Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
mir immer die verrücktesten Sachen aus, was ich mit dem Geld anfangen könnte. Komm, wir wollen den Dollar auf den Kopf hauen!« Sie lief in den kleinen Laden und begann, den Los-Schein auszufüllen. »Bitte zwei... Na, wie sollen wir uns nennen? Wir brauchen einen romantischen Namen, zum Beispiel >Die Wiedervereinten<. Und wenn wir den Haupttreffer ziehen...«
    Der alte Mann hinter dem Ladentisch lächelte nachsichtig. Sie war wirklich sehr hübsch und sah ganz so aus, als ob sie mit dem Preis etwas anfangen könnte. Auch ihre Freundin war nett anzuschauen, aber mit der Kleinen nicht zu vergleichen. Die Freundin erklärte ernsthaft: »Nein, wir wollen uns nicht in romantische Träumereien verlieren. Wir wollen bei der Wahrheit bleiben. Wir wollen uns >Das Wahrheitssyndikat< nennen.«
    Lachend stimmte Vicky zu.
    Der Tabakhändler nahm den Dollar freundlich in Empfang und zeigte volles Verständnis, als Vicky ihm alles über ihren Fund berichtete. »Zurückgeben? Machen Sie sich nur darüber keine Gedanken, Miss. Was ist ein Dollar heutzutage schon wert? Wahrscheinlich hat der frühere Besitzer nicht einmal gemerkt, daß er ihn verloren hat... Ihnen aber wünsche ich viel Glück!« Und sie verabschiedeten sich sehr herzlich.
     
     
     

2
     
    Lucys Wohnung war klein, aber gemütlich. Vicky entsetzte sich bei dem Gedanken an den Mietpreis. Sie hoffte, ihre Freundin würde nie das Zimmer zu Gesicht bekommen, in dem sie selbst wohnte. Da sie aber Lucy kannte, war ihr klar, daß das nur eine Frage der Zeit wäre.
    Sie feierten ihr Wiedersehen, indem sie mit dem hervorragenden Sherry anstießen. Dann kam die köstliche Mahlzeit, die Lucy rasch in der kleinen Küche zubereitet hatte. Anschließend hockten sie sich vor der Heizung auf den Fußboden und redeten und redeten, bis es war, als hätten sie sich nie getrennt. Um zehn Uhr seufzte Vicky tief auf und sagte: »Es ist schade, aber ich muß jetzt gehen. Du sollst mich nicht heimbringen, Lucy. Ich fahre wirklich lieber mit dem Bus.«
    »Und ich soll dich zweimal umsteigen lassen, bis du in deinem Vorort bist? Wofür hab ich denn ein Auto? Aber mußt du wirklich schon gehen?«
    »Ich glaube schon, denn ich muß doch morgen früh aufstehen und wieder auf Stellungs-Jagd gehen. Ich komme bestimmt allein nach Hause.«
    Es war ihr ziemlich unbehaglich zumute; Lucy würde entsetzt sein über ihr Zimmer. Aber Lucy gab nicht nach.
    »Das kommt gar nicht in Frage. Du sollst mir nicht wieder entschwinden. Ich will selbst sehen, wo ich dich erwischen kann.«
    Sie ging, um ihren kleinen Wagen aus der Garage in der Nähe zu holen.
    Von Zeit zu Zeit gestand sie sich ein, daß sie ein Auto eigentlich nicht brauchte. Dieser Besitz war fast eine Verschwendung, aber sie liebte nun einmal ihren kleinen Wagen; sie hatte ihn ja auch geschenkt bekommen. Sie verfügte über anständiges Gehalt, doch sie sparte, freilich mit Widerstreben, für die große Reise. Daß sie mit so geringer Begeisterung an den Besuch bei ihrer Mutter dachte, beschämte sie etwas.
    »Mit dem Auto geht es schneller. Wir fahren quer durch die Stadt«, sagte sie.
    Als sie die City hinter sich hatten, ging es durch einige kleinere Seitenstraßen, und dann waren sie schon am Ziel. Mit Bestürzung stellte Lucy fest, daß das hier fast schon zu den Slums gehörte. Nur ein schmaler, vertrockneter Rasenstreifen trennte die Häuser von der Straße. Die meisten waren »Logierhäuser«, die nicht für diesen Zweck gebaut waren; man ließ sie verkommen, bis der Stadtrat sie eines Tages abreißen lassen würde.
    Die Stufen zur Eingangstür waren schmutzig; als Vicky öffnete, schlug ihnen eine stickige Luft entgegen. Als sie die Treppe hinaufgingen, trat eine Frau aus einem Zimmer im Erdgeschoß. Es war eine stämmige Person mit einem unangenehmen Gesicht. Auf Vickys freundlichen Gruß brummte sie eine undeutliche Antwort, verschwand wieder in ihrem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    Vicky schnitt eine Grimasse. »Das ist die Hausbesitzerin. Die ist vielleicht grimmig, was?«
    In diesem Augenblick faßte Lucy einen Entschluß: Vicky durfte hier nicht eine Nacht mehr verbringen. Auf Grund dieser Entscheidung konnte sie der Anblick des Zimmers nicht mehr erschrecken. Es war klein, keine zwanzig Quadratmeter groß. Ein Vorhang in der einen Ecke ersetzte den Kleiderschrank, ein anderer sollte die primitive Kochgelegenheit verdecken. Es war, wie sie erwartet hatte, ein abscheulicher Raum.
    Vicky gab sich heiter.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher