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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel
Autoren: Jeffery Deaver
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Entschuldigung, aber er blieb trotzdem ein Anwalt, der die Interessen seines Mandanten vertrat. Nach einem kurzen Blick zu Hanson fuhr er fort: »Ich weiß Ihre Ausführungen zu schätzen, und aufgrund von Mr. Ashberrys Taten werden wir Ihnen eine Entschädigung anbieten. Aber die Forderung nach dem Grundbesitz? Die werden wir nicht erfüllen. Wir wissen ja nicht einmal, ob Sie rechtlich befugt sind, diese Klage einzureichen. Welchen Beweis haben Sie, dass Sie tatsächlich von Charles Singleton abstammen?«
    Lincoln Rhyme bewegte seinen Finger auf dem Touchpad und fuhr mit dem Rollstuhl bedrohlich nah an den Tisch heran. »Hat sich denn noch keiner von Ihnen gefragt, wieso ich mitgekommen bin?«
    Schweigen.
    »Ich unternehme nur selten Ausflüge, wie Sie sich vorstellen können. Was glauben Sie, warum bin ich wohl all die vielen Blocks nach Westen gereist?«
    »Lincoln«, mahnte Thom.
    »Also gut, meinetwegen. Ich komme zur Sache. Beweisstück A.«
    »Welches Beweisstück?«, fragte Cole.
    »Der Brief.« Er sah Geneva an. Sie öffnete ihren Rucksack, nahm eine Mappe heraus und legte eine Fotokopie auf den Tisch.
    Die Sanford-Leute überflogen den Text.
    »Einer von Singletons Briefen?«, fragte Hanson.
    »Schöne Handschrift«, stellte Rhyme fest. »Das war damals wichtig. Nicht wie heute, wo alles am Computer getippt oder beiläufig hingekritzelt wird … Okay, tut mir Leid, keine Abschweifungen mehr. Ich will auf Folgendes hinaus: Ich habe einen Kollegen namens Parker Kincaid gebeten, diese Handschrift mit allen existierenden Proben von Charles Singletons Schrift zu vergleichen, bis hin zu behördlichen Unterlagen aus Archiven in Virginia. Parker wohnt in Washington und war früher beim FBI – er ist unser führender Handschriftengutachter und wird sogar von Experten hinzugezogen, wenn ein Dokument ihnen fragwürdig erscheint. Uns liegt eine eidesstattliche Erklärung von ihm vor, in der er bestätigt, dass diese Schrift mit den bekannten Proben von Singletons Schrift identisch ist.«
    »Okay, dieser Brief stammt von ihm«, räumte Cole ein. »Und?«
    »Geneva«, sagte Rhyme, »was schreibt Charles?«
    Sie deutete auf den Brief und zitierte erneut aus dem Gedächtnis. »›Und doch sind meine Tränen – die Flecke, die du auf diesem Papier siehst, mein Liebling – nicht dem Schmerz geschuldet, sondern dem Bedauern über das Elend, das ich über uns gebracht habe.‹«
    »Der Brief weist mehrere Flecke auf«, erklärte Rhyme. »Wir haben sie analysiert und Lysozyme, Lipokalin und Laktoferrin gefunden Proteine, falls es Sie interessiert. Außerdem diverse Enzyme, Lipide und Metaboliten. Diese Mischung – plus Wasser, natürlich – ergibt menschliche Tränen … Wussten Sie übrigens, dass die Zusammensetzung von Tränen sich deutlich unterscheidet, je nachdem, ob sie aus körperlichem oder emotionalem Schmerz vergossen wurden? Diese Tränen« – er nickte in Richtung des Dokumentes – »fallen in die zweite Kategorie. Ich kann das beweisen. Die Jury wird diese Tatsache vermutlich ebenfalls als sehr bewegend empfinden.«
    Cole seufzte. »Sie haben die DNS der Tränen überprüft, und sie passt zu Miss Settles DNS.«
    Rhyme zuckte die Achseln und murmelte das Schlagwort des heutigen Tages: »Offensichtlich.«
    Hanson schaute zu Cole, dessen Blick zwischen dem Brief und seinen Notizen hin- und herhuschte. Der Direktor wandte sich an Geneva. »Eine Million Dollar. Ich stelle Ihnen sofort einen Scheck über eine Million Dollar aus, falls Sie und Ihr Vormund eine Verzichtserklärung unterzeichnen.«
    »Miss Settle besteht auf einer Entschädigung in Höhe des tatsächlichen Schadens«, erwiderte Goades ungerührt. »An dem Geld sollen alle Nachkommen Charles Singletons teilhaben, nicht nur sie selbst.« Er sah Hanson ein weiteres Mal direkt an. »Sie wollten doch sicherlich nicht andeuten, dieser Scheck sei als eine Art Anreiz für Miss Settle gedacht, ihre Verwandten ohne Kenntnis des Geschehenen zu lassen?«
    »Nein, nein, natürlich nicht«, versicherte der Direktor sofort. »Lassen Sie mich mit unserem Vorstand sprechen. Wir werden Ihnen ein Vergleichsangebot unterbreiten.«
    Goades sammelte die Papiere ein und verstaute sie in seiner Aktentasche. »Ich werde die Klage in zwei Wochen einreichen. Falls Sie freiwillig bereit sind, ein Treuhandvermögen für die Kläger einzurichten, können Sie mich jederzeit anrufen.« Er schob seine Visitenkarte über den Tisch.
    An der Tür ergriff Cole, der Anwalt der Bank,
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