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Das Stonehenge-Monstrum

Das Stonehenge-Monstrum

Titel: Das Stonehenge-Monstrum
Autoren: Jason Dark
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weit wie möglich zu den Seiten hin weggedrückt und den Oberkörper stark durchgebogen. Seine Arme streckte er in die Höhe, und die Hände sahen so aus, als wollten sie in das Licht hineingreifen.
    Er wartete auf die Taufe…
    Ich blickte noch einmal hoch.
    Nichts mehr zu sehen, kein Gesicht. Alles verschwamm im Mondlicht. Es lag über uns wie ein Teppich und konzentrierte sich dank seiner Strahlen nur eben auf dieses eine Gebiet, um es in seine Gewalt zu bekommen. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks sank dieser Teppich aus Licht tieferund tiefer. Er kam, er war hungrig, er glich einem Tier, das alles verschlingen wollte. Er malte die mächtigen Steine an und degradierte sie zu völlig normalen Felsklötzen.
    Es tauchte tiefer – noch tiefer…
    Meine Furcht blieb nicht nur, sie verstärkte sich sogar. Kalte Schauer rieselten über meinen Rücken, die Haare im Nacken bewegten sich, als würden Stromstoße über sie hinwegrinnen. Durch einen schnellen Blick stellte ich fest, daß der blasse Schein nur mehr eine Armlänge von mir entfernt war. Ich tauchte noch tiefer.
    Es hatte keinen Sinn zu fliehen. Wir wären nicht schnell genug gewesen, um dem Licht zu entkommen, wir mußten uns ihm stellen. Das taten Suko und ich, indem wir uns zu Boden warfen, allerdings nicht mit dem Gesicht nach unten, sondern uns auf die Seite drehten, damit wir noch etwas von den Vorgängen mitbekamen.
    Cortez hatte sich nicht hingelegt. Er empfing den Schein, seine Lichttaufe, kniend.
    Die kleine Welt hier hatte sich verändert. Es gab keine dunklen Steine mehr. Sie alle sahen wie fahle, gewaltige Totenarme aus, die gerade oder schief in den Himmel stachen, als wären sie für alle Lebenden zu schrecklichen Mahnmalen geworden.
    Ich zitterte innerlich, ich war nervös, ich spürte auch eine gewisse Angst davor, daß ich, wenn mich das Licht erreicht hatte, ebenso ein Ende fand wie Whisper.
    Noch bekam ich eine Galgenfrist. Dafür aber konnte ich sehen, wie der Schein Cortez erreichte.
    Er malte ihn an.
    Er war leicht, noch leichter als ein Schleier, wohl nicht mehr als ein Hauch. Cortez streckte ihm sein Gesicht entgegen, als sollte es geschminkt werden, was das Licht auch tat, denn es gab der Haut einen blassen figurenhaften Glanz.
    In Sekundenschnelle hatte sich Cortez in ein fahles Gespenst verwandelt. Selbst in seine Augen war das Licht eingetaucht, es nahm ihnen den natürlichen Glanz und verwandelte sie in seine Derivate. Der Mann zitterte und zuckte. Er bewegte heftig den Mund, ließ ihn aber offen, so daß das Licht auch dort hineinstrahlen konnte. Himmel, er wurde aufgesaugt, und ich bekam mit, wie er sich langsam auf die Beine quälte.
    Dann stand er.
    Die Arme hielt er vom Körper weg. Da ich lag, wirkte er aus meiner Sichtperspektive noch größer und mächtiger. Aber er sah auch anders aus als sonst. Mir kam er vor wie eine lebende Leiche, bei der die Augen ausgestochen worden waren, um Platz für den unheimlichen Schein zu schaffen. Es war kaum zu fassen, ich fühlte mich selbst wie gefesselt und schaute trotzdem zu, wie sich Cortez umdrehte. Ich sah sein Gesicht.
    Der Schreck traf mich wie ein Messerstich, und er ging verdammt tief in meinen Körper hinein.
    Cortez hatte kein Gesicht mehr, das war nur noch eine Maske, und es glich auf eine makaberschaurige Art und Weise der des Monstrums. Ich stöhnte auf.
    Cortez hörte mich, nicht. Er genoß seinen neuen Zustand und versuchte auch mit ihm zurechtzukommen, denn er setzte sich jetzt in Bewegung. Seine Schritte hatten nichts Normales mehr an sich. Hier war jemand verändert worden. Ein Mensch war er nur nach außen hin, in seinem Innern jedoch hatte er sich in eine Leiche verwandelt. Ein mit Sternenlicht gefüllter lebender Toter, der uns durch sein Aussehen bekanntgab, wie es uns ergehen würde.
    Das machte mir angst…
    Cortez kümmerte sich weder um Suko noch um mich. Er ging seinen Weg, mal im Kreis, mal geradeaus, und ich wurde wieder an das Licht erinnert, das sich noch nicht zurückgezogen hatte. Nach wie vor schwebte es in und über dieser kleinen Insel, wobei es Hüfthöhe erreicht hatte, bevor es zur Ruhe gekommen war.
    Wollte es uns nicht mehr? Gab es sich mit Cortez zufrieden? Sollten wir tatsächlich dieses Glück gehabt haben? Wo waren die anderen Sternenjünger? Ich rechnete jeden Augenblick mit ihrem Erscheinen, aber Cortez blieb vorerst allein. Vielleicht war er auch als Testperson vorgegangen, um sich in seinem neuen Zustand den anderen zu
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