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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel
Autoren: Jeffery Deaver
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großzügig sein können.«
    »In vernünftigem Rahmen«, sagte pflichtgemäß sein Anwalt.
    Rhyme nahm den Bankdirektor genauer in Augenschein. Gregory Hanson machte einen netten Eindruck. Mitte fünfzig, jungenhaft, mit freundlichem Lächeln. Wahrscheinlich ein geborener Geschäftsmann – ein anständiger Vorgesetzter und Familienvater, der fachkundig seinen Beruf ausübte und hart für seine Kunden arbeitete, das Firmenkapital zusammenhielt und an die Geburtstage seiner Angestellten dachte.
    Der Kriminalist empfand fast Mitleid mit ihm, denn er wusste, was nun kommen würde.
    Wesley Goades hatte hingegen keinerlei Bedenken. »Mr. Hanson«, sagte er. »Der Verlust, von dem wir sprechen, bezieht sich nicht auf die Versuche Ihres leitenden Angestellten, Miss Settle zu ermorden so nennen wir diese Tat, die Ihr Anwalt mit ›Zufügung emotionalen Leids‹ umschreibt. Nein, die Klage erfolgt im Namen der Nachkommen von Charles Singleton zwecks Rückübereignung des gestohlenen Grundbesitzes sowie der finanziellen Entschädigung …«
    »Moment mal«, flüsterte der Direktor und lachte entgeistert auf.
    »… Entschädigung in Höhe der Mieteinnahmen und Gewinne, die Ihre Bank aus dem besagten Grundbesitz erzielt hat, und zwar seit dem Datum der amtlich beurkundeten Übereignung.« Er zog ein Dokument zu Rate. »Das wäre der 4. August 1868. Das Geld wird auf ein gerichtlich überwachtes Treuhandkonto zum Wohle aller Nachkommen Mr. Singletons eingezahlt. Die genaue Summe haben wir noch nicht ermittelt.« Goades hob endlich den Kopf und sah Hanson direkt ins Gesicht. »Aber nach vorsichtiger Schätzung dürfte sie bei ungefähr neunhundertsiebzig Millionen Dollar liegen.«
     
     

 … Dreiundvierzig
     
    »Deshalb war William Ashberry gewillt, mehrere Morde zu begehen«, erklärte Rhyme. »Um den Diebstahl von Charles’ Eigentum geheim zu halten. Falls die Erben es herausgefunden und ihre Ansprüche angemeldet hätten, wäre dies das Ende der Immobilienabteilung gewesen und womöglich sogar der Ruin der gesamten Sanford Bank.«
    »Na, also hören Sie, das ist doch absurd«, schimpfte der Anwalt auf der anderen Seite des Tisches. Die beiden Juristen waren gleich groß und dünn, aber Cole besaß die bessere Bräune. Rhyme vermutete, dass Wesley Goades nicht oft auf Tennis- oder Golfplätzen anzutreffen war. »Sehen Sie sich nur mal um. Das Gelände wurde vollständig erschlossen! Jeder Quadratzentimeter ist bebaut.«
    »Auf die Gebäude erheben wir keinen Anspruch«, sagte Goades, als sei das klar. »Wir wollen nur das Land und alle damit erzielten Gewinne zurück.«
    »Für hundertvierzig Jahre?«
    »Es ist nicht unser Problem, dass Sanford zu jenem Zeitpunkt Charles beraubt hat.«
    »Der Großteil des Landes wurde verkauft«, sagte Hanson. »Der Bank gehören lediglich die beiden Mietshäuser in diesem Block sowie die Villa.«
    »Nun, wir werden selbstverständlich Rechenschaft darüber verlangen, was aus dem Grund und Boden geworden ist, den Ihre Bank illegalerweise verkauft hat.«
    »Aber wir haben mehr als hundert Jahre lang Parzellen veräußert.«
    »Ich wiederhole: Das ist Ihr Problem, nicht unseres«, sagte Goades zu der Tischplatte.
    »Nein«, rief Cole. »Vergessen Sie’s.«
    »Miss Settle hält sich mit ihren Forderungen bereits sehr zurück. Es spricht vieles dafür, dass Ihr Unternehmen ohne Charles Singletons Grundbesitz in den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts Bankrott gegangen wäre. In dem Fall hätte Miss Settle Anspruch auf alle jemals und weltweit erzielten Gewinne. Aber das wollen wir gar nicht. Miss Settle möchte nicht, dass die gegenwärtigen Anteilseigner der Bank zu sehr in Mitleidenschaft gezogen werden.«
    »Verdammt großzügig«, murmelte der Anwalt.
    »Es war Miss Settles Entscheidung. Ich habe mich dafür ausgesprochen, Ihren Laden dichtzumachen.«
    Cole beugte sich vor. »Kommen Sie gefälligst wieder auf den Teppich. Sie können keine Ansprüche geltend machen. Zunächst mal ist die ganze Angelegenheit längst verjährt. Man wird Sie hochkant aus dem Gerichtssaal befördern.«
    »Ist Ihnen eigentlich schon mal aufgefallen, dass die Leute immer erst ihr schwächstes Argument anführen?«, konnte Rhyme sich die Anmerkung nicht verkneifen. »Verzeihung, lassen Sie sich nicht stören.«
    »Was die Verjährung anbetrifft«, sagte Goades, »so können wir stichhaltig begründen, dass sie in diesem Fall nicht greift und unsererseits ein Anspruch nach dem Billigkeitsrecht
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