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Das Testament des Gunfighters

Das Testament des Gunfighters

Titel: Das Testament des Gunfighters
Autoren: Jack Slade
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schon wieder bedeuten?«
    Carson begann wieder zu grollen.
    »Wenn du was weißt, raus damit«, ermunterte Marjorie ihn. Seit sie auf der Ranch wohnte, hatte sie sich angewöhnt, mit dem Hund zu reden als sei er ein Mensch.
    Da sprang Carson auf die Beine und drehte ihr das Hinterteil zu. Den Schwanz eingeklemmt, trottete er davon.
    »Carson, ich bin enttäuscht von dir!«, rief sie ihm nach. »Jetzt, wo ich deine Hilfe brauche, machst du dich aus dem Staub. Hast du gar kein schlechtes Gewissen?«
    Ohne sich um ihren Ausruf zu kümmern, verschwand der Hund hinter einem Mesquitegestrüpp.
    »Testa-T66«, sinnierte Marjorie laut.
    Sie grübelte darüber nach, was diese Notiz wohl bedeuten mochte. Der Schreiber musste sich ja irgendwas dabei gedacht haben.
    Eine geheime Botschaft?
    Marjorie konnte sich keinen Reim darauf machen.
    Zum ersten Mal seit ihrer Anwesenheit auf der Ranch vermisste sie die Gesellschaft anderer Menschen. Wäre sie jetzt in Tombstone, würde sie fix mal jemand fragen, was Testa-T66 bedeutete.
    Marjorie schob das Bild zu dem Stein in die Hosentasche. Tief in Gedanken folgte sie Carson zum Ranchhaus.
    Über den Felskuppen am westlichen Horizont ging die Sonne unter. Der brandrote Arizona-Himmel war ein Augenschmaus ohnegleichen. Immer wieder war Marjorie von dem prächtigen Naturschauspiel tief beeindruckt. Mit seinem Aufsehen erregenden Farbenspiel glich der Himmel der Farbpalette eines verrückt gewordenen Malers.
    Am Haus angekommen, setzte sich Marjorie auf die wurmstichige Sitzbank neben der Vordertür. Sie holte das Foto aus der Tasche und starrte es minutenlang an.
    Testa-T66.
    Die rätselhafte Buchstaben-Zahlenkombination ging ihr nicht aus dem Kopf. Nach vergeblichem Grübeln beschloss sie, gleich morgen früh in die Stadt zu reiten. Glenn Peters, der Besitzer des Gemischtwarenladens, wusste bestimmt Rat. Im Übrigen wurde es höchste Zeit, dass sie ihre Lebensmittelvorräte auffrischte.
    Apropos Lebensmittel. Prompt knurrte ihr der Magen. Seit Mittag hatte sie nichts mehr gegessen.
    Marjorie stemmte sich von der Bank. »Carson! Carson, Abendbrot!«
    Sie wartete, aber der Hund kam nicht. »Carson! He, du alter Schwerenöter! Hast du keinen Hunger?«
    Der Hund zeigte sich nicht.
    Das war ungewöhnlich. Carson war ein Fresssack, wie er im Buche stand. Noch nie hatte er eine Mahlzeit verpasst. Heute jedoch schien er nicht den geringsten Appetit zu verspüren.
    »Carson! Carson!« Der Hund blieb weg, und schließlich wurde es Marjorie zu bunt. Die Launen eines Bastardköters waren das Letzte, was sie jetzt brauchte. Sie ging ins Haus und warf die Tür hinter sich zu. »Okay, wer nicht will, der hat schon. Dann esse ich heute eben allein.«
    Die Zeit verging. Als es dunkel wurde, war Carson noch immer nicht zu sehen. Allmählich machte sich Marjorie Sorgen. Carson hasste die Dunkelheit. Und heute blieb er freiwillig draußen, mit leerem Magen?
    Da stimmte doch was nicht! In Marjories Kopf tanzten die Fragezeichen.
    Sie beschloss, nach dem Ausreißer zu suchen. Um ihn anzulocken, nahm sie einen gepökelten Fleischknochen aus dem Speicher. Dann hängte sie sich ihren Revolvergürtel um die Hüften, klemmte sich den Stetson auf den Kopf und verließ das Haus.
    Schon nach ein paar Minuten fand Marjorie den Hund an der Stelle, wo er am Nachmittag das Loch in die Erde gescharrt hatte. Er blickte sie mit traurigen Augen an, als sie sich vor ihm niederließ. Sie begann, seinen Nacken zu massieren. Carson legte den Kopf auf die Pfoten und jaulte leise.
    »Testa-T66«, murmelte sie in Gedanken.
    Plötzlich hob Carson den Kopf und bellte laut.
    ***
    Am nächsten Tag betrat Marjorie Grant den kleinen, in der Second Street gelegenen Gemischtwarenladen von Glenn Peters. Auch als sie noch in Tombstone wohnte, hatte sie ihre Einkäufe meistens hier getätigt.
    Peters, mit Halbglatze und großer Hornbrille, stand hinter der Registrierkasse und erzählte einem Kunden im großkarierten Sakko den Witz von dem Coyoten, der sich beim Polizeichef um den Posten des Deputys bewarb.
    Marjorie stellte sich vor das große Wandregal, in dem Mehl, Zucker, Mais und eine Menge Konserven einsortiert waren. Während sie überlegte, wie viel sie von allem brauchte, trat der Mann im Sakko neben sie.
    »Freut mich, dich zu sehen, Marge«, sagte er. »Du kommst wie gerufen.«
    »Ach ja?« Sie runzelte die Stirn. Marge war ihr Spitzname, den die Freier im Bordell benutzten.
    Der Mann zwinkerte ihr vertraulich zu. »Ich bin Jim
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