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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen
Autoren: Mary Scott
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Schimpf nicht! Erzähl mir lieber von dir. Bist du verlobt, oder hast du einen Freund?«
    »Weder verlobt noch sonstwas. Ach, die eine oder andere Möglichkeit hätte es schon gegeben. Einer arbeitete in unserm Büro. Kein besonders tüchtiger Mann, er verdiente weniger als ich. Aber er dachte, wenn ich nach der Heirat weiterarbeitete, könnten wir uns ein nettes Haus zusammensparen. Als ich nicht ja sagte, war er eine Woche lang niedergeschlagen. Dann machte er sich an die neue Stenotypistin heran.«
    »Das war doch nicht der einzige?«
    »In Wirklichkeit waren es drei. Der nächste war ein Witwer mit vier kleinen Kindern. Er sagte, er traute mir zu, ich könnte sie aufziehen.«
    »Frechheit! Aber weiter — was war mit dem dritten?«
    Doch Lucy konnte nicht einmal Vicky von Gordon erzählen, von der Seligkeit, von der Kameradschaft, von der Aussicht auf eine glückliche Ehe. Schon daran zu denken tat weh. Der plötzliche Streit, der aus einem Nichts heraus entstanden war und sich ins Maßlose ausgewachsen hatte, war so töricht gewesen. Sie hatte ihn bös angefahren, und er hatte sich umgedreht und sie verlassen. Sie konnte nicht von den schlaflosen Nächten erzählen, von den frühen Morgenstunden, als sie gedacht hatte: Heute kommt er bestimmt, und dann werde ich ihm sagen, daß das alles Blödsinn war; daß ich kein Wort ernst gemeint habe; daß es mir gleichgültig ist, ob ich berufstätig bin oder nicht; daß ich zu Hause vollkommen glücklich sein werde, wenn es nur sein Haus ist... Das alles werde ich ihm sagen, wenn er zur Tür hereinkommt.
    Aber er war nicht gekommen. Sie hatte ihn nicht gesehen, und sie wußte nicht, was geschehen war. Hatte er den Auftrag erhalten, der ihn womöglich in den Süden rief, oder mied er die Orte, wo sie sich sonst so gern getroffen hatten?
    Wie auch immer, es war vorbei, und sie war so unglücklich, daß sie sich in eine oberflächliche Freundschaft mit Brent Windro gestürzt hatte, einem Mann, dem sie stets ausgewichen war und der nun lästig zu werden drohte. Von Brent würde sie Vicky gleich berichten, aber von Gordon konnte sie nicht sprechen. Sie sagte nur: »Das war auch ein Mißgriff. Wir konnten uns nicht vertragen... Aber es wird spät. Wir müssen fort. Wo wohnst du, Vicky?«
    »Ach, ich habe vorläufig nur ein Wohn-Schlafzimmer«, antwortete Vicky. »Wenn ich etwas Besseres finde, ziehe ich um. Aber die Mieten sind enorm hoch, findest du nicht auch?«
    Lucy merkte, daß sie auswich, und sagte streng: »Wir fahren hin und essen bei dir. Unterwegs kaufe ich ein paar Sachen in einem Delikatessengeschäft. Wir müssen noch soviel bereden, und das können wir besser in deinem Zimmer tun als in einem Restaurant.«
    Vicky zögerte, und dann platzte sie heraus: »Ich glaube nicht, daß es dir gefällt. Es ist ziemlich eng.« Und endlich gestand sie auf Lucys drängende Fragen, daß das Wohn-Schlafzimmer nur eine winzige Schlafstelle in einem Logierhaus war. »Das Stadtviertel würde dir auch nicht zusagen, obwohl es genau gesagt riesig interessant ist.«
    Lucy lachte. »Dann werden wir halt bei mir essen, und später bringe ich dich heim. Dann kann ich mir die interessante Gegend anschauen. Mutter hat mir ihren kleinen Wagen dagelassen, als sie nach England ging. In der Nacht ist das angenehmer, als mit dem Bus zu fahren.«
    Vicky war dankbar für diese Atempause und stimmte zu. Lucy kaufte das Abendbrot ein; sie war so heiter wie seit langem nicht mehr. »Es war richtig öde ohne dich«, sagte sie. »Ein alberner Mann ärgert mich. Aber das erzähle ich dir alles später.«
    »Lucy, ich glaube, du bist unglücklich.«
    »Unglücklich? Quatsch... Aber das Leben ist ziemlich kompliziert. Ach, es geht mir gut. Ich habe einen guten Job. In demselben Anwaltsbüro, in dem ich angefangen habe. Aber jetzt bin ich die Sekretärin des Chefs. Ich habe es angenehm, und meine Wohnung ist recht nett — dank meiner Mutter, die die Hälfte der Miete zahlt. Ich gehe ins Theater und ins Kino. Alles in Ordnung, aber langweilig.«
    Vicky seufzte. Seit einer Ewigkeit war sie nicht im Theater oder im Kino gewesen. In einer jähen Aufwallung ihres Vertrauens sagte sie: »Ich mußte einfach von Australien zurückkommen, Lucy! Ich habe dich ja so vermißt. Ich hätte dich gleich angerufen, aber ich wollte doch warten, bis ich einen guten Job gefunden hätte.«
    »Du bist wirklich eine dumme Gans! Nach all den gemeinsamen Jahren!« Ernst fuhr sie fort: »Jetzt sag endlich die Wahrheit. Du wohnst
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