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0089 - Die Werwolf-Insel

0089 - Die Werwolf-Insel

Titel: 0089 - Die Werwolf-Insel
Autoren: Jason Dark
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Der Fischer Ben Copley bekam einen trockenen Hals, als er das schnelle Küstenboot auf seinen eigenen Kahn zurasen sah.
    »Verdammt auch!« fluchte er und rüttelte Jack, seinen Bruder, wach.
    »Was ist denn?« brummte der und erhob sich schlaftrunken.
    Bens Hand schnellte nach vorn. Sie wies auf die beschlagene Scheibe des Ruderhauses. »Das Boot, es wird… uns… rammen!«
    Schlagartig war Jack Copley hellwach. Er und sein Bruder besaßen das Boot gemeinsam. Während Ben ein Fischer durch und durch war, kannte sich Jack mit der Technik des Bootes aus. Er war auch der Steuermann und Kapitän zugleich.
    Seitdem die Themse wieder sauber geworden war, konnte man auf dem Fluß auch fischen. Doch die Copleys hatte es in das Mündungsgebiet der Themse gezogen.
    Hier hatten sie die beiden Lagerräume so manches Mal voll bekommen, und es würde gar nicht mehr lange dauern, da konnten sie sich ein neues Schiff leisten.
    Doch erst mußten sie das alte heil nach Hause bekommen. Und das sah in diesem Moment schlecht aus.
    Der schnelle Küstenkreuzer hielt seine Geschwindigkeit unverändert bei. Er würde das Fischerboot an der Steuerbootseite rammen und in zwei Teile spalten, wenn nicht schnell etwas geschah.
    Und dafür sorgte Jack Copley.
    Er startete den Motor und kurbelte wild am Rad, so daß sich ihr Boot nach backbord drehte.
    Ben Copley schaute fiebernd zu. Er konnte selbst nichts machen, mußte alles dem erfahrenen Bruder überlassen.
    Das Küstenboot war jetzt nur noch wenige hundert Yards entfernt. Man konnte die Sekunden zählen, wann es das andere Schiff rammte. Ben Copley hatte die Hände zu Fäusten geballt. Seine Fingernägel stachen in das Fleisch. Er zitterte und bebte.
    Jack tat, was er konnte.
    Wie verrückt kurbelte er am Steuer. Langsam schwang das Fischerboot herum. Es war altmodisch und sehr träge, längst nicht so schnell wie die modernen Schiffe.
    »Jetzt!« Ben Copley schrie auf. »Jetzt ist es da!« Er verlor schnell die Nerven und riß beide Hände vor das Gesicht.
    Riesengroß tauchte das Schnellboot vor dem Steuerhaus des Fischerkahns auf. Es war graugrün gestrichen. Die Aufbauten glänzten naß. Hoch schob sich der Bug des Bootes aus den grauen Fluten. Ben Copley kam er vor wie ein stählerner Riese, der alles fressen würde.
    Spritzwasser gischtete hoch, übersprühte das Ruderhaus des kleinen Fischerbootes und…
    Plötzlich war alles vorbei.
    Das Schnellboot hatte den Fischerkahn nicht gestreift. Als Ben Copley den Kopf drehte, sah er das Heck bereits im feinen Dunst verschwinden.
    Stöhnend ließ er sich auf eine Sitzbank fallen, während das Boot unruhig schaukelte und von den Wellenbewegungen einmal hoch und dann wieder nach unten geschleudert wurde.
    Aber die Gefahr war vorüber.
    Jack Copley reckte seine Faust gegen die Decke des Ruderhauses. »Mann, das war knapp!« rief er. »Bald hätten wir den Engeln good morning sagen können.« Er grinste und holte aus einem Fach die Flasche mit dem Brandy. »Darauf können wir einen Schluck vertragen!«
    Ben schüttelte den Kopf. »Ich nicht.«
    »He, was ist mit dir?«
    Ben schaute Jack an. »Hast du es denn nicht gesehen?« flüsterte er.
    »Was gesehen?« Mit den Zähnen zog Jack den Korken aus der Flasche, trank aber noch nicht.
    Ben Copley schluckte. Sein Gesicht war grau vor Angst. Der Blick flackerte.
    »Was ist los?«
    Ben holte tief Luft. »Der Mann am Ruder des Schnellbootes! Hast du den nicht gesehen?«
    »Nein, zum Teufel!«
    Ben lachte glucksend auf. »Teufel, da hast du fast recht. Jack, der Kerl war kein Mensch!«
    »Sondern?« fragte Jack grinsend.
    »Ein Ungeheuer, ein Werwolf!«
    Da fiel Jack Copley die Flasche aus der Hand.
    ***
    Der Hyde Park, Londons Grüne Lunge, war im Sommer ein herrlicher und beliebter Treffpunkt für junge Leute und alte Menschen. Doch im Spätherbst und im Winter war es dort unheimlich und manchmal widerlich.
    Widerlich deshalb, weil die grauen Tage und dunklen Nächte immer wieder lichtscheues Gesindel anzog, das sich in den Büschen und finsteren Ecken des Parks versteckte und auf einsame Spaziergänger wartete. Sie überfielen aber auch Autofahrer oder Liebespärchen. Nicht selten hatte es Tote gegeben.
    Zahlreiche Wege durchkreuzten den Park, an der Westseite stand ein Museum und ziemlich in der Mitte eine Polizeistation.
    Aber die Beamten konnten ihre Augen nicht überall haben. Sie liefen zwar Streife, doch der Park war zu groß. Zudem boten die nach draußen führenden Straßen zahlreiche
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