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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Blend sie, während sie das Brot weiter auswickelte. »Das Zischen sagt ihnen, dass die Pfanne heiß genug ist.«
    »Wenn’s weiter nichts ist«, murmelte Blauperl.
    Tippa machte ein finsteres Gesicht und nickte dann. »In Ordnung. Gehen wir in unser Arbeitszimmer, und zwar alle … Blend, such Fäustel.«
    »Schlechter Zeitpunkt«, bemerkte Blend.
    »Was?«
    »Spindel hat sich auf diese Pilgerreise begeben.«
    »Wie schön für ihn.«
    Blend stand langsam auf. »Duiker?«, fragte sie mit vollem Mund.
    Tippa zögerte kurz. »Frag ihn«, sagte sie dann. »Wenn er will, ist es in Ordnung.«
    Blend blinzelte langsam. »Na, heute Nacht schon jemanden umgebracht, Tippa?«
    Keine Antwort war auch eine Antwort. Tippa betrachtete argwöhnisch die wenigen Gäste in der Kneipe, diejenigen, die zu betrunken gewesen waren, um beim zwölften Glockenschlag hinaus auf die Straße zu torkeln, wie es Brauch war. Allesamt Stammgäste. Das wird reichen. Tippa winkte den anderen, ihr zu folgen, und machte sich zur Treppe auf.
    Am hinteren Ende des Gastraums blökte der verdammte Barde weiter einen der unklareren Verse der Anomandaris vor sich hin, aber niemand hörte ihm zu.
    Die drei Männer betrachteten sich als die neue Elite im Rat von Darujhistan. Shardan Lim war der Größte und Dünnste; er hatte ein vertrocknetes Gesicht mit verwaschenen blauen Augen und einer krummen Nase. Der Mund war ein lippenloser Strich, dessen Winkel immer heruntergezogen waren, als könne er seine Verachtung für die Welt nicht verbergen. Die Muskeln seines linken Handgelenks waren doppelt so kräftig wie die seines rechten und von kreuzförmig verlaufenden, stolz zur Schau gestellten Narben gezeichnet. Er sah Challice an, als sei er kurz davor, ihren Ehemann zu fragen, ob er nicht jetzt bei ihr an der Reihe wäre, und sie spürte seinen Blick wie eine kalte Hand, die sich besitzergreifend um ihre Kehle legte. Einen Augenblick später wandte er seine blassen Augen ab, und als er nach seinem Kelch griff, der auf dem Kaminsims stand, huschte so etwas wie ein halbes Lächeln über seine Züge.
    Auf der anderen Seite des nahezu erloschenen Feuers – und damit Shardan Lim gegenüber – stand Hanut Orr, dessen lange Finger zärtlich über die uralten Hammersteine strichen, die in die Feuerstelle eingemauert waren. Als Spielball für die Hälfte der adeligen Frauen in der Stadt – sofern sie verheiratet oder sonstwie ihrer Jungfräulichkeit beraubt waren – stellte er in der Tat eine höchst verführerische Mischung aus gefährlichem Charme und dominanter Arroganz dar. Mit diesen Charakterzügen verführte er auch ansonsten intelligente Frauen, und es war wohlbekannt, wie sehr er es genoss, wenn seine Geliebten auf Knien auf ihn zukrochen und um ein bisschen Aufmerksamkeit bettelten.
    Challices Ehemann lag links von Hanut Orr mit ausgestreckten Beinen in seinem Lieblingssessel und starrte nachdenklich in seinen Kelch, in dem der leicht blaublütige Wein langsame Wirbel bildete, als er seine Hand lässig im Kreis bewegte.
    »Teures Weib«, sagte er jetzt auf seine typische, affektierte Weise, »hat dich die Luft auf dem Balkon erfrischt?«
    »Wein?«, fragte Shardan Lim und zog die Brauen hoch, als gäbe es in seinem Leben nichts Wichtigeres, als sie zu bedienen.
    Sollte ein Ehemann an dieser Art kaum verhohlener Lüsternheit, wie seine sogenannten Freunde sie zur Schau stellten, Anstoß nehmen? Gorlas schien es gleichgültig zu sein.
    »Nein, danke, Ratsherr Lim. Ich bin nur gekommen, um allen eine gute Nacht zu wünschen. Gorlas, wirst du noch lange hierbleiben?«
    Er blickte zwar nicht von seinem Weinglas auf, doch sein Mund bewegte sich, als würde er noch dem letzten Schluck nachschmecken und das, was noch da war, ziemlich sauer finden. »Es gibt keinen Grund, auf mich zu warten, Weib.«
    Unwillkürlich huschte ihr Blick zu Shardan, und in seinem Gesicht sah sie Erheiterung und die eindeutige Aussage, dass er sich ihr gegenüber nicht so abweisend verhalten würde.
    Und sie stellte fest, dass sie dank einer plötzlichen, dunklen Verdorbenheit seinen Blick mit einem Lächeln erwiderte.
    Zwar konnte ohne jede Ungewissheit gesagt werden, dass Gorlas Vidikas diesen Blickwechsel nicht bemerkt hatte, doch Hanut Orr hatte ihn sehr wohl bemerkt; seine Erheiterung war allerdings eher grausam und verächtlich.
    Challice, die sich plötzlich beschmutzt fühlte, wandte sich ab.
    Ihre Zofe folgte ihr nach draußen und die breite Treppenflucht hinauf, die einzige

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