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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Autoren: Steven Erikson
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leicht geätzten Silber der echten malazanischen Schmuckstücke und Rangabzeichen gewesen, die wie die Relikte eines lang vergangenen Kults in den Marktständen der Stadt auftauchten. Nein, die hier waren aus Gold gewesen, mit Juwelen besetzt, wobei Saphirblau die am meisten verbreitete Farbe gewesen war – blau wie das blaue Feuer, für das die Stadt berühmt war, blau, um zu verkünden, dass der Träger Darujhistan einen großen, tapferen Dienst geleistet hatte.
    Sie hatte so einen Reif unter ihren eigenen Fingern gespürt, am Arm ihres Ehemannes, doch darunter hatten sich echte Muskeln befunden, deren Härte zu dem verächtlichen Blick gepasst hatte, den er über die Grüppchen aus Adligen in der großen, von Stimmengewirr summenden Halle hatte schweifen lassen – mit einer Miene, die er sich zugelegt hatte, seit er Mitglied des Rates geworden war, und die den Eindruck vermittelte, als würde all das ihm gehören. Die Verachtung war schon viel früher da gewesen und war nach seinem letzten und triumphalsten Sieg eher noch größer geworden.
    Mit den für die Daru typischen Gesten war ihnen gratuliert und Respekt bezeugt worden, während sie sich würdevoll durch die Menge bewegt hatten, und mit jeder anerkennenden Geste war das Gesicht ihres Mannes härter geworden, hatten sich die Oberarmmuskeln unter ihren Fingern mehr angespannt, waren seine Fingerknöchel über dem Schwertgürtel – in dessen geflochtene Schlingen er seine Daumen gesteckt hatte, wie es der neuesten Mode unter Duellanten entsprach – weißer geworden. Oh, er genoss es, jetzt einer von ihnen zu sein; ja, in der Tat über den meisten von ihnen zu stehen. Doch für Gorlas Vidikas bedeutete das nicht, dass er auch nur einen von ihnen mögen musste. Je mehr sie ihm schmeichelten, desto größer wurde seine Verachtung, und dass er beleidigt gewesen wäre, hätten sie sich nicht so kriecherisch verhalten, war – wie sie vermutete – ein Widerspruch, über den ein Mann wie ihr Ehemann nicht allzu lange nachzudenken pflegte.
    Die Adligen hatten gegessen und getrunken, herumgestanden und sich in Pose geworfen, waren herumstolziert und hatten bis zur – rasch nahenden – Erschöpfung getanzt, und jetzt drang aus den festlichen Prunksälen nur noch ein schwacher Nachhall in Form der halbherzigen Aufräumversuche der Bediensteten. Doch jenseits der hohen Mauern des Anwesens feierte das gemeine Volk noch immer ausgelassen auf den Straßen. Maskiert und halbnackt tanzten sie auf den Pflastersteinen – die zügellosen, wirbelnden Tanzschritte des Häutens von Fander –, als würde die Morgendämmerung niemals kommen, als würde der dunstige Mond höchstselbst reglos im Abgrund stehen, um Zeuge ihrer ausgelassenen Orgie zu werden. Patrouillen der Stadtwache hielten sich einfach nur am Rand und schauten zu, zogen die staubigen Umhänge eng um die Körper und legten die Hände in knarzenden Handschuhen auf Knüppel und Schwerter.
    Direkt unterhalb des Balkons, auf dem sie stand, zwitscherte und gurgelte der Springbrunnen des unbeleuchteten Gartens vor sich hin, durch die hohen, festen Mauern des Anwesens von den Festlichkeiten abgeschirmt, die sie während ihrer quälenden Kutschfahrt auf dem Weg nach Hause bemerkt hatten. Verwaschenes Mondlicht kämpfte in dem sanft wirbelnden Wasser, das den Springbrunnen umgab.
    Das blaue Feuer war in dieser Nacht zu stark; nicht einmal der schwermütige Mond kam dagegen an. Darujhistan selbst war ein Saphir, der im Reif der Welt schimmerte.
    Und doch vermochte die Schönheit der Stadt mitsamt ihrem begeisterten Stolz und den zahlreichen Stimmen sie in dieser Nacht nicht zu erreichen.
    In dieser Nacht hatte Lady Vidikas ihre Zukunft gesehen. Jedes einzelne Jahr. Am harten Arm ihres Ehemannes. Und der Mond … nun ja, er wirkte wie ein Ding aus der Vergangenheit, eine Erinnerung, die durch die Zeit gedämpft worden war und die sie dennoch zurückgeführt hatte.
    Auf einen Balkon, der diesem hier ziemlich ähnlich war – in eine Zeit, die jetzt sehr lange zurückzuliegen schien.
    Lady Vidikas, die einst Challice D’Arle gewesen war, hatte gerade ihre Zukunft gesehen. Und dabei entdeckt – in dieser Nacht und gegen diese Balkonbrüstung gelehnt –, dass die Vergangenheit ein schönerer Ort war.
    Natürlich musste ihnen ausgerechnet in dieser schlimmsten aller Nächte das Rhivi-Fladenbrot ausgehen. Leise vor sich hin fluchend schob Tippa sich durch die Menge auf dem Marktplatz am Seeufer, diese Meute aus schrecklich
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