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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1
Autoren: J Reed
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    L iebe ist was für Masochisten.
    Das ist die ultimative Wahrheit, wenn ich das selbst mal so sagen darf. Diese Philosophie bewahrt mich vor dem Wahnsinn, seit ich denken kann, und sie half mir dabei, den seltsamsten Sommer meines Lebens zu überstehen. Andererseits ist es sehr amüsant zu beobachten, wozu die Liebe die Menschen bringt. Ein Superprogramm für die Mittagspause.
    Ich saß auf der Motorhaube meines Wagens, nuckelte an einer Limonade und sah zu, wie die Liebe vor meinen Augen zur Höchstform auflief. Meine beste Freundin Mia und ihr Immer-mal-wieder-Freund Dougie standen sich mitten auf dem Parkplatz des Outlet-Centers wie zwei
Preisboxer gegenüber.
    Zur dieswöchigen Vorstellung gehörten auch Requisiten. Dougie machte Ausfallschritte über den Betonboden, duckte sich und entrann nur knapp dem Tod durch die schickste Designerhandtasche, die für Geld zu haben war. Aus dem Geschrei, den Schimpfwörtern und dem Taschengeschleudere schlussfolgerte ich, dass Mia Dougie in Gesellschaft eines anderen Mädchens erwischt hatte. Mia konnte manchmal etwas neurotisch sein, aber wenn es um ihren Kerl ging, schaltete sie um auf vollkommen plemplem. Diesen Eifersuchtsquatsch hatten sie beide drauf, je nach Tagesform, und die Zuschauer erwartete stets ein unterhaltsames Spektakel.
    »Gott, was bist du nur für ein Lügner! Wie konntest du mir das antun?«, tobte sie.
    »Reg dich ab, Baby! Das war meine Cousine!« Dougie entkam Mias nächstem Handtaschenangriff nur um Haaresbreite.
    »Du verlogenes Stück Scheiße! Ich kenne alle deine Verwandten, Douglas. Sie hat dich noch nie besucht.«
    Dougie rannte im Kreis um sie herum, das Gesicht krebsrot vor Anstrengung. »Sie ist gerade erst hergezogen! Ich schwöre es, Baby.«
    »Und warum hast du sie mir dann nicht vorgestellt, hm?« Mia strich sich das verschwitzte braune Haar aus der Stirn. »Bin ich dir etwa peinlich?«
    Er hielt inne, eindeutig gekränkt durch diese Unterstellung. »Nein! Warum sagst du so was?«
    »Lügner!« Ihre Handtasche sauste auf seinen Kopf zu, verfehlte ihn jedoch.
    Dougie ergriff einen der Riemen, und die beiden lieferten sich mitten auf dem Parkplatz ein astreines Tauziehen. Die Wochenendkäufer begafften sie entsetzt und hielten ihren Kindern wegen der Flüche, die durch die Luft schwirrten, die Ohren zu. Jeden Augenblick würde bestimmt jemand den Sicherheitsdienst rufen, also beschloss ich, die Turteltäubchen sich selbst zu überlassen.
    »Hey, Leute!«, rief ich über die Schulter nach hinten. »Ich muss wieder an die Arbeit, bis später, ja?«
    »Ist gut, ich ruf dich an!«, schrie Mia zurück, bevor sie Dougie kräftig vor die Brust stieß.
    Ich warf meinen Becher in den Mülleimer und betrat Buncha Books durch den Seiteneingang. Die klimatisierte Luft traf mich wie ein Schlag ins Gesicht und drängte die Junihitze nach draußen. Aus den Lautsprechern tönten sanfte Jazzklänge in Endlosschleife. Touristen und Einheimische füllten die Etage in einem langsamen, unentschlossenen Tanz um die Bücherregale.
    Ich schlenderte durch die Hauptgänge, vorbei am Stand mit den Neuerscheinungen und Bestsellern in Richtung Informationsschalter in der Mitte des Geschäfts. Da ich schon bei Buncha Books jobbte, seit ich in der zehnten Klasse war, kannte ich inzwischen die wichtigsten Arbeitsregeln; etwa die, sich nie im eigentlichen Buchladen erwischen zu lassen. Außerdem hatte ich festgestellt, dass mich die Kunden nicht ansprachen, wenn ich keinen Augenkontakt zu ihnen herstellte. Diese Strategie hob ich mir auf, bis meine Schicht begann. Ich warf einen wachsamen Blick über die Schulter, suchte mir einen unbesetzten Computer und checkte wieder ein.
    Dank Tarnkappenstrategie und schneller Reflexe erreichte ich ohne Zwischenfall das andere Ende des Ladens. Als ich am Zeitschriftengang vorbeiflitzte, sah ich aus dem Augenwinkel etwas Seltsames, etwas so Verstörendes, dass ich aus dem Tritt kam. Ich hielt an, blinzelte ein paarmal und ging zurück zur Abteilung Heim und Garten, um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht verguckt hatte.
    Caleb Baker, der stellvertretende Chef der Musikabteilung, hatte eine Rothaarige im Arm und knutschte sie in Grund und Boden. Ihr schien diese öffentliche Mandeloperation nichts auszumachen, aber das war nicht gerade der Kundendienst, den unsere Vorgesetzten uns immer nahelegten.
    Als ich mich gerade zum Gehen wandte, trafen sich unsere Blicke.
    Caleb war nicht unbedingt ein Typ, der den Verkehr zum Erliegen
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