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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel
Autoren: Jeffery Deaver
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Kopf und ließ die Zöpfe fliegen. »Scheiße, Gen, das war doch nur Spinnerei. Ich gehe nirgendwohin. Das Beste, worauf ich hoffen kann, ist das, was ich jetzt schon mache: in einem Imbiss Salate und Burger servieren. Oder Zöpfe flechten und Haare verlängern, bis das aus der Mode ist. Was wahrscheinlich keine sechs Monate mehr dauert.«
    Geneva lächelte matt. »Wir haben doch schon immer vorausgesagt, dass die Afrofrisur zurückkommt.«
    Keesha lachte. »Stimmt. Dafür braucht man bloß eine Bürste und Spray, keine Künstlerinnen wie mich.« Sie wickelte sich eine ihrer eigenen blonden Strähnen um den Finger. Dann ließ sie die Hand sinken und hörte auf zu lächeln. »Auf mich allein gestellt, würde ich bloß als verrückte alte Ziege enden. Ich brauche einen Mann, um zurechtzukommen.«
    »Hör gefälligst auf, dich selbst runterzumachen. Was hat Kevin dir bloß eingeredet? Du hast doch noch nie so gedacht.«
    »Er wird sich um mich kümmern. Sich einen festen Job suchen. Und er hat versprochen, gemeinsam mit mir für das Baby zu sorgen. Er ist anders. Nicht wie die Jungs, mit denen er herumhängt.«
    »Du irrst dich. Du darfst nicht aufgeben, Keesh. Tu’s nicht! Bleib wenigstens auf der Schule. Falls du wirklich ein Baby willst, okay, aber bleib auf der Schule. Du kannst …«
    »Du bist nicht meine Mutter, Kleine«, fiel Keesh ihr schroff ins Wort. »Ich weiß, was ich tun werde.« In ihren Augen blitzte Zorn auf – was Geneva fast das Herz zerriss, denn es war der gleiche Zorn, mit dem Lakeesha sich den Mädchen aus dem Delano Project oder den St. Nicholas Houses entgegengestellt hatte, um Geneva zu beschützen.
    Auf den Boden mit ihr, gebt’s ihr, zeigt’s dem Miststück …
    »Er sagt, ich darf mich nicht mehr mit dir treffen«, fügte Keesh leise hinzu.
    »Das meinst du nicht …«
    »Kevin sagt, du hast ihm in der Schule übel mitgespielt.«
    »Ihm übel mitgespielt?« Sie lachte verbittert auf. »Er wollte, dass ich ihm beim Betrügen helfe. Ich habe mich geweigert.«
    »Ich habe ihm gesagt, dass das nicht stimmen kann, was er behauptet, und dass du und ich uns so nahe stehen. Aber er hat gar nicht zugehört. Er sagt, ich darf dich nicht mehr sehen.«
    »Und du entscheidest dich für ihn«, stellte Geneva fest.
    »Ich habekeine Wahl.« Lakeesha senkte den Blick. »Ich kann dein Geschenk nicht annehmen. Hier.« Sie hielt Geneva die Halskette hin und ließ sie schnell los, als wäre es eine heiße Pfanne. Das Schmuckstück fiel auf den dreckigen Gehweg.
    »Tu das nicht, Keesh. Bitte!«
    Geneva griff nach dem Mädchen, doch ihre Finger bekamen nur noch kühle Luft zu fassen.
     
     

 … Fünfundvierzig
     
    ZehnTage nach dem Treffen mit Gregory Hanson, dem Direktor der Sanford Bank, und seinem Anwalt telefonierte Lincoln Rhyme mit Ron Pulaski, dem jungen Beamten, der zwar noch krankgeschrieben war, aber in ungefähr einem Monat voraussichtlich wieder Dienst tun würde. Das Gedächtnis des Neulings kehrte allmählich zurück, und er half ihnen dabei, den Fall gegen Thompson Boyd zu untermauern.
    »Gehen Sie auf eine Halloween-Party?«, fragte Pulaski. Dann hielt er inne und fügte schnell »Oder so« hinzu. Die letzten beiden Worte sollten vermutlich den Fauxpas überspielen, den er soeben begangen zu haben meinte. Wer würde schon einen Querschnittsgelähmten fragen, ob dieser auf eine Party ginge.
    Aber Rhyme nahm es ihm nicht übel. »Ja, in der Tat. Ich gehe als Glenn Cunningham.«
    Sachs unterdrückte ein Lachen.
    »Wirklich?«, fragte der Neuling. »Äh, wer ist das eigentlich?«
    »Schlagen Sie es doch einfach mal nach, Officer.«
    »Jawohl, Sir. Werde ich.«
    Rhyme beendete das Gespräch und ließ den Blick über die Wandtafel schweifen, an der die Tarotkarte mit dem Bild des Gehängten hing.
    Er starrte auf diese Karte, als es an der Tür klingelte.
    Vermutlich Lon Sellitto. Seine Therapiesitzung musste schon zu Ende sein. Er hatte aufgehört, die unsichtbaren Blutflecke zu reiben oder das schnelle Ziehen seiner Waffe zu üben – wenngleich Rhyme noch nicht wusste, was ausschlaggebend für diesen Wandel gewesen war. Er hatte Sachs danach gefragt, aber sie konnte oder wollte sich nicht näher dazu äußern. Doch das war in Ordnung. Manchmal brauchte man eben nicht alle Einzelheiten zu wissen, davon war Lincoln Rhyme fest überzeugt.
    Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem Besucher nicht um den zerknitterten Detective.
    Rhyme schaute zur Tür und sah Geneva Settle dort stehen. Die
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