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Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien

Titel: Das Sterben der Bilder: Ein unheimlicher Roman aus dem alten Wien
Autoren: Britta Hasler
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Blutvergießen zu verhindern?
    Hochaktuell und gnadenlos spannend: Ein Kriminalroman, der unter die Haut geht.
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    Kathrin Sand
Wenn Bücher töten
Kriminalroman
    Prolog
    Mit zitternder Hand legte er den Hörer auf die Gabel und stützte sich mit der Hüfte am Schreibtisch ab. Seine Beine fühlten sich bleischwer an. Sie bremsten den Impuls, augenblicklich die Flucht zu ergreifen, sich seinem Dasein zu entziehen und sich irgendwo zu verstecken.
    So fühlt es sich also an, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird , schoss es ihm zum wiederholten Mal durch den Kopf. Wenn die eigene Welt zusammenbricht. Das Ende.
    Auch wenn er die letzten fünf Wochen keine Nacht mehr durchgeschlafen und entgegen seiner Gewohnheit einen Vorrat an Hochprozentigem angelegt hatte, um bei Bedarf seine Angst und seine Verzweiflung wegzuspülen, so war doch mit jedem Tag die Hoffnung gewachsen, es könnte sich um einen bösen Spuk handeln. Aber die Drohung seines Henkers, seines jallad , wie er ihn seit dem letzten Anruf nannte, war weder ein Bluff noch ein makabrer Scherz gewesen. So viel stand jetzt fest. Die wochenlange Pause war Teil seines sadistischen Spiels.
    Dabei habe ich gemacht, was er verlangt hat …
    Doch damit war es nicht getan. Sein Peiniger wollte ihn zugrunde richten, ihn vernichten und vor allem wollte er ihn möglichst lange leiden lassen.
    Es gab kein Entrinnen.
    1. Kapitel: Weiße Trauben
    Sonntag, 9. Oktober 2005
    Es war ein DIN-A4-Blatt, ganz gewöhnliches Kopierpapier. Die erste Zeile war von Hand geschrieben, in arabischer Schrift. Darunter zwei gedruckte Zeilen:
    Dies ist die dritte Warnung. Wenn Sie das Buch über den Koran trotzdem veröffentlichen, wird das Konsequenzen haben.
    Kriminalhauptkommissarin Sarah Stern blickte irritiert auf das Geschriebene und griff nach dem Umschlag. Er war an ihren Wohnungsnachbarn und engen Freund Jamil Said adressiert, der mit seinem Kompagnon auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Verlagsbuchhandlung Orientalia betrieb. Ihre privaten Briefkästen hingen im Erdgeschoss nebeneinander, und es war nicht das erste Mal, dass der Postbote etwas durcheinandergebracht hatte.
    Ihr Blick fiel wieder auf den Artikel mit der Überschrift Nichts als weiße Trauben , den sie nach kurzem Suchen im Kulturteil der Sonntagszeitung gefunden hatte. Beim Lesen hatte sie achtlos die Post geöffnet, die schon seit dem Vorabend auf dem Küchentisch lag. Nach drei Rechnungen und dem üblichen Haufen unerwünschter Werbung war der Drohbrief zum Vorschein gekommen, ohne Absender, ohne Unterschrift.
    Der Brief bezog sich zweifelsohne auf das Buch, das in dem Zeitungsartikel besprochen wurde, eine linguistische Analyse des Koran, die am nächsten Tag bei Orientalia erscheinen sollte. Der Autor, ein Arabist, versuchte mit einer ganz neuen Herangehensweise die sogenannten dunklen Stellen der heiligen Schrift zu entschlüsseln.
    Jamil wollte das Werk nicht ins Verlagsprogramm aufnehmen , dachte Sarah. Wie sagte er noch? ›Für gläubige Muslime ist der Koran das Wort Gottes, an dem es nichts zu deuteln gibt. Diese Veröffentlichung bringt uns nur Ärger.‹ Doch sein sturer Kompagnon, Uwe Retzlaff, hatte sich wieder einmal durchgesetzt.
    Nähere Einzelheiten kannte Sarah nicht. Zwar war sie empfänglich für die Ästhetik des kostbaren Koranexemplars, das in der Auslage der Verlagsbuchhandlung lag, aber für den Inhalt interessierte sie sich genauso wenig wie für Linguistik. Deswegen hatte sie den Text in der Zeitung auch nur quergelesen und vor allem danach geschaut, ob Jamil irgendwo zu Wort kam. Was es mit den weißen Trauben aus der Überschrift auf sich hatte, wusste sie immer noch nicht.
    Sie legte den Drohbrief beiseite, goss sich einen weiteren Becher Kaffee ein, strich dem rot getigerten Kater auf ihrem Schoß einmal über das Fell und kehrte zum Anfang des Artikels zurück.
    Zunächst wurde die enge Verwandtschaft zwischen dem Arabischen und dem Syro-Aramäischen erläutert und erklärt, dass Letzteres bis zur Entstehung des Koran im siebten Jahrhundert die vorherrschende Schriftsprache im syrischen Raum und darüber hinaus gewesen war. Anschließend wurden die Thesen von Lukas Vanderbek vorgestellt, dem unter Pseudonym veröffentlichenden Autor der neuen Studie. Seiner Ansicht nach war der syro-aramäische Einfluss auf den Koran bislang unterschätzt worden, und die vielen gemeinsamen
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