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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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los?« fragte Pri atemlos. »Was wollen wir hier?«
    »Was los ist?« Ich unterdrückte nur mit Mühe ein hysterisches Lachen. »Ich bin ein Idiot, das ist los!« antwortete ich.
    »Der größte Narr, der lebend herumläuft. Ich habe mich übertölpeln lassen wie ein Anfänger!«
    »Du bist ein Anfänger«, sagte Frans hinter mir. Ich ignorierte ihn.
    »DeVries wollte nur Zeit gewinnen, als er seine Maschinen auf uns gehetzt hat«, sagte ich. »Es ging ihm gar nicht mehr darum, uns zu töten. Er brauchte nur ein paar Sekunden, um zu fliehen. Und ich habe ihm auch noch die Gelegenheit dazu verschafft!«
    Wir erreichten das Ende der Treppe und fanden uns jäh vor einer mannshohen Tür. Frans stieß mich unsanft zur Seite und versuchte sie einzutreten, wie die oben in der Halle, aber die Tür zitterte nicht einmal sie war aus wesentlich massiverem Holz gebaut. Frans fluchte, warf sich mit aller Gewalt gegen die Tür und prellte sich die Schulter. Aber das war auch alles.
    »Versuchen wir es zu zweit!« schlug ich vor. Frans nickte und trat einen Schritt zurück, und auch ich raffte das bißchen an Kraft zusammen, das ich noch in meinem mißhandelten Körper fand.
    »Wartet!« sagte Pri, streckte die Hand aus und öffnete die Tür ohne sichtliche Anstrengung. Sie war gar nicht versperrt gewesen! Ich verschob es auf später, mich selbst zu beschimpfen, drängelte mich an Pri vorbei und erstarrte mitten im Schritt!
    Vor uns lag das gigantische Kellergewölbe, aber es war jetzt von einem blendenden, giftgrünen Licht erfüllt, das in Schwaden wie leuchtender Nebel in der Luft zu hängen schien, Schwaden, zwischen denen sich dunkle, formlose Dinge bewegten.
    De Vries kniete im Zentrum des Pentagramms, eine winzige, verloren wirkende Gestalt vor dem pulsierenden Etwas, in das sich das Mastertor verwandelt hatte, und trotz der großen Entfernung konnte ich hören, wie seine Lippen uralte verbotene Worte murmelten, Worte, deren Bedeutung ich nicht verstand, deren Klang mir aber auf entsetzliche Weise bekannt vorkam. Es waren Worte in der Sprache der Großen Alten
    und sie dienten keinem anderen Zweck, als das Mastertor zu aktivieren und den Weg in die Vergangenheit zu öffnen.
    »DeVries!« schrie ich mit aller Kraft. »Hören Sie auf, Sie Narr!«
    DeVries fuhr herum. Sein Gesicht war grau und blutüberströmt, und auf seiner rechten Wange glänzte eine fürchterliche Brandwunde. Seine Augen glitzerten fiebrig, und als er sprach, war seine Stimme kaum noch menschlich.
    »Zu spät, Craven!« krächzte er. »Ihr kommt zu spät, ihr Narren!«
    »Tun Sie es nicht, DeVries!« sagte ich beschwörend. Pri trat an mir vorbei und wollte auf ihren Vater zugehen, aber ich riß sie an der Schulter zurück und deutete auf die phosphorgrünen Linien des Pentagramms, in dessen Zentrum DeVries kniete.
    Sie hatten sich verändert. Sie leuchteten und wogten, und sie schienen sich zu bewegen, als … ja, als lebten sie. Ich wußte, daß etwas Fürchterliches geschehen würde, wenn Pri sie auch nur berührte.
    DeVries stand langsam auf. Seine Augen funkelten wie kleine, glühende Feuer in seinem Schädel. »Ihr Narren«, wiederholte er. »Ihr glaubt, gewonnen zu haben? Ihr denkt, ihr hättet mich besiegt?«
    »Vater bitte!« flehte Pri. DeVries schien ihre Worte gar nicht zu hören.
    »Ihr habt mich geschlagen, das stimmt«, fuhr er fort. »Aber ich bin nicht besiegt. Ich werde wiederkommen. Ich werde wiederkommen und euch vernichten, euch alle!« Und damit wandte er sich um, trat an das Tor heran und hob die Arme in einer beschwörenden Geste.
    »Iahh!« schrie er. »Cthulhuflhagn! Iah!«
    Im Zentrum des goldenen Mastertores flammte ein gnadenloses grünes Licht auf, so grell, daß DeVries’ Körper für einen Moment durchsichtig zu werden schien. DeVries lachte, hob noch einmal die Arme und trat mit einem einzigen Schritt in das Tor hinein.
    Aber er verschwand nicht.
    Eine endlos scheinende Sekunde lang schien sein Körper wie unter einem inneren grünen Feuer aufzuglühen, dann schrie, nein, kreischte DeVries voller Panik und Agonie auf und taumelte zurück. Seine Kleider schwelten.
    Und hinter ihm kroch etwas aus dem Tor!
    Es ähnelte dem Ungeheuer, das Frans und ich in der Stahlkammer gesehen hatten, aber es war viel, viel größer, und es strahlte Haß und Wut aus wie eine Pestwolke: eine riesige, wurmartige Kreatur, unter deren Leib die Fliesen zu glühen begannen. Dutzende von armlangen, stachelbewehrten schwarzen Schlangenarmen
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