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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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peitschten gierig in DeVries’ Richtung, und kleine, tückische Augen starrten uns an.
    DeVries begann zu kreischen, als sich einer der schwarzen Schlangenarme um sein Bein wickelte, und versuchte rücklings vor dem Monster davonzukriechen, aber das Ungeheuer hielt ihn ohne sichtbare Anstrengung fest und schob sich weiter aus dem Tor heraus. »Nein!« brüllte DeVries. »Nicht das! Das wollte ich nicht! Nicht das! Nicht das!«
    Das Ungeheuer tötete ihn. Es ging ganz schnell: DeVries versuchte mit verzweifelter Kraft, sich loszureißen, aber plötzlich schnellten mehr und mehr der schwarzen Arme heran, woben ihn wie in ein fürchterliches schwarzes Spinnennetz ein
    und dann verstummten seine Schreie abrupt.
    Pri begann neben mir zu wimmern, als sich der Blick der schwarzen Dämonenaugen auf uns richtete. Frans zog seine Pistole und legte auf den gigantischen Schoggothen an, aber er drückte nicht ab. Wahrscheinlich spürte er ganz instinktiv, wie sinnlos menschliche Waffen gegen dieses Geschöpf waren.
    Langsam, ganz langsam, kroch das Ungeheuer näher. Sein gräßlicher Leib füllte nun schon fast den halben Keller, aber aus dem Tor quoll noch immer mehr der schwarzen, schleimtriefenden Masse. Vor uns erhob sich ein ganzer Wald peitschender schwarzer Tentakel, und in der Luft lag ein grauenerregender Gestank. Die Wut des uralten Wesens war fast körperlich zu spüren. Nie zuvor im Leben hatte ich solchen Haß in den Augen eines lebenden Wesens gesehen.
    Das Ungeheuer zögerte, als es die phosphoreszierenden Linien des Pentagramms erreichte. Aber nur für eine Sekunde.
    Dann schob es sich weiter. DeVries’ magische Barriere flammte für einen Moment heller auf. Ich sah, wie kleine, blaue Flämmchen nach dem Schoggothen griffen, wie auf winzigen Füßchen über seinen unheiligen schwarzen Leib glitten und erloschen.
    »Großer Gott, Robert tu etwas!« keuchte Frans. Und ich tat etwas.
    Es war wie vorhin, als ich die Kräfte des Unwetters benutzt hatte, um DeVries’ Killermaschinen zu vernichten ich dachte nicht mehr, sondern ließ mich einfach von meinem Gefühl leiten, bediente mich eines uralten Wissens, das nicht das meine, aber trotzdem in mir war: des magischen Erbes meines Vaters, das er mir im Moment seines Todes übertragen hatte.
    Ohne auch nur noch eine Sekunde zu zögern, trat ich dem Schoggothen entgegen und hob befehlend die Arme.

    »Halt!« schrie ich. »Bleib stehen, Kreatur der Finsternis!« Es war nicht meine Stimme, die da aus mir sprach. Eine unbekannte Macht entfesselte Kräfte in meiner Seele, von deren Existenz ich bis zu diesem Moment nichts geahnt hatte. Ich spürte, wie sich etwas in mir regte, etwas, das so alt und stark war wie die schwarze Kreatur der Hölle vor mir und das Ungeheuer erstarrte!
    In den Blick seiner pupillenlosen schwarzen Dämonenaugen mischte sich etwas wie Überraschung, dann Zorn und …
    Angst?
    »Geh!« rief ich mit lauter, fester Stimme. »Ich, Robert Craven, ein Träger der Macht, befehle es dir! Geh! Geh zurück in den schwarzen Pfuhl, aus dem du herausgekrochen bist!«
    Das Ungeheuer begann zu zittern. Seine Arme peitschten immer wieder in meine Richtung, aber es war, als schütze mich eine unsichtbare Wand keiner der entsetzlichen Tentakel berührte mich auch nur. Und dann fühlte ich, wie sich im Inneren des Monsters etwas regte, ein Aufbegehren unsichtbarer Kräfte, die den meinen ähnelten und doch gleichzeitig ganz anders waren, die finstere Facette der strahlenden Kraft, die mich selbst erfüllte.
    Es war ein bizarrer, unsichtbarer und lautloser Kampf, der aber mit gnadenloser Gewalt geführt wurde. Für Minuten, die mir wie Millennien vorkamen, standen wir uns einfach gegen
    über und starrten uns an, der Mensch und das Ungeheuer, die Kräfte der Weißen und der Schwarzen Magie, die doch nur verschiedene Teile einer einzigen, allgewaltigen Macht waren.
    Und ganz, ganz langsam wurde ich zurückgedrängt …
    Ein jähes Gefühl von Verzweiflung ergriff mich, als ich merkte, daß ich als Verlierer aus dem Kampf hervorgehen würde. Meine Kräfte begannen zu erlahmen, während die des Schoggothen ganz allmählich wuchsen. Er bewegte sich jetzt wieder, kroch auf mich zu, ganz langsam nur, unaufhaltsam.

    Seine grundlosen Augen flammten triumphierend auf, während sich seine Schlangenarme langsam auf mich zuschoben.
    Ich verdoppelte meine Anstrengungen, und für einen kurzen Moment gelang es mir noch einmal, die gräßliche Kreatur zurückzudrängen. Aber nur
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