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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Autoren: Steven Erikson
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hungrigen, betrunkenen Zechern; sie setzte ihre Ellbogen ein, wann immer es nötig war, und starrte jeden finster an, der sie im Delirium anlächelte, bis sie schließlich an der Mündung einer schmuddeligen Gasse herauskam, in der der Abfall knöcheltief herumlag. Irgendwo ein bisschen südlich des Borthen-Parks. Das war jetzt nicht ganz der Rückweg zur Kneipe, der ihr am liebsten war, aber das Fest war in vollem Gange.
    Den eingewickelten Packen Fladenbrot unter den linken Arm geklemmt blieb sie kurz stehen, um die Zotteln ihres schweren Umhangs zu entwirren; als sie dabei den neuen Fleck entdeckte, der von einem unachtsamen Passanten stammte – irgendein grotesker Gadrobikuchen –, starrte sie ihn finster an und versuchte ihn wegzuwischen, was alles nur noch schlimmer machte. Inzwischen noch schlechter gelaunt begann sie, durch den Abfall zu stapfen.
    Begünstigt vom Zug der Lady war es Blauperl und Fahrig bei ihrer Suche nach saltoanischem Wein zweifellos besser ergangen, und wahrscheinlich waren sie längst zurück im K’ruls. Während sie selbst immer noch hier herumhing, zwölf Straßen und zwei Mauerdurchgänge von ihrem Ziel entfernt, von dem sie außerdem auch noch zwanzig- oder dreißigtausend wahnsinnige Idioten trennten. Würden ihre Kameraden auf sie warten? Nie im Leben. Blend und ihr Fimmel für Rhivi-Fladenbrot sollten verdammt sein! Sie und ihr verstauchter Knöchel hatten sich miteinander verschworen und so Tippa in der ersten Nacht des Festes hier herausgetrieben – falls der Knöchel überhaupt verstaucht war, woran sie so ihre Zweifel hatte, seit Fäustel auf das ärgerliche Gliedmaß hinuntergeschaut und nur die Schultern gezuckt hatte.
    Allerdings war das so ziemlich genau das, was alle mittlerweile von Fäustel erwarteten. Seit sie sich im Ruhestand befanden, war er trübsinnig, und die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann in der Zukunft des Heilers noch einmal die Sonne aufgehen würde, war in etwa so groß wie die, dass der Vermummte vergessen würde, eines Tages die Rechnung zu präsentieren. Und es war ja nun auch nicht so, dass er der Einzige war, der trübsinnig war, oder?
    Aber welchen Sinn hatte es, ihre schlechte Laune mit all diesen tausendmal durchgekauten Gedanken zu nähren?
    Nun – es sorgte dafür, dass sie sich besser fühlte, und das war immerhin schon mal was.
    Den schwarzen Kapuzenumhang eng um sich gezogen beobachtete Dester Thrin, wie die Frau mit dem riesigen Hintern durch den Abfall am anderen Ende der Gasse stapfte. Er hatte sie ausgemacht, als sie aus der Hintertür von K’ruls Kneipe gekommen war – ein krönender Abschluss nach vier Nächten an seinem sorgfältig ausgewählten, von Dunkelheit verschleierten Aussichtspunkt, von dem aus er den schmalen Hintereingang beobachten konnte.
    Der Meister seines Clans hatte ihn davor gewarnt, dass die Zielobjekte alle ehemalige Soldaten waren, aber Dester Thrin hatte wenig gesehen, das darauf hingedeutet hätte, dass einer oder eine von ihnen sich fit und in Form gehalten hätte. Sie waren alt und abgeschlafft, kaum jemals nüchtern, und die hier, nun, die trug den dicken Wollumhang, weil sie fett wurde und er ihr offensichtlich Selbstbewusstsein verlieh.
    Ihr durch die Menge zu folgen war ziemlich einfach gewesen; sie war einen Kopf größer als der durchschnittliche Gadrobi und schien die Darustraßen auf der Route, die sie zu dem heruntergekommenen Rhivi-Markt am Seeufer nahm, bewusst zu meiden; eine merkwürdige Vorliebe, die sich in sehr kurzer Zeit als tödlich erweisen würde.
    Desters Darublut hatte ihm klare Sicht auf sein Zielobjekt gewährt, das sich zielstrebig durch die wogende Masse der Feiernden drängte.
    Er machte sich daran, die Gasse zu durchqueren, als sein Zielobjekt sie am hinteren Ende verließ. Rasch mit den Schritten eines Jägers dahinhuschend, erreichte er die Mündung der Gasse und schob sich noch rechtzeitig genug nach draußen, um sehen zu können, wie die Frau in den Durchgang des Walls der Zweiten Stufe verschwand, an den sich dicht darauf der Tunnel durch die Dritte anschloss.
    Die Nachfolgekriege der Gilde im Gefolge von Vorcans Verschwinden waren schließlich ohne allzu viel Blutvergießen beigelegt worden. Und Dester war mit dem neuen Großmeister, der ebenso boshaft wie schlau war – während die meisten anderen Kandidaten einfach nur boshaft gewesen waren –, mehr oder weniger zufrieden. Endlich musste ein Assassine der Gilde kein Narr mehr sein, um bei einem Blick in die Zukunft
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