Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Sprache, die unter Zwillingen üblich war, obwohl sie keine Zwillinge waren, und es schien, dass ihnen diese Sprache genügte. Und daher wechselten sie nur einen kurzen Blick, als sie sahen, dass der Hund das Dorf verließ, suchten an Vorräten und Waffen zusammen, was gerade zur Hand war, und folgten dem Tier.
    Ihr Aufbruch wurde bemerkt, aber das war auch alles.
    Nach Süden, weg von den großen Bergen der Heimat, wo Kondore zwischen den Gipfeln kreisten und Wölfe heulten, wenn die Winterwinde kamen.
    Nach Süden, hinunter zu den Landen der verhassten Kinder der Nathii, wo die Überbringer von Krieg und Pestilenz hausten, die Mörder und Versklaver der Teblor. Wo die Nathii sich wie Lemminge vermehrten, bis es den Anschein hatte, dass es auf der ganzen Welt keinen Platz mehr für andere oder anderes als sie selbst gab.
    Genau wie der Hund waren die beiden Mädchen furchtlos und entschlossen. Sie wussten es nicht, aber diese Charakterzüge hatten sie von ihrem Vater geerbt, den sie noch nie gesehen hatten.
    Der Hund blickte nicht zurück, und als die Mädchen ihn einholten, blieb er so gleichgültig wie zuvor. Er war, wie die Ältesten gesagt hatten, von den Göttern berührt.
    Im Dorf erfuhren mittlerweile eine Mutter und eine Tochter von der Flucht ihrer Kinder. Die Tochter weinte. Die Mutter nicht. Stattdessen verspürte sie plötzlich Hitze im Unterleib, und für einige Zeit verlor sie sich in Erinnerungen.
    »Oh du hinfällige Stadt, wo Fremde ankommen …«
    Eine leere Ebene unter einem leeren Nachthimmel. Ein einsames Feuer, so schwach, dass es beinahe von den geschwärzten, gesprungenen Steinen verschluckt wurde, die es umgaben. Auf einem der beiden flachen Steine unweit der Feuerstelle saß ein kleiner, rundlicher Mann mit fettigen, schütteren Haaren. Er trug eine verschossene rote Weste über einem Leinenhemd mit fleckigen, einst weißen pludrigen Manschetten um die pummeligen Hände. Das runde Gesicht war gerötet, spiegelte die flackernden Flammen wider. Von dem kleinen, spitzen Kinn hingen lange schwarze Haare – leider nicht genug, um sie zu flechten –, und er hatte eine neue Vorliebe entwickelt, er zwirbelte sie und strich über sie, wenn er tief in Gedanken war … oder auch weniger tief. Ja, tatsächlich machte er es sogar dann, wenn er überhaupt nichts dachte, aber den Eindruck ernsthaften Nachsinnens erwecken wollte, falls ihn jemand gedankenvoll beobachten sollte.
    Und jetzt, während er in das Feuer vor sich starrte, strich und zwirbelte er sie ebenfalls.
    Was hatte der grauhaarige Barde gesungen? Dort, auf der bescheidenen Bühne in K’ruls Kneipe früher am Abend, während er zugesehen hatte, zufrieden mit seinem Platz in der Stadt, die er mehr als einmal gerettet hatte?
    »Oh du hinfällige Stadt, wo Fremde ankommen …«
    »Ich muss dir etwas sagen, Kruppe.«
    Der rundliche Mann blickte auf und stellte fest, dass eine in einen Kapuzenumhang gekleidete Gestalt auf dem anderen flachen Stein saß und schmale, blasse Hände über die Flammen hielt. Kruppe räusperte sich, ehe er sagte: »Es ist lange her, seit Kruppe zum letzten Mal so dagesessen hat, wie du ihn jetzt dasitzen siehst. Dementsprechend hat Kruppe schon längst geschlussfolgert, dass du ihm etwas von so überwältigender Bedeutung zu sagen gedenkst, dass niemand außer Kruppe es wert ist, es zu hören.«
    Ein leichtes Glitzern in der Dunkelheit unter der Kapuze. »Ich bin an diesem Krieg nicht beteiligt.«
    Kruppe strich über die Rattenschwänze seines Barts und erfreute sich daran, nichts zu sagen.
    »Das überrascht dich?«, fragte der Ältere Gott.
    »Kruppe erwartet immer das Unerwartete, alter Freund. Könnte man denn übrhaupt etwas anderes erwarten? Kruppe ist entsetzt. Doch jetzt kommt ihm ein Gedanke, hirnwärts geschleudert von einem Zupfen an diesem hübschen Bart. K’rul sagt, er ist an diesem Krieg nicht beteiligt. Doch Kruppe hat den Verdacht, dass er nichtsdestotrotz der Preis ist, um den es in diesem Krieg geht.«
    »Nur du verstehst das, mein Freund«, sagte der Ältere Gott seufzend. Dann legte er den Kopf leicht schräg. »Ich hatte es eben nicht bemerkt, aber du scheinst traurig zu sein.«
    »Die Traurigkeit hat viele Nuancen, und es scheint, als hätte Kruppe sie alle gekostet.«
    »Willst du jetzt über diese Dinge sprechen? Ich glaube, ich bin ein ziemlich guter Zuhörer.«
    »Kruppe sieht, dass du schlimm bedrängt wirst. Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.«
    »Das spielt keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher