vermuten es irgendwo hier in der Gegend – und offenbar wissen sie etwas, das uns entgangen sein muss.«
    »Und du irrst dich nicht?«
    »Nein«, sagte der Narr, »völlig ausgeschlossen. Ich habe sie bei den Birken belauscht. Dort habe ich es genau gehört. Diese Hexe erwähnte das Buch – und eben deswegen sind sie hier.«
    Primus und Plim pirschten sich durch den Saal. Unbemerkt schlichen sie über den glänzenden Boden. Als sie den Stimmen schließlich ganz nahe waren, lugten sie vorsichtig hinter einer der Säulen hervor. Jetzt sahen sie, was sich inmitten des Raumes abspielte – und der Anblick ließ sie erschaudern.
    Denn im Licht der Kerze, die auf einem eisernen Leuchter brannte, erblickten sie die kleine Narrengestalt. In geduckter Haltung stand sie vor einem gigantischen Spiegel und sah untertänig zu ihm auf. Der Spiegel musste gut und gerne eine Höhe von drei bis vier Schrittlängen haben, wenn nicht sogar mehr. Kristallklar blitzte ihnen das geschliffene Glas entgegen, das ringsherum in einen gespenstischen Rahmen gefasst war. Primus traute seinen Augen nicht. Das ist doch nicht möglich, dachte er, und betrachtete voller Erstaunen den Spiegel. Sein Rahmen musste eindeutig von derselben Hand geschnitzt worden sein wie der des Spiegels in Primus’ Turm. Selbst das schwarze Holz schien auf den ersten Blick das gleiche zu sein. Nur die äußere Form wich gänzlich von ihm ab.
    Anstelle des Mantels umfassten hier Beine mit mächtigen Hufen die Scheibe. Von den Läufen eingeklemmt, stand sie direkt auf dem Boden und stützte den gespenstischen Kopf. Es war geisterhaft. Der Rahmen stellte einen riesigen Steinbock dar, der mit hoch erhobenem Haupt direkt hinter dem Spiegelglas zu hocken schien. Grimmig blickte er von oben herab, während seine spitzen Hörner in die Dunkelheit emporragten.
    Doch die hockende Gestalt des Bergteufels war nicht der einzige Unterschied zu Primus’ magischem Spiegel – da gab es noch einen anderen! Denn auf der rechten Seite, gleich neben einem der Hufe, sah Primus eine weitere geschnitzte Figur, die regungslos und mit geschlossenen Augen eine Grimasse schnitt. Grinsend kam sie neben der Scheibe heraus, während sie sich mit dürren Fingern an ihr festhielt. Die Figur war nichts anderes als das hölzerne Abbild des Narren mit seiner unverkennbar grotesken Schellenkappe. Er und der Bergteufel mussten schon seit geraumer Zeit unter einer Decke stecken …
    Nachdenklich schlich nun der Narr vor dem Spiegel auf und ab. Er zupfte an seiner Mütze und wandte sich dem geschnitzten Kopf des Bergteufels zu.
    »Vielleicht hat Tannia das Buch ja gar nicht bei sich zu Hause in der Hütte versteckt«, knirschte er. »Sie hat es möglicherweise irgendwo am Fuß des Berges vergraben und Rabenstein bloß auf eine falsche Fährte gelockt. Wir wären doch niemals darauf gekommen, dass es hier in der Nähe sein könnte.«
    Der hölzerne Kopf des Bergteufels, oben am Spiegel, öffnete seinen Mund: »Nein«, widersprach er ihm, »das hat sie nicht. Tannia hätte niemals den Mut aufgebracht, sich in meine Nähe zu begeben. Dafür war ihre Furcht vor mir zu groß. Sie kannte mich. Sie wusste genau, wer ich bin und mit wem sie es zu tun hat. Eben aus diesem Grund kam sie auch nie mehr in ihre Hütte zurück. Ihr war klar, dass ich bis in alle Ewigkeit wiederkehren würde. So lange, bis ich das Buch gefunden habe.«
    Er lachte. »Wenn ich nur daran denke, wie sie sich damals vor mir verbarrikadiert hat. All ihre Möbel hatte sie vor die Tür geschoben, aber selbst das hat ihr nichts genutzt. Sie war nicht einmal annähernd so mächtig, wie Rabenstein immer geglaubt hat.« Voller Spott warf er den Kopf zurück. »Dieser Feigling, ha! Er wäre bestimmt auch selbst mit ihr fertiggeworden. Ein windiger Lehrling, dem nichts anderes einfiel, als sich meiner Hilfe zu bedienen.«
    »Aber Ihr seid ihm dennoch verpflichtet«, erinnerte ihn der Narr. »Schließlich hat er den Zauber gebrochen und uns aus dem Spiegel befreit.«
    » BEFREIT ???« Es war, als würde ein Rammbock von innen gegen die Glasscheibe donnern. » NENNST DU DAS ETWA BEFREIT , DU WURM ???«
    Sofort zog der Narr den Kopf ein. Er sprang eilends näher zum Spiegel und schmiegte sich entschuldigend an den Rahmen.
    »Nein, Meister«, schnurrte er, »natürlich nicht. Es ist mir nur allzu gegenwärtig, dass Ihr,
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