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Das Testament des Gunfighters

Das Testament des Gunfighters

Titel: Das Testament des Gunfighters
Autoren: Jack Slade
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abzuschneiden, würde der schon reden.
    Die Straße lag im Dunkeln. Lassiter hielt Ausschau nach den Nummern an den Häusern, fand aber nicht eine einzige. Elsa hatte gesagt, Thomas Langley wohne in Nummer zwölf oder dreizehn.
    Wie sollte man als Fremder ein Haus finden, das nicht ausgeschildert war?
    Inzwischen war Lassiter fast ans Ende der Straße gelangt. Vor einem Haus, in dem Licht brannte, blieb er stehen. Durch ein Fenster sah er, wie ein Mann mit langen, braunen Haaren im trüben Licht einer Funzel seinen Revolver einölte.
    Er klopfte an die Scheibe.
    Der Langmähnige kam ans Fenster.
    »Welche Hausnummer haben Sie?«, rief Lassiter.
    »Weiß nicht.« Der Mann zuckte die Achseln. »Bin nur zu Besuch hier.«
    Sprach’s und zog den Vorhang zu.
    Ärgerlich ging Lassiter weiter. Eine Frau, die eine pralle Umhängetasche trug, stöckelte ihm entgegen. Auf den ersten Blick sah sie wie ein Amüsiergirl aus, das auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz war.
    Ehe er den Mund auftun konnte, sprach sie ihn an. »Wie wär’s mit uns, stranger ? Du siehst aus, als bräuchtest du eine Frau. Lust auf eine schnelle Nummer?«
    »Danke, bin in Eile.« Er ging an ihr vorbei.
    Sie klammerte sich an seinen Arm. »Du bist gerade dabei, einen Riesenfehler zu machen. Ich bin Judy North, und alle sagen, ich sei die Beste … wenn du verstehst, was ich meine.«
    Er fixierte sie kurz. Die aufgemotzte Brünette sah wirklich nicht übel aus. Sie hatte ein hübsches Gesicht und eine gute Figur. Allerdings hatte sie es mit der Schminkerei ein wenig zu gut gemeint. Weniger ist manchmal mehr , dachte er.
    »Ich suche ein Haus in der Straße«, lenkte er ab. »Nummer zwölf, aber nirgendwo ist ein Schild zu sehen.«
    »Nummer zwölf?« Sie spähte an ihm vorbei ins Dunkel. »Das ist da hinten, wo der Typ mit der Glatze gerade durch den Torweg geht.«
    »Danke für die Auskunft, Judy.« Er ging weiter.
    »Wenn du mich wiedersehen willst, geh ins Alhambra!«, rief sie ihm nach.
    Beim letzten Wort krachte ein Schuss, nicht allzu weit weg.
    Lassiter rannte los. Der Knall kam aus der Richtung, die Judy ihm gewiesen hatte.
    Im nächsten Moment knallte es wieder. In schneller Folge zerrissen drei Schüsse die Luft.
    So schnell er konnte, jagte Lassiter die Straße entlang. Aus dem Torweg, durch den der Glatzkopf auf das Grundstück gegangen war, schlug ihm eine Wolke beißender Pulverrauch entgegen.
    Lassiter zog seinen Remington, als er das offen stehende Tor passierte.
    Auf dem Hinterhof war es stockdunkel. Nirgendwo brannte ein Licht. Lassiter presste sich an die Hauswand. Er schärfte seinen Blick und versuchte die Schwärze zu durchdringen. Seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt.
    Er hielt den Atem an und lauschte angespannt.
    Tief in seinem Innern gongte die Glocke, die ihm für gewöhnlich Gefahr signalisierte. Langsam kristallisierten sich die Umrisse einer kleinen Hütte aus dem Dunkeln. Eine halb geöffnete Tür, ein Fenster, in dem sie der Mondschein spiegelte.
    Das Haus, in das Marjorie Grant geflüchtet war?
    Lassiter ließ den Beutel mit der Kleidung sinken und trat einen Schritt vor.
    Der Schuss kam aus nächster Nähe. Er ritzte Lassiters Jacke, nur eine Handbreit über der Stelle, wo Marjorie ihm die Schulterverletzung beigebracht hatte.
    Lassiter sank in die Hocke und zielte auf die Stelle, wo das Mündungsfeuer aufgeblitzt war. Auf Verdacht feuerte er zwei Schüsse ins Dunkel.
    Dann lauschte er.
    Stille.
    Offenbar war sein Gegner auf Tauchstation gegangen und wartete auf eine günstige Gelegenheit, ihm den Fangschuss zu verpassen.
    Lassiter ließ sich zu Boden gleiten. Ihm wurde schmerzhaft bewusst, dass er vielleicht einen Tick zu spät gekommen war. Die Schüsse, die er am Anfang gehört hatte, galten möglicherweise der Frau, die er suchte. Jemand wollte sie aus dem Weg räumen. Vielleicht, weil ihr Wissen um Bram Boomer ihm gefährlich werden konnte.
    Er hob den Kopf und spähte zur Hütte hinüber.
    Im Innern war ein kleines Licht angezündet worden. Die flackernde Flamme einer Kerze. In ihrem Schein war eine schemenhafte Bewegung in Bodennähe zu erkennen.
    »Marjorie?!«
    Lassiter bekam keine Antwort. Statt eines Lebenszeichens knallte es wieder. Die Kugel bohrte sich dicht vor ihm in den Boden und schleuderte ihm eine Ladung Sand ins Gesicht. Einen Atemzug später hörte er schnelle Schritte.
    Er riss den Revolver hoch und schoss nach Gehör.
    Ein dumpfer, schmerzerfüllter Laut verriet ihm, dass er
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