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Das Testament des Gunfighters

Das Testament des Gunfighters

Titel: Das Testament des Gunfighters
Autoren: Jack Slade
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einen Treffer gelandet hatte. Er sprang auf die Füße. Den Colt in Hüftanschlag, rannte er ins Dunkel.
    Jetzt erkannte er den Schützen, einen breitschultrigen Mann in Cottonhose und Cowboyhemd. Er wollte gerade über einen Zaun steigen. Aber nun wirbelte er herum und richtete einen großen Revolver auf Lassiter.
    Der Schlaghammer klickte metallisch.
    »Zähle deine Kugeln«, murmelte Lassiter.
    Er wollte den Mann lebend und warf sich ihm entgegen.
    Der Halunke war flink wie eine Katze. In seiner Hand blitzte ein Bowiemesser. Er hatte es so blitzartig vorgezogen, dass Lassiter Mühe hatte, dem überraschenden Stoß auszuweichen.
    Die Klinge glitt in Bauchhöhe an ihm vorbei und schlitzte seine Jacke auf.
    Lassiter schlug nach dem Handgelenk des Mannes. Der Hieb ging ins Leere, und in derselben Sekunde explodierte die Faust seines Gegners in seinem Gesicht.
    Sternen tanzten in Lassiters Blickfeld. Er hatte das Gefühl, als wäre er gegen eine Mauer gerannt. Benommen taumelte er zwei, drei Schritte zurück. Er tuschierte die Ecke des Schuppens und trat auf ein abgestelltes Gartengerät, dessen Stiel ihm mit voller Wucht gegen den Kopf prallte.
    Der Schlag verscheuchte den Sternenhimmel, und Lassiter hatte wieder freie Sicht. Zum ersten Mal sah er seinem Gegner ins Gesicht: eine grausig verzerrte Fratze, die kaum etwas Menschliches an sich hatte. Der Kerl war ein Monstrum auf zwei Beinen, dem der liebe Gott aus einer Laune heraus die Kraft eines jungen Bullen verliehen hatte.
    Lassiter, dem das linke Auge zuschwoll, schlug mit dem Revolver nach ihm, aber ein weiteres Mal erwies sich sein Rivale als der Schnellere. Mit einem gurgelnden Laut stieß der Kerl mit dem Messer nach ihm.
    Lassiter blieb keine andere Wahl, er schoss dem Berserker in die Brust.
    Der Mann stand still, so als wäre er von einer Sekunde zur anderen zu Stein geworden. Die Kugel aus dem Remington hatte ein großes Loch in seine Hemdbrust gerissen.
    »Wer bist du?«, keuchte Lassiter.
    Der Mann öffnete seinen Mund. Ein Schwall Blut schoss hervor und nässte seine Jacke. Mit einem Blubbern auf den Lippen brach er zusammen und blieb reglos liegen.
    Lassiter beugte sich über ihn, schob den Hut des Sterbenden höher und sah, dass der Mann schon einmal bei lebendigem Leibe skalpiert worden war. Ein kampferprobter Kriegsveteran. Kein Wunder, dass der Kerl ihm so zugesetzt hatte.
    Ein scharrendes Geräusch ließ Lassiter herumfahren.
    Aus der Hütte schlängelte sich eine Gestalt, die mühsam eine Kerzenlaterne vor sich herschob. Der Wind blies die Flamme aus, die Gestalt stieß ein leises Wimmern aus und fiel mit dem Gesicht auf den Boden.
    Lassiter eilte zu ihr.
    Es war ein junger Mann mit Lockenschopf, der platt wie ein Rochen vor ihm lag – der Bursche, zu dem die Frau ohne Gedächtnis geflüchtet war.
    »Wo ist Marjorie?«
    Der Jüngling hob den Kopf, stieß einen unartikulierten Laut aus. Dann sackte er wieder zu Boden.
    Lassiter eilte in die Hütte.
    Er fand Marjorie rechts neben dem Eingang. Sie saß leblos auf einem Stuhl, den Kopf auf der Brust.
    Lassiter wusste sofort, dass er nichts mehr für sie tun konnte. Der Schurke mit dem entstellten Gesicht hatte ihr in den Kopf geschossen.
    Für einen flüchtigen Augenblick war Lassiter von tiefer Trauer erfüllt. Die junge Frau, die ein neues Leben auf einer einsamen Ranch führen wollte, war Opfer eines hinterhältigen Mordanschlages geworden. Mit ihrem Tod war die Chance, das Rätsel um Bram Boomer zu lüften, verschwindend gering geworden.
    Nach einigen Sekunden des Gedenkens ging Lassiter vor die Tür, um nach dem Burschen zu sehen.
    In der Zwischenzeit war Judy North aufgetaucht. Mit hochgerafften Röcken kniete sie vor dem Schwerverletzten und tupfte ihm mit einem weißen Spitzentuch die Blutspritzer aus dem Gesicht.
    »Das ist Timmy aus dem Silver Chain Hotel «, sagte sie gepresst. »Es sieht nicht sehr rosig für ihn aus. Welcher Bastard hat auf ihn geschossen?«
    »Ein Kerl ohne Skalp«, knurrte Lassiter.
    »Tac McGunnel«, sagte sie wie aus der Pistole geschossen.
    »Sie kennen den Mann?«
    Judy hob abwehrend die Hände. »Nicht so, wie du vielleicht denkst, stranger. Hab ihn nur dann und wann einmal auf der Straße gesehen. Einen Dreckskerl wie ihn würde ich keine zehn Yards an mich heranlassen.«
    Der Verletzte hob den Kopf und röchelte.
    »Ich glaube, Timmy will dir was sagen«, sagte Judy und stützte den Burschen.
    Der Mann von der Brigade Sieben beugte sich ganz nahe an den Mund
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