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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel
Autoren: Jeffery Deaver
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plötzlich aufgetaucht ist.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    Das große Mädchen wurde langsamer. Und blieb stehen. Geneva bemerkte, dass Lakeesha ihrem Blick auswich, eine Hand in die Tasche steckte und etwas nahm.
    Keesh zögerte.
    »Was ist denn?«, fragte Geneva.
    »Hier«, flüsterte das Mädchen, hob die Hand und hielt sie ihr hin. Zwischen den Fingern, deren künstliche Nägel schwarz-weiß kariert waren, baumelte eine silberne Halskette mit einem herzförmigen Anhänger.
    »Aber das …«, sagte Geneva.
    »Das hast du mir letzten Monat zum Geburtstag geschenkt.«
    »Und du gibst es mir zurück?«
    »Ich kann es nicht behalten, Gen. Außerdem brauchst du die Kohle. Du kannst es verpfänden.«
    »Sei nicht kindisch. Es stammt doch nicht von Tiffany’s.«
    Keeshs Augen waren der hübscheste Teil ihres Gesichts. Nun standen Tränen darin. Sie ließ die Hand sinken. »Ich ziehe nächste Woche um.«
    »Du ziehst um? Wohin denn?«
    »BK.«
    »Nach Brooklyn? Ihr alle? Die Zwillinge auch?«
    »Nein, die nicht. Niemand außer mir.« Sie senkte den Blick zu Boden.
    »Was ist denn nur los, Keesh?«
    »Es ist was passiert.«
    »Jetzt red endlich Klartext«, forderte Geneva. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Es geht um Kevin«, sagte Lakeesha leise.
    »Kevin Cheaney?«
    Keesh nickte. »Es tut mir Leid, Kleine. Er und ich, wir lieben uns. Er hat eine neue Wohnung. Ich ziehe zu ihm.«
    Geneva schwieg für einen Moment. »War er derjenige, mit dem du gesprochen hast, als wir letzte Woche telefoniert haben?«, fragte sie dann.
    Sie nickte. »Hör mal, ich wollte nicht, dass es so weit kommt, aber es ist eben geschehen. Versteh mich doch. Das zwischen ihm und mir ist etwas ganz Besonderes. Ich hab noch nie so empfunden. Ich weiß, dass du gern mit ihm zusammen gewesen wärst. Du hast ja andauernd von ihm geredet und ihm jeden Tag hinterhergeschaut. Und als er dich einmal nach Hause begleitet hat, warst du so glücklich. Ich hab all das gewusst und dich trotzdem hintergangen. Ach, Kleine, ich hatte ständig ein schlechtes Gewissen und wollte es dir erzählen.«
    Geneva erschauderte innerlich, aber nicht wegen ihres früheren Interesses an Kevin. Seit er ihr vor dem Mathetest sein wahres Ich gezeigt hatte, wollte sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. »Du bist doch nicht etwa schwanger, oder?«, fragte sie.
    Mir geht’s nicht gut …
    Keesh senkte den Kopf und starrte die baumelnde Halskette an.
    Geneva schloss kurz die Augen. »Seit wann?«
    »Seit zwei Monaten.«
    »Besorg dir einen Arzttermin. Ich begleite dich in die Klinik. Wir …«
    Ihre Freundin runzelte die Stirn. »Warum sollte ich das tun? Ich hab ihm das Baby doch nicht angedreht. Er hat gesagt, er würde ein Kondom benutzen, falls ich möchte, aber eigentlich wolle er gern ein Kind mit mir haben. Es wäre dann irgendwie ein Teil von uns beiden.«
    »Das war bloß ein Spruch, Keesh. Er wollte dich rumkriegen.«
    Ihre Freundin sah sie wütend ab. »Oh, bist du gemein.«
    »Nein, das ist die Wahrheit, Mädchen. Er zieht eine Show ab. Das macht er immer so.« Geneva fragte sich, was er von Keesh wollte. Um gute Noten konnte es ihm dabei nicht gehen. Vermutlich wollte er Geld. Vielleicht hatte Kevin herausgefunden, dass sie zwei Jobs hatte und ihr Einkommen sparte. Auch ihre Eltern waren nicht arm. Ihre Mutter hatte jahrelang bei der Post gearbeitet, und ihr Vater war tagsüber für die CBS tätig und jobbte abends im Sheraton Hotel. Ihr Bruder verdiente ebenfalls Geld. Kevin würde es auf die Ersparnisse der ganzen Familie abgesehen haben.
    »Hast du ihm Geld geliehen?«, fragte Geneva.
    Ihre Freundin blickte nach unten. Sagte nichts. Keine Antwort war auch eine Antwort.
    »Was ist mit unserer Vereinbarung? Wir wollten unsere Abschlüsse machen und aufs College gehen.«
    Lakeesha wischte sich mit der pummeligen Hand die Tränen aus dem runden Gesicht. »Ach, Gen, du träumst. Auf welchem Planeten lebst du? Wir haben übers College und irgendwelche tollen Jobs geredet, aber für mich war es eben bloß Gerede. Du schüttelst die Aufsätze und Tests einfach aus dem Ärmel und bist überall die Beste. Du weißt, dass ich nicht so bin.«
    »Du wolltest doch eine erfolgreiche Geschäftsfrau werden. Weißt du das nicht mehr? Ich würde irgendwo als arme Professorin enden, die zum Abendessen Thunfisch aus der Dose oder Haferflocken löffelt, und du wolltest alles mal richtig aufmischen. Was ist mit deinem Laden? Deiner Fernsehshow? Deinem Club?«
    Keesh schüttelte den
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