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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Autoren: Steven Erikson
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während die Erde dahinter aufbarst und sich eine hungrige Grube nach der anderen öffnete, während Wurzeln sich wanden und nach dem Flüchtling ausstreckten, um ihn zu umschlingen, da wusste Chillbais, dass seine Wacht zu Ende war.
    Der Schatten glitt bis zu der niedrigen Mauer, die das Grundstück mit dem Azath-Haus umgab, kauerte sich kurz hin und schien die sich näher schlängelnden Wurzeln einen langen Augenblick zu betrachten; dann erhob er sich und strömte wie flüssige Nacht über die niedrige Mauer. Und war fort.
    Ächzend spreizte Chillbais die knarrenden Schwingen, schüttelte die Falten aus den Membranschichten zwischen den rippenähnlichen Fingern und machte einen Satz nach vorn, unter dem Ast heraus, wobei er so viel Luft einfing, wie er nur konnte, und unter wilder werdendem Ächzen hektisch flatterte, bis er hart auf dem mit Stroh bedeckten Boden aufschlug.
    Zweige und Blätter ausspuckend krabbelte der Dämon zur Mauer des Anwesens zurück, während er hörte, wie die Wurzeln sich umwandten und nach ihm ausstreckten. Chillbais grub seine Klauen in den Mörtel und kletterte auf seinen ursprünglichen Ansitz zurück. Natürlich hatte es keinen wirklichen Grund gegeben, sich zu fürchten. Die Wurzeln griffen niemals über die Mauern des Azath hinaus, und ein Blick zurück versicherte ihm …
    Kreischend warf Chillbais sich erneut in die Luft, dieses Mal hinaus über den Garten des Anwesens.
    Oh, niemand, wirklich niemand mochte Dämonen!
    Er schwang sich in die kühle Luft über dem überwucherten Springbrunnen, und dann, mit kräftig schlagenden Schwingen, nach oben, in die Nacht.
    Ein Wort, ja, für seinen Meister. Ein höchst außergewöhnliches Wort. So unerwartet, so aufwiegelnd, so belastet!
    Chillbais schlug so heftig wie möglich mit den Schwingen, ein feister Dämon in der Dunkelheit über der blauen, blauen Stadt.
    Zechan Wirf und Giddyn der Schnelle hatten die perfekte Stelle für ihren Hinterhalt gefunden – zwei einander gegenüberliegende, zurückgesetzte Hauseingänge in einer engen Gasse, vielleicht zwanzig Schritte hinter der Mündung. Kurz zuvor waren vier Betrunkene vorbeigestolpert, von denen keiner die Assassinen gesehen hatte, die reglos in der tintigen Schwärze standen. Und nun, da sie vorbei waren und der Weg frei war … fehlte nur noch ein einziger Schritt nach vorn, und Blut würde fließen.
    Die beiden Zielobjekte näherten sich. Beide trugen Tonkrüge und schwankten leicht. Sie schienen sich zu streiten, aber in einer Sprache, die Zechan nicht verstand. Wahrscheinlich Malazanisch. Ein rascher Blick nach links. Die vier Betrunkenen verließen gerade das hintere Ende der Gasse, tauchten in eine bunt gemischte Schar aus Nachtschwärmern ein.
    Zechan und Giddyn waren den beiden von K’ruls Kneipe aus gefolgt, hatten beobachtet, wie sie einen Weinhändler gefunden und mit der Frau um den Preis gefeilscht hatten, den sie für die Weinkrüge wollte, und wie sie sich geeinigt und dann wieder auf den Rückweg gemacht hatten.
    Irgendwo unterwegs mussten sie die Krüge entkorkt haben, denn jetzt stritten sie sich laut; der etwas Größere, Blauhäutige, der mit dem plattfüßigen Gang – Zechan konnte ihn von seinem Versteck aus gerade noch ausmachen –, blieb kurz stehen, um sich an eine Mauer zu lehnen, als wäre er kurz davor, sein Abendessen wieder von sich zu geben.
    Er richtete sich bald wieder auf, und es schien, als sei der Streit plötzlich vorbei. Sich reckend gesellte der Größere sich wieder zu dem anderen, und dann stapften die beiden anscheinend erneut nebeneinander durch den Abfall.
    Einfach perfekt.
    Nichts Dreckiges. Ganz und gar nichts Dreckiges. Für Nächte wie diese lebte Zechan.
    Dester bewegte sich schnell, huschte auf seinen Mokassins rasch, aber vollkommen lautlos über die Pflastersteine auf die Frau zu, die selbstvergessen vor ihm dahinschritt. Noch zwölf Schritte, noch acht, noch vier …
    Sie wirbelte herum, und ihr Umhang bauschte sich. Gebläuter Stahl, nur verschwommen wahrnehmbar, blitzte in einem tödlichen Bogen auf. Dester schlidderte, sprang zurück in dem Versuch, der Waffe auszuweichen – Beru hilf, ein Langschwert! –, und etwas fuhr ihm über die Kehle. Er wand sich und duckte sich nach links, beide Dolche vorgestreckt, um sie abzuwehren, sollte sie auf ihn eindringen.
    Ein Langschwert!
    Hitze strömte ihm den Hals hinunter und weiter über seine Brust unter dem Hirschlederhemd. Die Gasse schien vor seinen Augen zu schwanken,
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